Will Andrews ist auf der Suche nach sich selbst und seinem Weg im Leben. In Butchers Crossing hofft er Antworten auf seine Fragen zu finden. Oder zumindest jemanden, der ihm das weite Land zeigt, in das es ihn zieht. Mit dem Jäger Miller, dem Häuter Schneider und dem eigenartigen Charley Hoge begibt er sich auf Büffeljagd. Was er dabei erlebt, verändert den jungen Mann für immer.
„Während sie die vagen, unregelmäßigen Umrisse von Butcher´s Crossing betrachteten, ging ein fahles, wie im Nichts hängendes Licht an; irgendwo wieherte und schnaubte ein Pferd. Wie auf Kommando drehten sie sich auf ihren Pferden um und folgten der abfallenden Straße, die sie über den Fluss führte.“ (Zitat Seite 91)
Pfarrerssohn Will Andrews sucht nach dem richtigen Weg für sich. Er will die Welt und das Land kennenlernen und landet im verschlafenen Nest Butchers Crossing. Der junge Mann aus Boston hat sein Studium abgebrochen, weil er nicht hinter einem Schreibtisch versauern möchte.
Von einem Bekannten seines Vaters wird ihm Miller empfohlen für sein Anliegen. Miller ist Jäger, kennt die Gegend und das harte Leben. Denn es sind keine gute Zeiten für Jäger, weil die Büffel rar geworden sind. Schon überaus dezimiert von der Gier der Menschen auf ihr Fell. Doch Miller ist auch besessen von einem jahrelangen Traum: einer riesigen Büffelherde in einem abgelegenen Tal in Colorado. Nur er weiß angeblich wie man dorthin kommt. Er verspricht Will ungeahnten Profit, vom Verkauf der Büffelfelle, wenn dieser die Reise finanziert.
Beeindruckt und neugierig stimmt Will dem Plan zu. Schließlich machen sie sich zu viert auf den Weg: Miller, der Jäger, Schneider, der Häuter, Charley Hoge, Mädchen für alles und der unerfahrene Will. Nach anstrengender Reise landen sie tatsächlich weit oben im Gebirge und finden tausende von Büffeln. Das Schlachten beginnt.
Doch die Natur gibt nicht so einfach her, was die vier Glücksritter sich erhoffen. Als der Winter naht, müssen sich die Männer entscheiden.
Nicht toll, aber beeindruckend
Nachdem ich von John Williams`„Stoner“ ja so begeistert war, wusste ich nicht recht, was ich von „Butchers Crossing“ halten und erwarten soll. In meinen Augen kann letzterer nicht mit dem erstgenannten mithalten. Was vielleicht daran liegt, dass ich kein großer Westernfan bin. Ganz sicher spielt aber die sinnlose Abschlachtung der Büffel eine große Rolle bei meiner Abneigung.
Versteht mich nicht falsch: das Buch ist gut geschrieben. Solider Stil, ohne große Schnörkel, mit bildhaften Beschreibungen der Ereignisse und vor allem der Landschaft. Eine schöne Studie des ländlichen Lebens und über die Hoffnungen und Träume der Menschen. Aber auch das bittere Bild von Gier und Enttäuschung, wenn sich die Gegebenheiten ändern.
Ich habe überaus sensibel auf die Ausrottung der Büffel reagiert, die hier beschrieben wird. Miller erliegt im Tal seiner Träume einem regelrechten Rausch und knallt ohne Sinn und Verstand die Tiere ab. Dezimiert die Herde Schuss um Schuss. Wohlwissend, dass die Tiere ja auch alle gehäutet werden müssen und sie die Felle gar nicht alle auf einmal nach Butchers Crossing bringen können. Sein Rausch bringt die vier Männer denn ja auch an den Rand des Todes.
Ich könnte jetzt nicht sagen, dass ich das Buch toll fand, aber auch nicht, dass es ein absoluter Fehlgriff ist. Es ist äußerst beeindruckend und ich denke, es wird mir noch lange im Gedächtnis bleiben. Und das ist doch viel wert, finde ich.
Zusatz-Geblubber:
Durch Zufall habe ich nur wenige Tage nach Ende der Lektüre eine Dokumentation über den Yellowstone Nationalpark bzw. die Rocky Mountains gesehen. Dort wurde u.a. genau das Szenario beschrieben, über das auch John Williams schreibt: die Gier nach Büffelfell und damit das Todesurteil für diese Tiere. Ob es tatsächlich nur noch 23 Tiere waren, die sich in einem Tal in den Rockys versteckt hielten und so das Überleben der Rasse sicherten, kann man glauben, muss man aber nicht. Unbestritten ist jedoch, wie realitätsnah Williams die Jagd und das Schlachten beschreibt. Obwohl „Butchers Crossing“ ja ein fiktiver Roman ist.
Autorenporträt
John Williams wurde 1922 in Texas geboren. Trotz seiner Begabung brach er sein Studium ab. Widerstrebend beteiligte er sich an den Kriegsvorbereitungen der Amerikaner und wurde Mitglied des Army Air Corps. Während dieser Zeit entstand die Erstfassung seines ersten Romans, der später von einem kleinen Verlag publiziert wurde. Williams erlangte an der University of Denver seinen Master. 1954 kehrte er als Dozent an diese Universität zurück und lehrte dort bis zu seiner Emeritierung 1985. Er veröffentlichte zwei Gedichtbände und vier Romane, von denen einer mit dem National Book Award ausgezeichnet wurde.John Williams starb 1994 in Fayetteville, Arkansas.
Buchinfo
„Butcher´s Crossing“ von John Williams, erschienen bei dtv
Taschenbuch: 368 Seiten, € 10,90, ISBN 978-3-423-14518-3
Hardcover: 368 Seiten, € 21,90, ISBN 978-3-423-28049-5
eBook: 368 Seiten, € 8,99, ISBN 978-3-423-42770-8
Hörbuch: Lesung mit Johann von Bülow, € 24,99, ISBN 978-3-86231-491-1
Quellen
Bild+Autorenporträt: www.dtv.de / Text (außer Autorenporträt): Susanne
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