Was macht man als Geist, wenn man nach dem Tod einfach nicht das berühmte Licht sieht und den Tunnel nicht findet? Pascha steht bzw. schwebt vor diesem Problem. Gerade wurde er ermordet, aber der Eintritt zum Himmelreich wird ihm offenbar verwehrt. Also bleibt Pascha einfach bei seinem Körper. Bei der Obduktion stellt er fest, dass er zum Rechtsmediziner Dr. Martin Gänsewein Kontakt aufnehmen kann. Nachdem dieser aber fälschlicher Weise seinen Tod als Unfall deklariert hat, muss Gänsewein ihm jetzt helfen den Mörder zu finden.
Das Leben des Kleinkriminellen Sascha „Pascha“ Lerchenberg nimmt ein jähes Ende. Gerade mal Mitte Zwanzig, aber dafür reichlich angetrunken, findet er seinen Tod beim Absturz von einer Brücke. Verwundert nimmt er aus der Vogelperspektive zur Kenntnis, wie Sanitäter und Arzt seinen leblosen Körper abtransportieren.
Das vielgerühmte Licht und der Tunnel lassen allerdings auf sich warten und so fühlt Pascha sich ziemlich verlassen. Aufgrund einer Gefühlsregung könnte man sagen, hat er das Bedürfnis in der Nähe seines Körpers zu bleiben und begleitet diesen in das Rechtsmedizinische Institut. Dort muss er wenig später mit ansehen, wie Dr. Martin Gänsewein und seine Kollegen seinen Körper mit allerlei medizinischem Gerät fachgerecht zerlegen und untersuchen. Als Gänsewein allerdings Hand an Paschas Geschlechtsteile legt zum Zwecke der Untersuchung, hält Pascha nichts mehr zurück und er brüllt den Mediziner an. Erschrocken zuckt dieser zurück.
Der Geist ist überrascht, dass Gänsewein ihn versteht. Und so nimmt er wenig später erneut und ruhiger Kontakt zu dem unscheinbaren Mann auf. Dieser ist verwirrt, hat in den vielen Jahren seines Berufslebens doch bisher noch keine Seele zu ihm gesprochen. Pascha hingegen ist froh, sich jemandem mitteilen zu können. Er ist überzeugt davon ein Mordopfer zu sein und Gänsewein soll ihm helfen, den Schuldigen herauszufinden.
Dumm nur, dass der Rechtsmediziner bereits einen Unfall für die Verletzungen des Toten angegeben hat. Offiziell gibt es also keinen Mordfall. Nur widerwillig lässt der biedere Gänsewein sich auf dieses Abenteuer ein. In dessen Verlauf erleidet nicht nur sein Auto Schaden, sondern auch sein Ruf sowohl im Privaten als auch Beruflichen. Denn immer wieder lotst Pascha ihn in die unmöglichsten und teilweise auch gefährlichen Situationen. Und immer wieder macht der Geist sich in den unpassendsten Momenten bemerkbar.
Dennoch finden Pascha und Gänsewein eine Spur. Der Mediziner schlägt sich besser als zunächst erwartet und zeigt ungeahnte Talente. Ob ihm dies im Finale auch nützt?
Unterhaltung und Kurzweil pur
Eine wunderbar tragische Komödie. Ich habe dieses Buch in einem Rutsch durchgelesen. Die Neugier wie Geist Pascha und Langweiler Gänsewein sich gemeinsam schlagen war einfach zu groß. Das ungleiche Gespann bringt den Leser immer wieder zum Lachen. Die Wortwahl und die ungewöhnlichen Formulierungen und Satzkreationen der Autorin tragen ihr Übriges zur Unterhaltung bei.
Übersinnlich und Kriminell, wissenschaftlich und humorvoll – die Story ist vollgepackt mit allem was ein gutes Buch ausmacht. „Kühlfach 4“ ist als lockerleichte Lektüre sehr zu empfehlen. Mitunter vielleicht ein bischen morbide, aber im Ausdruck und Schreibstil kaum zu schlagen.
Autorenporträt
Jutta Profijt wurde1967 in Ratingen geboren. Nach dem Abitur ging sie ins Ausland, verkaufte Walzwerke, unterrichtete Unternehmensvorstände und Studenten und veröffentlichte 2003 ihren ersten Kriminalroman. Heute lebt sie als freie Autorin in der niederrheinischen Provinz.
Buchinfos
“Kühlfach 4“ von Jutta Profijt, erschienen April 2009 bei dtv, Taschenbuch, 256 Seiten, € 9,95, ISBN 978-3-423-21129-1
Quellen
Bild: www.dtv.de / Text: Susanne
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