Schon klar, London liegt nicht in Schottland. Ich verwechsele hier auch nicht London mit Edinburgh. Die britische Hauptstadt war einfach mein erster Stopp auf der Insel und hat mich schwer beeindruckt. Und es gehört zu meinem Schottlandurlaub halt einfach dazu.
In der britischen Metropole komme ich erst am Abend an. Ich schlage mich auch erfolgreich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln vom Flughafen bis South Kensington durch. Zu Fuß bin ich leider etwas orientierungslos. Die ganze Zeit. Ich verlaufe mich ständig, sobald ich aus einer U-Bahn-Station trete.
Mein Quartier befindet sich recht zentral im Imperial College. Der erste Wow-Effekt, der mich die Digicam zücken und die nervenaufreibende Anreise vergessen lässt, ist die Royal Albert Hall. Der wunderschöne runde Bau in rot und weiß, angestrahlt vom warmen Licht der orangenen Laternen verschlägt mir total die Sprache. Die Konzerthalle liegt direkt neben meiner Unterkunft. Sogar von meinem Schlafzimmer kann ich mit ein wenig Halsakrobatik den Anblick genießen.
Der nächste Tag ist geprägt von U-Bahn-fahren und (ver)laufen. Konsequent trete ich aus jeder U-Bahn-Station und laufe erst mal ca. 100m in die falsche Richtung. Da glaubt mir doch keiner, dass ich eigentlich gar nicht so schlecht drin bin Karten und Stadtpläne zu lesen. Immerhin gibt es keinen der mich deswegen anschnautzt.
Nach dem Frühstück mache ich mich also auf in die Londoner City. Leider bin ich für viele Sehenswürdigkeiten entweder zu spät oder zu früh dran. Die Temple Church hat noch nicht geöffnet – die Westminster Abbey ist für Besucher schon zu als ich antrabe.
Dass ich mich knapp 2h am Buckingham Palace aufgehalten habe, um ein Paar Wachmänner im roten Gewand und mit blöden schwarzen Mützen partiell anzugucken, ärgert mich im Nachhinein etwas. Ich bin schließlich nicht die Einzige die dort steht. Unfassbar viele Leute verfolgen das Spektakel ebenfalls. Dementsprechend wenig kann ich tatsächlich sehen – deswegen „partiell“.
Ich hätte mich wohl eher in die Schlange am Sherlock-Holmes-Museum einreihen sollen. Oder wenigstens den Souvenirshop besuchen. Immerhin sehe ich die Fliesen mit dem Detektiv-Konterfei in der U-Bahn-Station Baker Street. Und ich lasse es mir nicht nehmen, die Serien-Baker Street 221b aus der neuen BBC-Serie Sherlock anzusehen. Die Dreharbeiten für die neue Staffel haben leider schon einen Monat zuvor stattgefunden.
Im „Cool Britannia“ am Piccadilly Circus gucke ich mir die übelsten Souvenirs an – und ja, ich kaufe auch welche. Und im Spielwarengeschäft „Hamleys“ staune ich über die käuflich zu erwerbenden Zauberstäbe sämtlicher Harry-Potter-Protagonisten. Noch mehr über die angebotenen fliegenden Besen. So einer wäre ganz praktisch.
Unter einem Baum gegenüber von Madame Tussauds verputze ich einen kleinen Snack und beobachte die Menschenmassen vor dem Wachsfigurenkabinett. Und auf der Wiese neben Westminster Abbey stelle ich drei Dinge fest: 1. Die Kirche ist von außen wunderschön und überaus beeindruckend. 2. Ich komme nicht mehr rein, kann mir somit das Grab von Isaac Newton nicht ansehen und die Kugel suchen, „die auf dem Grab sollt sein“. Und 3. Ich habe nach 8h auf den Beinen an beiden Füssen je eine fette Blase. An der Fußsohle!
Ein Glück, dass die Houses of Parliament, Big Ben und die Themse quasi direkt neben Westminster liegen. Die sind nämlich auch alle beeindruckend. Überhaupt bin ich restlos begeistert von der Architektur in London. Staunend laufe ich die Straßen entlang, sehe Bobbys zu Fuß und zu Pferd. Oder die wunderschönen Gebäude in weiß, rot oder sandfarben, mit Erkern, Schnörkeln, Türmchen, den Kellerwohnungen, den schmiedeeisernen Zäunen… halt alles was man so aus britischen Filmen kennt. Stimmt alles.
Immer wieder denke ich auch an Bücher in denen ich von London gelesen habe bzw. die in London spielen. Allen voran natürlich Sherlock Holmes und die neue Peter-Grant-Reihe von Ben Aaronovitch und auch Dan Brown, der Robert Langdon ein wenig durch London jagt.
Am Abend gehe ich in der Nähe meiner Unterkunft essen. Das ist zwar lecker, aber leider nicht sonderlich gemütlich. Denn das Lokal ist stark frequentiert und der Bedienung ist es lieb, wenn man isst und verschwindet, statt einen Tisch ewig zu blockieren. Aber ich bin ohnehin hundemüde. Nachdem ich die Blasen an den Füssen mit einem Blasenpflaster versorgt habe, werfe ich noch einen Blick auf die Royal Albert Hall und schlafe früh ein.
Ach ja, das Wetter ist übrigens bombastisch! Sonne pur, nicht ein Wölkchen, geschweige denn Nebel oder Regen. London zeigt sich mir von seiner besten Seite. Ein weiterer Besuch in der Metropole ist also ein unbedingtes Muss.
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