Rita Falk ist Autorin der beliebten Provinz-Krimi-Reihe um den Dorf-Sheriff Franz Eberhofer. Strafversetzt ins bayerische Hinterland, ermittelt Franz Eberhofer in Niederkaltenkirchen und Umgebung in verschiedensten Straftaten ebenso unorthodox wie erfolgreich. Der schießwütige Bayer lebt mit dem kiffenden Papa und der schwerhörigen Oma auf einem Hof und hat ziemliche Mühe sein Liebesleben auf die Reihe zu kriegen.
Dazu ist von Rita Falk der berührende Roman „Hannes“ erschienen, der sich auf tragische Weise dem Thema Freundschaft widmet. Und im November 2014 ist „Funkenflieger“ bei dtv erscheinen; ein ernster Roman, in dem es um den Familienzusammenhalt geht.
Sprechen wir zunächst über die Franz-Eberhofer-Romane. Wann haben Sie denn zum ersten Mal an den Franz Eberhofer als Romanfigur gedacht?
Das war 2008. Ich wurde arbeitslos und dachte: „Jetzt schreib ich einen Roman.“ Ich wollte über etwas schreiben, mit dem ich mich auskenne, über Dinge, die mir bekannt sind. Das waren eben 2 Themen: Bayern, speziell Niederbayern und ich wollte über einen Provinzbullen schreiben. So ist der Franz Eberhofer entstanden.
Ihr Mann ist Polizist. Er hatte mit der Entstehung der Figur Eberhofer nichts zu tun?
Doch schon, natürlich. Ich habe von dieser Seite sehr viele Informationen erhalten. Nicht nur von meinem Mann. Wir waren auf vielen Polizeifesten, Weihnachtsfeiern, etc. Und die Polizeikollegen haben aus ihrem Alltag berichtet. Sie haben vieles sehr lustig erzählt. Und von Bier zu Bier sind die Geschichten immer witziger geworden. Ich habe es mir gemerkt und mir gedacht, dass man das unter die Menschheit bringen müsste.
„Der Erfolg hat mich umgehauen“
Ist von vornherein eine Romanreihe um den Franz Eberhofer geplant gewesen oder sind die inzwischen 6 Bücher dem Erfolg geschuldet?
Nein, an eine Reihe habe ich nicht gedacht. Ich hatte den „Winterkartoffelknödel“ bereits fertig geschrieben und der „Dampfnudelblues“ war zur Hälfte fertig. Erst dann dachte ich daran, mir einen Agenten zu suchen.
Er hat die Manuskripte gelesen und war sofort der Meinung, dass mindestens 3 Teile geschrieben werden müssen. Am Ende sind die Fans schuld, dass es nun bereits sechs Teile gibt. Von Lesern erhielt ich Komplimente, dass ihnen die Lektüre so viel Freude bereitet. Und ich selbst habe sowieso Spaß beim Schreiben. Die logische Folge ist also weiter zu schreiben.
Hat der Erfolg der Bücher Sie überrascht?
Ja. Der Erfolg hat mich nicht nur überrascht, sondern regelrecht umgehauen. Ich hätte nie damit gerechnet. Als wir einen Verlag gefunden hatten, dachte ich: „Wenn wir 15.000 oder 20.000 Bücher verkaufen, dann bin ich happy.“ Diesen immensen Erfolg hatte ich nicht erwartet.
Wie kam es zu den ganzen kulinarischen Titeln?
Beim ersten Buch „Winterkartoffelknödel“ lag es an der Oma vom Franz Eberhofer. Die Oma kocht leidenschaftlich gern und gut. Ich war auf der Suche nach einem Arbeitstitel, den man braucht, um das Buch anzubieten. Dafür habe ich das Manuskript noch einmal durchgelesen. Dabei ist mir das Wort „Winterkartoffelknödel“ ins Auge gestochen, welches ich dann als Arbeitstitel ausgewählt habe. Der Verlag hat den Titel sofort übernommen. Und für die späteren Bücher wollten wir von dieser Schiene nicht mehr abweichen.
