Matthew J. Arlidge: Letzter Schmerz

Dieses Mal geht es DI Helen Grace an den Kragen. Das Opfer ist Teil ihres geheimen Privatlebens. Wenn ihre Kollegen und die Öffentlichkeit von ihrer Verbindung zu dem Toten im Sadomaso-Club erfahren würden, könnte Helen einpacken. Ihre ohnehin spektakuläre Vergangenheit würde zusammen mit ihren ungewöhnlichen Entspannungsmethoden in den Medien breit getreten. Das will Helen natürlich vermeiden und verschweigt ihre Bekanntschaft mit dem Toten. Doch dieser Fall hat weitreichende Folgen und der gestandenen und erfolgreichen Ermittlerin droht ein tiefer Fall.

_letzter-schmerzAls DI Helen Grace den Toten in den Torture Rooms, einem stadtbekannten SM-Club, erkennt, hat sie Mühe die Fassung zu wahren. Das Opfer ist Jake, ihr ehemaliger Dominator, mit dem Helen vor Jahren eine durchaus intime Verbindung hatte. Die Grausamkeit mit der er zu Tode gebracht wurde, entsetzt die Ermittlerin.
Entgegen alle Vernunft verschweigt sie ihrem Team ihre Verbindung zu Jake. Die Angst, ihr Privatleben und ihre Gefühlswelt preisgeben zu müssen, ist stärker als ihr Pflichtgefühl. Außerdem fürchtet sie, dann von dem Fall abgezogen zu werden. Und sie möchte doch mehr als alles andere den Mörder von Jake zur Strecke bringen.
Ihre Unausgeglichenheit und ihr besonderes Verhalten bleiben bei ihrem Team jedoch nicht unbemerkt. Ganz zu schweigen davon, dass ihre beiden engsten Mitarbeiterinnen aufs ärgste konkurrieren. Fehler geschehen, Unruhe kommt auf. Die Ermittlungen schleppen sich dahin. Denn aus der SM-Szene tritt niemand gern ins Licht. Alle Spuren führen scheinbar ins Leere.
Helens Erzfeindin, die Reporterin Emilia Garanita weiß um die dunklen Geheimnisse der Polizistin. Schon lange wartet sie darauf, der unkooperativen DI ordentlich eins auswischen zu können. Ganz zu schweigen von ihrem Ehrgeiz für ihre Zeitung eine hammermäßige Story zu schreiben. Dieser Mord und seine Hintergründe sind wie geschaffen dafür.
Ein zweiter Mord setzt die Polizei noch mehr unter Druck. Erst recht Helen Grace. Denn auch dieses Opfer gehört zu ihrem geheimen Leben. Das kann kein Zufall sein. Die toughe Polizistin sieht sich genötigt die Verbindung doch zu gestehen. Wenigstens teilweise. Doch das rettet sie keineswegs. Denn der Weg ihrer Vernichtung ist offenbar genau geplant.

Rasant, überraschend und sehr spannend (Achtung, Spoileralarm)

Na, der Thriller hat es mal echt in sich. Ich weiß ja schon von den Vorgängern, dass die Romane um DI Helen Grace sehr temporeich sind. Dieser hier legt noch einmal eine Schippe drauf.
Womöglich sind für das Tempo die teilweise sehr sehr kurz gehaltenen Kapitel verantwortlich. Die mag ich eigentlich gar nicht. Ich fühle mich dann immer in eine Szene hineingeworfen und sofort wieder rausgezogen. Ich komme nie wirklich in der Szene an, sondern muss schon weiter zur nächsten. Das macht mich persönlich nach einer gewissen Zeit immer etwas wuschig.
Und auch mit dem zeitlichen Ablauf hatte ich wieder zu kämpfen. Gerade zum Ende hin, war ich immer wieder überrascht, das Helen beispielsweise im Dunkeln rumläuft, obwohl meiner Meinung nach noch heller Tag ist. Und manchmal überschneiden sich die Szenen auch von der Zeit. Sowas hätte ich immer am liebsten kenntlich gemacht. Aber da wird Mr. Arlidge sich wohl nicht mehr ändern.
Ich gestehe, dass ich irgendwie gehofft habe, dass Helen mit Jake einen guten Partner gefunden hätte und die beiden irgendwie ein Paar werden. Der Zug ist mit diesem Buch nun abgefahren. Schade, ich hätte beiden etwas anderes gewünscht.
Aber natürlich birgt gerade diese tragische Verbindung auch den Reiz an diesem Thriller. Als langjähriger Krimi- und Thriller-Leser weiß ich natürlich, dass es nur schlecht sein kann, wenn ein Ermittler etwas verheimlicht. Und das es am Ende ja sowieso irgendwie raus kommt. Daher bin ich zunächst nicht sonderlich begeistert, dass Helen sich gegen ein Geständnis entscheidet. Auch wenn ich die Beweggründe natürlich verstehen kann. Umso mehr bin ich überrascht, als im weiteren Verlauf, Helen sich doch zur Ehrlichkeit entschließt.
Auch vom Ende bin ich positiv überrascht. Also … irgendwie. Schließlich sitzt Helen so richtig in der Scheiße und sieht sich drei Mordanklagen ausgesetzt. Das ist für Helen natürlich doof. Für alle Happy-End-Liebhaber auch. Für mich aber ist es klasse. Denn auch wenn es sicherlich möglich gewesen wäre, alles aufzulösen und im Guten enden zu lassen, wäre das sehr unglaubwürdig geworden. Also ist das Ende ein sehr logischer Schluss.
Und natürlich macht er neugierig auf den nächsten Band.
Obwohl dies bereits der 5. Band der DI-Helen-Grace-Reihe ist, kann man ihn meiner Meinung nach auch lesen, wenn man die anderen Bände nicht kennt. Wer die Beziehung zwischen Helen und Jake und auch die zwischen Helen und Charlie Brooks besser verstehen will, der sollte aber am Anfang der Reihe beginnen.

Mehr von DI Helen Grace:

Einer lebt, einer stirbt
Schwarzes Herz
Kalter Ort
In Flammen

 

Autorenporträt
Matthew J. Arlidge hat fünfzehn Jahre lang als Drehbuchautor für die BBC gearbeitet. Seit mehreren Jahren betreibt er eine eigene unabhängige Produktionsfirma, die vor allem auf Krimiserien spezialisiert ist. Der Auftakt der Helen-Grace-Reihe «Einer lebt, einer stirbt» war in England das erfolgreichste Debüt 2014, die Reihe erscheint in 30 Ländern.

Buchinfo
„Letzter Schmerz“ DI-Helen-Grace-Reihe, Band 5 von Matthew J. Arlidge, erschienen bei rororo
Taschenbuch: 352 Seiten, € 19,99, ISBN:  978-3-499-29049-7
eBook: 352 Seiten, € 9,99, ISBN:  978-3-644-40059-7

Quellen
Bild+Autorenporträt: www.rowohlt.de / Text (außer Autorenporträt): Susanne

3 Gedanken zu “Matthew J. Arlidge: Letzter Schmerz

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