Weihnachten ist nicht mehr fern. Es ist also an der Zeit sich wieder vor lästigen wiederkehrenden Weihnachtsliedern, Konsumrausch, Stress, zu viel Essen, Traditionen und ganz besonders wichtig vor der Familienzusammenkunft zu ängstigen. Dietmar Bittrich hat eine illustre Riege von Autoren um sich versammelt, die sich ganz dem Thema widmen und „Neue Weihnachtsgeschichten mit der buckligen Verwandtschaft“ zum Besten geben.
Nicht ganz so viel wie ein Adventskalender aber immerhin 21 unterhaltsame kurze Geschichten werden hier präsentiert. Bei Alexandros Stefanidis und seiner Freundin treffen am „Heiligabend, 18 Uhr 59“ zum ersten Mal die Schwiegereltern des Paares aufeinander. Die einen Italiener, die anderen Griechen. Die einen katholisch, die anderen griechisch-orthodox. Kann das gut gehen?
Nora Gantenbrink muss dank „Oles Spezialpunsch“ rekonstruieren, wie der Gabelstapler in den Vorgarten gelangt ist. Und warum fehlt Ole ein Schuh?
Währenddessen sieht Bettina Rolfes sich in „Patchouli“ am Weihnachtsabend mit ihrer Mutter konfrontiert. Diese ist nicht unbedingt vom chaotischen WG-Leben der Tochter angetan, wird aber nach dem Genuss weihnachtlicher hausgemachter Backwaren deutlich umgänglicher. Das kriegen auch Bettinas Mitbewohner zu spüren und zu hören.
Georg Weisfeld entdeckt dank seiner Theaterleidenschaft in „Der innere Klaus“ selbigen in sich. Sein Publikum ist darob etwas befremdet, hat aber eindeutig ein denkwürdiges Weihnachtsfest.
Vanessa Giese erzählt die ein oder andere „Familiengeschichte“, die ihr jährlich als Kind berichtet wurde. Über den Hammer im Bad, die Nadeln in der Brust und den Totenklau.
Von vollgestopften Zügen, nervenden Weihnachtsliedern, stark alkoholisierten Verwandten, dämlichen Geschenken, geklauten Bäumen und natürlich der buckligen Verwandtschaft ist die Rede. Das volle Programm.
Eine bunte Mischung – Liebevolle Erinnerungen und abstruse Geschichten
Hier kriegt man was geboten. Vom sentimentalen Rückblick bis hin zum Beziehungsaus ist alles dabei. Abstruse Geschichten, genauso wie nachdenkliche Geschichten. Liebevolle Erinnerungen und ängstliche Ausblicke. Sie alle sind unterhaltsam, viele komisch und teils aberwitzig. Und sie alle zeugen von Nähe. Eine schöne Mischung, bei der für jeden etwas dabei ist.
Für mich gilt in diesem Fall tatsächlich „Das Beste kommt zum Schluss“. Mit „Opa kriegt nichts mehr zu trinken“ trifft der Herausgeber und Autor Dietmar Bittrich voll meinen Nerv und meine Lachmuskeln.
Wer jetzt schon Schweißausbrüche bekommt, wenn er an die Weihnachtstage denkt, der liest vielleicht eine der Geschichten aus dem Buch zur Ablenkung. Oder man nimmt es mit zur Familienweihnachtsfeier und vergleicht die Charaktere. Oder man geht damit einfach irgendwohin und liest, wenn es einem zu viel wird.
Eine heitere Lektüre für graue Tage, die einem vielleicht ein wenig den Stress nimmt. Einfach mal versuchen.
Autorenporträt Herausgeber
Dietmar Bittrich lebt als Autor in Hamburg. Er gewann den Hamburger Satirikerpreis und den Preis des Hamburger Senats. Im Rowohlt Taschenbuch Verlag sind von ihm u. a. «Das Weihnachtshasser-Buch», «Alle Orte, die man knicken kann» und die Anthologien «Weihnachten mit der buckligen Verwandtschaft» sowie «Aber erst wird gegessen» erschienen.
Mehr erfahren Sie unter: www.dietmar-bittrich.de
Informationen und Porträts zu allen Autoren finden sich im Buch selbst auf den letzten Seiten.
Buchinfo
„Opa kriegt nichts mehr zu trinken! Neue Weihnachtsgeschichten mit der buckligen Verwandtschaft“ herausgegeben von Dietmar Bittrich, erschienen Oltober 2014 bei rororo
Taschenbuch: 304 Seiten, € 9,99, ISBN 978-3-499-62909-9
eBook: 304 Seiten, € 9,99, ISBN 978-3-644-53481-0
Quellen
Bild: www.rowohlt.de / Text (außer Autorenporträt): Susanne
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