Zwei Freunde werden während des Krieges über Feindesland abgeschossen. Ihre einzige Rettung scheint ein Lazarettzug in dem psychisch kranke SS-Offiziere ins Reich gebracht werden. Nach einigen Monaten im der psychiatrischen Anstalt kann einer der beiden fliehen – der andere kann 30 Jahre lang der Hölle nicht entkommen.
Bryan und James sind Anfang zwanzig, Piloten der Royal Air Force und sie sind beste Freunde. Bei einem Einsatz wird ihr Flugzeug über Deutschland abgeschossen. Die jungen Männer überleben und können sich auf einen Lazarettzug retten, der psychisch kranke SS-Offiziere in die Heimat transportiert. Unter falschen Identitäten landen Bryan alias Arno von der Leyen und James alias Gerhart Peuckert im so genannten Alphabethaus – einer psychiatrischen Anstalt nahe Freiburg im Breisgau.
Monatelang werden sie mit fragwürdigen Medikamenten vollgestopft und mit Elektroschocks behandelt. Dazu kommen die Misshandlungen durch andere Insassen. Denn lang nicht alle Patienten sind auch wirklich krank. Und die Simulanten misstrauen jedem anderen im Raum – insbesondere Bryan und James.
Während Bryan immer wieder Fluchtgedanken hegt, ergibt James sich den Behandlungen und seinem Schicksal. Aus Angst vor Entdeckung vermeidet er jeglichen Kontakt zu Bryan. Nach knapp einem Jahr in dieser Hölle gelingt diesem tatsächlich die Flucht.
Ganze 28 Jahre später hat Bryan es noch immer nicht verwunden, seinen besten Freund im Stich gelassen zu haben. Obwohl das Alphabethaus damals dem Erdboden gleich gemacht wurde, hat er noch Hoffnung, dass James lebt. Er beginnt erneut mit Nachforschungen – und reist dieses Mal sogar selbst nach Deutschland.
Doch trotz der Sackgassen und den vernichtenden Auskünften, sieht er sich plötzlich sowohl der Antwort als auch seinen größten Feinden gegenüber. Ausgerechnet in Freiburg laufen ihm seine Peiniger aus dem Alphabethaus über den Weg. Die ehemaligen SS-Offiziere haben neue Identitäten. Und als sie in Bryan den ehemaligen Mitpatienten Arno von der Leyen erkennen, fühlen sie sich in ihrer Existenz bedroht. Zumal dieser ausgerechnet nach Gerhart Peuckert sucht.
Ein Versteckspiel auf Leben und Tod beginnt.
Dramatisch und feinfühlig
Die eindringlichen Schilderungen lassen völlig vergessen, dass es sich um einen fiktiven Roman handelt. In eindrucksvollen Bildern erzählt Adler-Olsen von einer Freundschaft, an der festgehalten wird, die aber aufgrund der Umstände dennoch zum Scheitern verurteilt ist.
Packend von der ersten Seite an, dramatisch und auch feinfühlig zeichnet der Autor die Erlebnisse der jungen Männer, deren Lebenswege danach so unterschiedlich verlaufen. Eine Story, die dem Leser einfach nahe gehen muss und die trotz der fast 600 Seiten nicht eine Seite langweilig ist.
Adler-Olsen zeigt damit brilliant, dass er nicht nur verdammt gute Krimis schreibt.
Autorenporträt
Jussi Adler-Olsen wurde am 2. August 1950 unter dem bürgerlichen Namen Carl Valdemar Jussi Henry Adler-Olsen in Kopenhagen geboren. Er studierte Medizin, Soziologie, Politische Geschichte und Film. Bevor er 1995 mit dem Schreiben begann, arbeitete er in verschiedensten Berufen: als Redakteur für Magazine und Comics, als Koordinator der dänischen Friedensbewegung, war Verlagschef im Bonnier-Wochenblatt TV Guiden und Aufsichtsratsvorsitzender bei verschiedenen Energiekonzernen. Sein Hobby: Das Renovieren alter Häuser. Er ist verheiratet und Vater eines Sohnes. 1997 erschien sein erster Roman ›Das Alphabethaus‹ (ab Februar 2012 auch in Deutschland). Er erreichte in Schweden, Holland und Finnland, Spanien, Südamerika und Norwegen die Spitzen der Bestsellerlisten. Es folgten die Romane ›Firmaknuseren‹ (2003) und ›Washington Dekretet‹ (2006), bevor er 2007 mit dem ersten Fall für Carl Mørck, ›Erbarmen‹, einen Riesenerfolg hatte. 2008 stürmte er auch mit ›Schändung‹, dem zweiten Fall für Carl Mørck, 2009 mit ›E rlösung‹, dem dritten Fall für Carl Mørck, und 2010 mit ›Verachtung‹, dem vierten Fall für Carl Mørck, (in DK: ‚Jounal 64‘; ab September 2012 auch in Deutschland) die Bestsellerlisten. Die auf zehn Teile angelegte Carl-Mørck-Serie wird ab 2012 im Rahmen einer europäischen Co-Produktion (Zentropa und ZDF) für Kino und Fernsehen verfilmt. Jussi Adler-Olsen wurde u. a. ausgezeichnet mit dem Harald-Mogensen-Krimipreis 2009 für ›Erlösung‹, dem Reader’s Bookprize 2010, einem der bedeutendsten Literaturpreise Dänemarks, dem Glass Key Award 2010 – dem bedeutendsten Krimipreis Skandinaviens. Jussi Adler-Olsen ist außerdem Preisträger des Goldenen Lorbeers 2011, der wichtigsten literarischen Auszeichnung Dänemarks für das Gesamtwerk eines Autors. ‚Erlösung‘ ist Jahresbestseller 2011 in Deutschland. Jussi Adler-Olsen ist Dauergast auf der SPIEGEL-Bestsellerliste.
Buchinfo
„Das Alphabethaus“ von Jussi Adler-Olsen, erschienen Januar 2012 bei dtv premium, 592 Seiten, € 15,90, ISBN 978-3-423-24894-5
Quellen
Bild: www.dtv.de / Text (außer Autorenporträt): Susanne
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