Vielen ist Arthur Conan Doyle als geistiger Vater von Sherlock Holmes bekannt. Dass der Schriftsteller auch einmal auf einem Walfänger gearbeitet hat, ist aber wohl weniger bekannt. Mit diesem „Tagebuch einer arktischen Reise“ erhält man Einblick in Conan Doyles Alltag auf der „Hope“, mit der er sieben Monate in der Arktis kreuzte.
Mitten im Medizinstudium bietet sich dem 20jährigen Arthur Conan Doyle die Möglichkeit in die Arktis zu reisen. Ein Freund bietet ihm 1880 eine Stelle als Schiffsarzt an, weil er sie selbst nicht besetzen kann. So landet Conan Doyle keine Woche später in Peterhead auf der „Hope“, einem Walfangschiff. Das Kommando hat Kapitän John Gray, ein erfahrener Seemann und Walfänger.
Als Schiffsarzt obliegt es Conan Doyle auch das Logbuch des Schiffes zu führen. Wirklich viel zu tun hat er als Arzt nicht. So ist er hauptsächlich Chronist dieser Reise und Gesellschafter des Kapitäns. Außerdem beteiligt er sich an der Robbenschlachtung und der Waljagd. Crew und Kapitän respektieren ihn sehr. Er bekommt sogar das Angebot im nächsten Jahr erneut mit von der Partie zu sein. Dann nicht nur als Schiffsarzt sondern auch als Harpunier.
Obwohl die Ausbeute der „Hope“ in diesem Jahr sehr schlecht ist, hat diese Reise Conan Doyle nachhaltig beeindruckt. Zeit seines Lebens zerrt er von den Ereignissen, schreibt darüber Artikel, hält Vorträge und lässt Anekdoten auch in seine Romane und Kurzgeschichten einfließen.
Die schriftlichen Aufzeichnungen werden im Übrigen ergänzt durch Kopien der Original-Zeichnungen aus Conan Doyles Tagebuch. Neben der Einleitung der Herausgeber, kann man auch einige der späteren Schriften Conan Doyles über die Arktis lesen sowie ein Essay über die zoologischen Entdeckungen des Schriftstellers. Auf den inneren Umschlagseiten sieht man außerdem den Verlauf der Route der „Hope“ (vorn) sowie eine Zeichnung des Walfängers selbst (hinten).
Lebendig Schilderung des Alltags auf See
Endlich habe ich mich heran getraut, an Arthur Conan Doyles „Tagebuch einer arktischen Reise“. Schon einige Monate steht diese tolle Schmuckausgabe mit dem witzigen Titel „Heute dreimal ins Polarmeer gefallen“ vom mare Verlag in meinem Regal und strahlt mich an. Nun habe ich dieses Geschenk endlich gelesen.
Das Buch ist vollgepackt und interessant. Auch wenn mir die Schilderung der brutalen Robbenschlachtung sehr missfällt. Ganz zu schweigen von der moralisch sehr fragwürdigen Waljagd. Aber was kann man anderes erwarten, wenn man ein Buch über einen Walfänger liest?! Ich habe mich also mehr auf das „Drumrum“ in Conan Doyles Aufzeichnungen konzentriert. Eine sehr lebendige Schilderung des Alltags auf See. Wobei – besonders am Anfang – die vielen Fußnoten ermüdend sind. Wenn man auf jeder Seite die Lektüre teils mehrfach unterbrechen muss, um die Erläuterungen zu lesen, stört das den Lesefluss sehr. Dank Conan Doyles Schreibstil sind die Tagebuchaufzeichnungen recht unterhaltsam, auch wenn sich die Themen wiederholen – Wetter, Windrichtung, Tiersichtungen, etc. Immer mal wieder gibt es eine ungewöhnliche Anekdote, ein besonderes Ereignis, wie zum Beispiel, die vermeintliche Meeresschnecke, die Conan Doyle auf den Namen John Thomas tauft und als Haustier hält. Auch die Landschaftsbeschreibungen sind sehr anschaulich. Und unabhängig davon was ich vom Walfang halte, ist es ebenfalls interessant zu lesen, wie das alles vonstattengeht.
Ganz besonders habe ich mich gefreut im Anhang noch eine mir unbekannte Sherlock-Holmes-Geschichte zu lesen. Die ist deshalb mit abgedruckt, weil hier das Thema Walfang eine besondere Rolle spielt.
Natürlich möchte ich auch nicht die wunderschöne Aufmachung des Buches verschweigen. Diese besondere Ausgabe kommt in einem dunkelroten Leineneinband daher mit einem ebenso dunkelroten Lesebändchen. Das Cover ziert Conan Doyles Zeichnung der Hope gerahmt von Autor und Titel in schlichten Lettern in Creme und Schwarz. Dazu gibt es einen Schuber, der nicht minder geschmackvoll ist: In cremeweiß gehalten, auch hier eine Zeichnung von Conan Doyle mit Autor und Titel. Farblich alles schön aufeinander abgestimmt.
Normalerweise gucke ich da nicht so drauf, aber es ist nun mal eine Schmuckausgabe und ich wollte es mit erwähnen.
Alles in allem freue ich mich sehr, dieses Buch mein eigen nennen zu können. Ich empfehle es gerne weiter – vielleicht setzt Ihr es ja schon auf Eure Weihnachtswunschliste.
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Autorenporträt
Sir Arthur Conan Doyle, geboren 1859 in Edinburgh, war ein britischer Arzt und Schriftsteller, der es vor allem mit seinen Abenteuern um Sherlock Holmes und dessen Freund Dr. Watson zu Weltruhm brachte. Er starb 1930 in Crowborough, Sussex.
Buchinfo
„Heute dreimal ins Polarmeer gefallen. Tagebuch einer arktischen Reise“ von Arthur Conan Doyle, erschienen bei mare
Hardcover (Leinenband mit Lesebändchen im Schuber): 336 Seiten, € 32,00, ISBN: 978-3-86648-209-8
Quellen
Bild/Autorenporträt: www.mare.de / Text (außer Autorenporträt): Susanne