Nur wegen Samuel Dinsky kreuzen sich dich Wege des attraktiven Ambroise und der hübschen Manelle. Samuels letzter Wunsch führt die jungen Leute zusammen, obwohl es eigentlich ein trauriger Anlass ist. Und obwohl sowohl Ambroise als auch Manelle zunächst entsetzt über Samuels Anliegen sind, wollen sie ihn dabei unterstützen.
„Nelken, Rosen und Tulpen in allen Farben und Gesteckformen, die von den Familien nicht mehr abgeholt worden waren. Die schönsten davon endeten hier. Dieser Raum war ihr rettendes Floß, ein Floß voller Leben, das sich in mitten eines stillen, öligen Sees über Wasser hielt.“ Zitat Seite 71
Ambroise ist Thanatopraktiker. Er balsamiert Verstorbene ein, um ihren Anblick beim endgültigen Abschied für die Angehörigen erträglich zu machen. Manelle ist Seniorenpflegerin. Tagtäglich hilft sie älteren Menschen im Haushalt und leistet ihnen Gesellschaft. Während Ambroise sich also um die Toten kümmert, beschäftigt Manelle sich mit den Lebenden. Normalerweise würden ihre Wege sich nicht kreuzen.
Wäre da nicht Samuel Dinsky.
Samuel ist 82 Jahre alt und einer von Manelles Schützlingen. Einer, den sie besonders gern mag. Umso entsetzter ist sie, als bei Samuel ein inoperabler Gehirntumor festgestellt wird. Noch entsetzter ist sie allerdings als sie erfährt, welchen Plan der alte Mann für seine letzten Wochen hat. Denn mit einem Bestattungsunternehmen hat er bereits einen ganz besonderen Vertrag abgeschlossen. Bestandteil dessen ist auch die Tätigkeit von Ambroise.
Um seinen letzten Wunsch zu erfüllen, begleiten die beiden jungen Leute Samuel auf einer letzten Reise. Die hält so einige Überraschungen bereit.
Einfach Zauberhaft
Was für ein zauberhaftes Buch! Andere halten es vielleicht für kitschig und naiv – und vielleicht würde ich das auch selbst sagen, wenn ich es in anderer Stimmung gelesen hätte. Aber ich freue mich, dass es nicht so ist.
Es ist eine schöne Lektüre mit liebevoll gezeichneten Charakteren, die teilweise sehr eigenwillig sind. Und das ausgerechnet ein Einbalsamierer im Mittelpunkt dieses romantischen Märchens, finde ich eine tolle Idee. Das Buch ist unaufgeregt und kommt ohne übermäßige Dramatik aus. Auch mit leisen Tönen zeichnet Didierlaurent die Tragödie eindrücklich. Der Leser selbst möchte Samuel Dinsky in den Arm nehmen und ihm helfen. Dabei ist die Sprache fließend und das Lesen erinnert mich an einen kleinen plätschernden Bach: Klares Wasser, ein paar Steine und Verwirbelungen hier und da, ein bisschen Dreck, aber im Endeffekt entspannend und idyllisch.
Die Lektüre und der Gedanke daran zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht, weil ich die Geschichte wirklich toll finde. Also ganz klar eine Lese-Empfehlung von mir.
Autorenporträt
Jean-Paul Didierlaurent, 1962 in La Bresse/Elsass geboren, lebt nach einigen Jahren in Paris nun wieder in seinem Heimatort und arbeitet im Kundencenter eines Telekommunikationsunternehmens. 1997 hat er zum ersten Mal zwei Erzählungen bei einem Schreibwettbewerb eingereicht – und beide haben gewonnen. Seither hat er etliche preisgekrönte Kurzgeschichten geschrieben. ›Die Sehnsucht des Vorlesers‹ ist sein erster Roman.
Buchinfo
„Der unerhörte Wunsch des Monsieur Dinsky“ von Jean-Paul Didierlaurent, erschienen bei dtv premium
Taschenbuch: 256 Seiten, € 15,90, ISBN 978-3-423-26162-3
eBook: 304 Seiten, € 13,99, ISBN 978-3-423-43230-6
Quellen
Bild/Autorenporträt: www.dtv.de / Text (außer Autorenporträt): Susanne
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