„Es ist schön, mich einmal der ernsteren Seite des Lebens zu widmen.“
Ihr aktuelles Buch heißt „Funkenflieger“. Im Jahr 2012 ist „Hannes“ erschienen. Beides keine Eberhofer-Romane, sondern recht ernste Bücher, mit einem traurigen Tenor. Brauchen Sie hin und wieder eine Pause vom Franz?
Ja. Ich glaube, der Franz Eberhofer funktioniert deshalb so gut, weil ich immer wieder mit Spaß an die Provinzkrimis gehe. Und den Spaß erhalte ich mir mit diesen Pausen, in denen ich mir Abstand zu Niederkaltenkirchen schaffe.
Ich brauche diese Zeit, in der ich einen anderen Plot suche, eine andere Location, andere Protagonisten. Bei dem vielen Witz, den der Eberhofer versprüht, ist es auch schön, mich einmal der ernsteren Seite des Lebens zu widmen. Daher sind mir die Bücher wie der „Hannes“ und der „Funkenflieger“ besonders ans Herz gewachsen.
Der „Funkenflieger“ ist aus der Perspektive eines Teenagers geschrieben. Ist es schwieriger aus der Teenagerperspektive zu schreiben als aus der des erwachsenen Franz Eberhofer?
Nein. Ich finde es viel eher seltsam, dass eine Frau entweder aus der Sicht eines Mannes schreibt oder aus der Sicht eines Teenagers oder – wie im „Hannes“ – aus der Sicht eines jungen Mannes.
Meine Bücher geben viel Preis von mir, von meiner Person. Die Wahl der ungewöhnlichen Sichtweise stellt für mich eine Distanz, einen Schutzmantel dar. Würde ich aus der Sicht einer Frau schreiben, käme der Leser mir als Person zu nahe. Durch die männliche Perspektive gibt es immerhin noch eine kleine Barriere.
Für die Bücher „Funkenflieger“ und „Hannes“ habe ich mich meiner Jungs bedient und deren Clique. In deren Pubertät und auch später noch, waren sie alle viel bei uns daheim. Unsere Tür stand immer offen und oft waren fünf bis zehn Jugendliche im Haus. Ich habe ihnen natürlich auf den Mund geschaut. Dank dieser Vorlage funktioniert meiner Meinung nach auch das Buch.
Beim „Funkenflieger“ haben die Testleser auch bestätigt, dass der junge Erzähler Marvin sehr authentisch wirkt. Das habe ich mir abgeschaut bei meinen Kindern.
Ihre Kinder haben den Roman also auch gegengelesen?
Meine Kinder haben beide Bücher gelesen und lieben sie auch beide.
„Ich habe geheult vor Freude.“
Was war bisher der emotionalste Moment beim Recherchieren und Schreiben?
Der emotionalste Moment in meiner Laufbahn als Autorin war bisher, als ich die Nachricht erhielt, mein Agent hat vier Verlage angeschrieben und drei davon haben zugesagt. Ich war richtig fertig und habe geheult vor Freude.
Beim Schreiben, gerade bei den Eberhofer-Krimis, passiert es oft, dass ich Tränen lache. Um wieder in die richtige Stimmung zu kommen, lese ich zunächst, was ich am Vortag geschrieben habe. Und weil ich es oft schon wieder vergessen habe, lache ich dann Tränen. Ich lese das Geschriebene und denke mir „Wahnsinn! Wie ist dir das denn eingefallen?“.
Wie darf man sich den Alltag als Autorin bei Ihnen vorstellen?
Sehr intensiv. Wenn ich an einem Buch schreibe, dann arbeite ich konzentriert 8 bis 9 Stunden. Bis mein Mann irgendwann ruft, ich soll den PC ausschalten, damit wir zu Abend essen können. Dann mache ich mir wenigstens noch einige Notizen für den nächsten Tag. Während des Schreibens, bin ich so in meiner Geschichte, dass ich auch die Nacht durcharbeiten würde. Ich lasse dann nicht gern los.
Wie ist es dann für Sie, wenn das Manuskript abgeschlossen ist?
