Chris Womersley: Beraubt

Nach 10 Jahren kehrt Quinn in seine Heimatstadt zurück. Da er noch immer als Mörder gebrandmarkt ist, hält er sich in den umliegenden Wäldern versteckt. Gesellschaft leistet dem gepeinigten jungen Mann bald ein Mädchen. Gemeinsam bilden sie ein ungewöhnliches Paar, dass sich den Widrigkeiten der Nachkriegszeit und dem Schrecken der Gemeinde entgegenstellt.

Beraubt

Im Alter von 16 Jahren wird Quinn erwischt wie er sich mit einem Messer über seine tote blutüberströmte 12jährige Schwester beugt. Zeugen sind ausgerechnet sein eigener Vater und sein Onkel. Überstürzt flieht der Junge und wird seither im Ort nur noch „der Mörder“ genannt.
10 Jahre später kehrt Quinn zurück in seine Heimat. Er hat sich als Arbeiter durchgeschlagen und hat die Greuel des ersten Weltkrieges erlebt. Nun nach Kriegsende ist er wieder in Australien, wo eine Grippeepidemie wütet. Von Sydney aus wandert er bis zu seinem Geburtsort.
Instinktiv vermeidet er dort Begegnungen mit den Bewohnern und durchstreift die Wälder. Hier trifft er jedoch auf die 12jährige Sally. Auch sie hält sich versteckt. Nach dem Tod der Mutter ist sie allein und wartet sehnlichst auf die Rückkehr ihres Bruders aus dem Krieg. Sie versteckt sich vor dem örtlichen Konstable, über den sie beängstigende Dinge weiß. Es handelt sich dabei um keinen anderen als Quinns Onkel.
Doch Sally weiß noch viel mehr. Sie überrascht Quinn mit Einzelheiten aus dem örtlichen Leben und auch mit persönlichen Auskünften zu seiner toten Schwester. Die beiden verunsicherten Einzelgänger fassen langsam vertrauen ineinander und sehen bald im jeweils anderen das sehnlichst erwünschte: den zurückgekehrten großen Bruder und die verlorene kleine Schwester.
Als Quinn die Wahrheit über den Tag seiner Flucht enthüllt, sehen beide, dass es nur einen Ausweg geben kann – ein weiterer Mord.

Wunderschöner Schreibstil mit ergreifender Story

Die Story ist von Anfang an wie ein Strudel – sie zieht den Leser unwillkürlich in sich hinein. Und die Sogwirkung lässt auch bis zum Ende des Buches nicht nach. Am liebsten möchte man über das Ende hinaus Quinn und Sally begleiten und ihren Weg begleiten.
Chris Womersley zeigt deutlich sein Können mit „Beraubt“. Neben den lebendigen Beschreibungen der Landschaft, sind vor allem die gezeichneten Protagonisten beeindruckend. Insbesondere natürlich die Gestalt des Quinn, der gepeinigt und zerrissen nach Hause zurück kehrt und doch nicht richtig ankommt.
Ganz besonders eindrücklich die immer wieder unvermittelt aufblitzende poetische Sprache, mit der Womersley die Seiten – und damit das Buch – geradezu adelt. Ein wunderschöner Schreibstil verflicht sich hier mit einer ergreifenden Story.

Autorenporträt
Chris Womersley wurde 1968 in Melbourne geboren, wo er heute nach ausgedehnten Reisen in Asien, Afrika und Südamerika wieder lebt. Er studierte Kreatives Schreiben, arbeitete als Journalist und veröffentlicht seit 2006 Kurzgeschichten. Beraubt“ ist sein zweiter Roman und wurde u.a. mit dem Australian Book Industry Award for Literary Fiction und dem Indie Award for Fiction ausgezeichnet. Außerdem wurde das Buch für den CWA Gold Dagger Award, den wichtigsten englischsprachigen Preis für Spannungsliteratur, nominiert.

Buchinfo
„Beraubt“ von Chris Womersley, erschienen Februar 2013 bei DVA, Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, 320 Seiten, € 19,99, ISBN: 978-3-421-04572-0

Quelle
Bild: www.dva.de / Text: Susanne

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