Sabine Weiß: Die Wachsmalerin

Mit Marie Grosholtz – der späteren Madame Tussaud – erlebt der Leser den Aufstieg eines Wachssalons und die Wirren der Französischen Revolution mitten in Paris. Die Geschichte zu dem Roman „Die Wachsmalerin“ basiert auf Marie Tussauds eigenen Erinnungen aus dieser blutgetränkten Zeit. Großartig und mitreissend versteht Autorin Sabine Weiß es den Leser von Anfang an zu fesseln. Bis zum Ende klebt man mit den Augen an den Seiten und bedauert, nicht noch mehr von Madame Tussaud erfahren zu können.

_Die WachsmalerinMarie Grosholtz lebt zunächst mit ihrer Mutter Anna in Straßburg bei den Großeltern. Einem Angebot des befreundeten Dr. Curtius folgend, verlässt Mutter Anna mit ihrer kleinen Tochter die Heimstatt, wo sie lediglich geduldet waren. Beide ziehen nach Paris, wo sie bei Dr. Curtius leben und arbeiten. Er selbst ist Wachsbildner und akzeptiert die wiss- und lernbegierige Marie schließlich als Schülerin. Mit Freude, Ehrgeiz und Talent beherrscht sie nach vielen Lehrjahren das Handwerk perfekt und unterstützt ihren Lehrer in seiner Arbeit.
Mit ihrem Wachssalon begeistern sie die Pariser Gesellschaft, vorallem den Adel, und das Geschäft floriert. Marie lernt Liebe und Enttäuschung kennen und darf sogar für die Königsfamilie arbeiten. Dann jedoch folgen die Wirren der Revolution. Ängstlich und geschäftig zugleich bewahren Marie und Curtius den Salon vor dem Ruin. Sie stellen Wachsmasken aller aktuell berühmten und berüchtigten Personen aus. Sogar dem geköpften König muss Marie eine Maske abnehmen. Gleichzeitig versuchen sie ihre wahre Gesinnung zu verbergen.
Nach Jahren der Unsicherheit, der Verhaftungen und des Mordens kehrt schließlich wieder Ruhe in Paris ein. Die durch die Greuel desillusionierte Marie lebt endlich wieder auf – nicht zuletzt durch Francoise Tussaud. Mit Anfang 30 heiratet sie den Geliebten und gründet eine Familie. Nach Curtius Tod ist sie jetzt zudem allein für den Wachssalon verantwortlich. Eine Tournee mit ihren Wachsfiguren führt Marie nach England und 30 Jahre später endgültig nach London, wo sie das berühmte Kabinett eröffnet. Die letzte Figur die sie anfertigt ist sie selbst.

Eindrucksvoll und Großartig

Basierend auf den Erinnerungen von Marie Tussaud selbst und ein wenig künstlerischer Freiheit, ist dieser Roman eine äußerst unterhaltsame Lektüre.
Eine Geschichtsstunde der anderen Art zum Thema Französische Revolution aus der Sicht von Madame Tussaud. Die Verbindung von Fakten und Fiktion ist wunderbar verpackt und nur zu empfehlen.
Interessiert, gefesselt und ergriffen durchlebt der Leser mit Marie die unstete und gefährliche Zeit in Paris. Trifft mit ihr Größen der französischen Monarchie und der Revolution. Ein Buch, das man kaum aus der Hand legen mag und das viel zu schnell zu Ende ist. All den anderen historischen Romanen um starke Frauen weit voraus. Ein eindrucksvoller und großartiger Erstlingsroman.

Die Fortsetzung

Das Kabinett der Wachsmalerin

Autorenporträt
Sabine Weiß geboren 1968, studierte in Hamburg Germanistik und Geschichte, bevor sie sich dem Journalismus zuwandte. Seit 1995 arbeitet sie als freie Journalistin mit den Schwerpunkten Kultur und Medien. Sie lebt mit ihrem Mann und ihrem Sohn in der Nordheide.

Buchinfo
„Die Wachsmalerin – Das Leben der Madame Tussaud“ von Sabine Weiß, erschienen im Verlag Marion von Schröder im August 2007, 416 Seiten, € 19,90, ISBN: 978-3-547-71124-0
(Leider ist das Buch im Programm des Marion von Schröder-Verlages nicht mehr aufgeführt.)

Quellen
Bild: www.sabineweiss.com / Autorenporträt: www.ullsteinbuchverlage.de / Text (außer Autorenporträt): Susanne

4 Gedanken zu “Sabine Weiß: Die Wachsmalerin

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