Wenn ich persönlich fertig bin mit dem Schreiben eines Buches, dann lasse ich es zunächst einige Wochen liegen. Danach gehe ich mit etwas Abstand nochmal drüber. Anschließend geht es ins Lektorat, die schicken es zurück und ich überarbeite wieder. Das Manuskript wird also noch einmal von 4-5 Personen gelesen. Die Endabnahme erfolgt dann durch mich und schließlich geht es in den Druck.
„Ich möchte die Geschichte gar nicht heraus geben.“
Überwiegt also die Erleichterung oder ist es eher ein trauriger Moment, wenn das Buch abgeschlossen ist?
Am Anfang war es tatsächlich eine Erleichterung. Während dem Schreibprozess, nach etwa 100 Seiten, habe ich mich selbst unter Druck gesetzt: „Es müssen mindestens 250 Seiten werden. Schaffe ich das?“
Inzwischen bin ich recht routiniert beim Schreiben. Jetzt ist es eher so, dass ich die letzten Kapitel hinaus zögere. Ich möchte die Geschichte gar nicht heraus geben. Denn das heißt die Zeit ist vorbei, ein Lebensabschnitt geht zu Ende. Das Loslassen der Geschichte fällt mir sehr schwer.
Welche Vor- oder Nachteile hat das Autorenleben für Sie?
Ich habe meinen Traumberuf. Mehr gibt es da nicht zu sagen. (lacht)
Wie entspannen Sie am Liebsten?
Ich mache wohl das, was andere Menschen auch machen. Ich gehe mit meinem Hund spazieren oder in die Sauna. Ich liege auf dem Sofa und sehe fern oder lese ein Buch. Oder ich treffe mich mit Freunden.
Welche Lektüre bevorzugen Sie?
Ich lese keine Krimis. Das klingt lustig, aber ich halte diesen Spannungsbogen einfach nicht aus. Einen „Tatort“ kann ich mir ansehen, denn der ist in 90Minuten abgeschlossen. Aber einen Kriminalfall im Buch über mehrere Tage – da könnte ich nicht schlafen. Krimis fallen also weg.
Ich mag eher Geschichten die unter die Haut gehen. Bücher die traurig machen, die aber auch lustig sind. Zum Beispiel „Die Bücherdiebin“ von Markus Zusak. Diese Mischung mag ich sehr gern.
Die Bücher „Dampfnudelblues“ und nun auch „Winterkartoffelknödel“ sind verfilmt worden. Wie haben Sie davon erfahren?
Hier auf der Frankfurter Buchmesse vor 3 Jahren. Eine Filmagentin sprach mich an, sie hätte Interesse an den Franz-Eberhofer-Büchern. Anschließend ging alles recht schnell. Wenig später kontaktierte mich eine Dame von Constantin-Film, die mir mitteilte, sie würden die Bücher gern verfilmen. Wir trafen uns also und schon ging es los.
„Sebastian Bezzel ist 100% Franz Eberhofer.“
In den Verfilmungen spielt Sebastian Bezzel den Franz Eberhofer. Entspricht er Ihrem Bild vom Franz?
Absolut, 100%ig. Sebastian Bezzel ist der Franz Eberhofer. Auch Simon Schwarz ist für mich der Rudi Birkenberger. Besser geht es nicht.
Haben Sie ein Mitspracherecht bei den Drehbüchern und Verfilmungen?
Die Zusammenarbeit mit Constantin ist sehr eng. Das finde ich toll. Ich wurde bei der Besetzung nach meiner Meinung gefragt und ich darf die Drehbücher noch einmal lesen. Wir sind auch am Set dabei und dürfen zusehen.
Würden Sie selbst gern eine Rolle im Film übernehmen?
Ich habe tatsächlich in beiden Filmen mitgespielt. Als Statist natürlich nur. Ich habe zwar nur am Rand gestanden, aber es hat viel Spaß gemacht.
Natürlich bin ich kein Schauspieler. Richtig mitspielen möchte ich also lieber nicht.
Herzlichen Dank an Rita Falk für das freundliche Interview und ihre Zeit.
schönes Interview, Danke!
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