Mit dem Reisen kennt Dietmar Bittrich sich aus. Mit diesem Sammelsurium an kurzen Geschichten zeigt er seine Eindrücke von Unterwegs, den Vor- und Nachbereitungen. Vor allem aber von den Touristen und ihren Macken.
„Bei uns ist es echtes multikulturelles Interesse, das uns dazu treibt, die flüssigen Spezialitäten einer Region zu probieren, am liebsten die aus Trauben, jedoch auch aus Malz oder Gerste, notfalls aus Anis, Kokosnüssen, Zuckerrohr oder Agaven. Wegen unserer Neigung zu völkerverbindenden Gesten prosten wir unrasierten Einheimischen zu, selbst wenn ihre schlecht gefilterten Brände uns die Schleimhaute wegätzen und das Augenlicht für immer trüben.“ (Zitat Seite 105)
Dietmar Bittrich kennt sich aus mit dem Reisen. Er war als Reisereporter und Begleiter auf Studienfahrten viel unterwegs. Da lernt man die Urlaubswilligen schon ganz gut kennen und auch die besuchten Länder. Nicht zuletzt auch ihre Klischees und Eigenheiten.
In den vielen kleinen Geschichten dreht sich alles darum unterwegs zu sein. Soll man überhaupt weg fahren oder ist das nicht über bewertet? Schließlich hat man zuhause alles was man braucht, man kennt sich aus, Impfungen sind keine erforderlich und es muss auch kein Visa für die Kneipe um die Ecke beantragt werden. Warum also in die Ferne schweifen?
Weil man damit natürlich die Nachbarn und Freunde neidisch machen kann. Seht her, was ich erlebt habe! Diesen Berg habe ich bezwungen, diese riesige Schlange gehalten, meine Frau todesmutig vor einer exotischen Spinne beschützt. Bloss keine Langeweile aufkommen lassen. Selbst wenn die Anfahrt wegen Stau doppelt so lang ist, der Flieger Verspätung hat, man im Bus auf einem Scheiss-Platz sitzt oder der Zug völlig überfüllt ist. Man ist zu blöd mit der Karte sein Hotelzimmer zu öffnen, alle Sehenswürdigkeiten sind völlig überlaufen und überteuert. Die anderen Touristen findet man nervig oder peinlich, das Essen ist im besten Falle gewöhnungsbedürftig, aber immerhin wird man nicht krank. Vielleicht würde man gerne ein Bier trinken, findet in dem muslimischen Land aber einfach keinen Alkohol. Und vielleicht leidet auch die Freundschaft etwas darunter, wenn man sich 14 Tage kostenlos bei jemandem einquartiert, den man kennt.
Aber … ist Urlaub nicht einfach schön?
Als würde Herr Bittrich mich kennen
Von Dietmar Bittrich habe ich schon das ein oder andere Buch gelesen und mich immer köstlich amüsiert. An diesem mit dem schönen Titel „Müssen wir da auch noch hin?“ hatte ich nicht minder Freude. Das ein oder andere kann ich aus persönlicher Erfahrung bestätigen und ich manchem habe ich mich auch direkt selbst wieder erkannt. So überspitzt es mitunter ausgedrückt ist, so wahr ist es dennoch.
Die Kapitel sind kurz und man kann immer mal wieder was zwischendurch lesen. Das Buch verlangt keine hohe Konzentration und ist darob eine locker leichte Lektüre. Egal ob im Urlaub unterwegs oder auf Balkonien. Mit Humor und viel Kenntnis von Touristen und der Tourismusbranche zeigt Dietmar Bittrich, dass man das Reisen und seine möglichen Komplikationen nicht allzu ernst nehmen sollte.
Mehr von Dietmar Bittrich:
„1000 Orte, die man knicken kann“
„Opa kriegt nichts mehr zu trinken„ (Hrsg)
Autorenporträt
Dietmar Bittrich wurde 1958 als Kind Hamburger Auswanderer in Triest geboren und lebt heute als Autor in Hamburg. 1999 erhielt er den Hamburger Satirepreis. Mehrere sehr erfolgreiche Veröffentlichungen, darunter der Bestseller ›Böse Sprüche für jeden Tag‹.
Buchinfo
„Müssen wir da auch noch hin? Kurze Geschichten vom Reisen“ von Dietmar Bittrich, erschienen bei dtv
Taschenbuch: 208 Seiten, € 9,99, ISBN 978-3-423-21788-0
eBook: 208 Seiten, € 9,99, ISBN 978-3-423-43576-5
Quellen
Bild und Autorenporträt: www.dtv.de / Text (außer Autorenporträt): Susanne