BüRü: Rosine de Dijn: Das Schicksalsschiff

Schon bevor ich diesen Blog hier gestartet habe, schrieb ich Rezensionen. Darunter waren viele Bücher, die mich in irgendeiner Weise (in der Regel positiv) beeindruckt haben. Und es wäre schade, wenn man sich immer nur mit Neuerscheinungen beschäftigt ohne auch mal zurück zu blicken. Daher möchte ich Euch unter der neuen Kategorie „Bücherrückblick“ – kurz BüRü – eben die Bücher vorstellen, die zwar nicht neu, aber eben für mich sehr nachhaltig sind. Viel Spaß dabei.

 

Das Schicksalsschiff – damit ist die Serpa Pinto gemeint. Ein portugiesisches Schiff, welches ab 1940 unter der Aufsicht von Kapitän Américo dos Santos. über die Meere schippert. Für die in Südamerika lebenden Nazis bedeutet es die Rückkehr ins Reich. Für viele – vor allem jüdische – Flüchtlinge, bedeutet es die letzte Rettung über den Atlantik. Autorin Rosine de Dijn hat die Wege verschiedener Familien bzw. einzelner Personen vor und während des Zweiten Weltkrieges verfolgt. Bis hin zu ihrer Reise mit der Serpa Pinto.

Das SchicksalsschiffDie Gemeinde der Nationalsozialistischen Anhänger in Südamerika wächst und wächst. Werden sie zunächst sowohl von den Südamerikanern als auch dem Deutschen Reich unterstützt, so nimmt die Akzeptanz der Südamerikaner bald ab. Viele nationalsozialistisch Gesinnte wünschen sich ohnehin die Heimkehr ins Reich. Manch einer stammt von dort und möchte zurück. Andere wiederrum hatten noch niemals deutschen Boden unter den Füssen und wollen vor Ort dienen. Die Serpa Pinto endlich bringt die (zumeist) Diplomaten nach Europa.
In Europa hingegen wird die Ächtung der jüdischen Bevölkerung immer deutlicher und drastischer. Wer die drohende Gefahr begreift und die Mittel und Möglichkeiten hat, der begibt sich auf eine ungewisse Reise. Zunächst über den Kontinent in Richtung Süden, zumeist Südfrankreich und die Portugiesische Küste. Die Wege sind verschlungen und gefährlich. An der Küste ist es Glücks- und Geduldssache einen Platz an Bord eines der rettenden Schiffe zu ergattern. Zeitlich beschränkte Genehmigungen und unzählige Formulare erschweren die Weiterreise. Nur ein geringer Teil Flüchtlinge darf die rettenden Planken der Serpa Pinto betreten und auf ihnen Richtung New York fahren.

Interessant, aber mit irreführendem Titel

So interessant das Buch auch ist, hat es meine Erwartungen nicht erfüllt. Offeriert der Titel doch eine Beschäftigung mit dem „Schicksalsschiff“ Serpa Pinto selbst. Doch weniger das Schiff bzw. dessen Fahrten werden geschildert, sondern vornehmlich persönliche Schicksale von Passagieren. Und nicht einmal die Schicksale auf dem Schiff während der Reise, sondern vielmehr die Ereignisse, die die Passagiere auf die Serpa Pinto zwangen. Das Schiff selbst mit seinen Reisen wird lediglich am Rande beschrieben.
Erfreulich ist jedoch, dass es zu den beschriebenen Einzelpersonen noch einmal jeweils separate Kurzbeschreibungen gibt. Das Buch ansonsten ist interessant und auch ergreifend. Wer sich am unstimmigen Titel nicht stört, bekommt eine zeitgeschichtliche und persönlich angehauchte Lektüre.

 

Autorenporträt
Rosine De Dijn, geboren 1941 in Flandern, lebt seit 1966 als freie Journalistin in der Nähe von Köln. Sie hat zahlreiche Beiträge für den belgischen Rundfunk, für flämische Zeitungen und deutsche Zeitschriften verfaßt, nicht zuletzt über ihre belgische Heimat, dazu mehrere Bücher veröffentlicht, darunter »Die Flucht der Yudka Kalman« (1994), »Des Kaisers Frauen« (1999) und »Liebe, Last und Leidenschaft – Frauen im Leben von Rubens« (2002).

Buchinfo
“Das Schicksalsschiff – Rio de Janeiro – Lissabon – New York 1942“ von Rosine De Dijn, erschienen 2009 bei DVA
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, 272 Seiten, mit Abbildungen, € 19,95, ISBN: 978-3-421-04350-4
(Das Buch ist im Verlagsprogramm von Randomhouse bzw. DVA nicht mehr enthalten.)

Quellen
Bild+Autorenporträt: www.randomhouse.de / Text (außer Autorenporträt): Susanne

 

Kennt Ihr dieses Buch? Wie hat es Euch gefallen? Ich freue mich auf Eure Meinungen.

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