Ausgehungert, abgezehrt und gezeichnet von der Flucht landet die junge Alissende im französischen Bergdorf Seriol. Sie findet dort wider Erwarten eine Heimat und ein Auskommen. Dass die Menschen im Dorf zum großen Teil Katharer sind und somit als Ketzer gelten, stört die junge Frau nicht. Erst als der Bischof von Pamiers einen Tipp erhält, gerät Alissendes schöne neue Welt wieder aus den Fugen.
Mein Lieblingssatz: „Sie glänzten wie achtlos verstreute Perlen, und nur noch vereinzelte Wolkenstreifen erinnerten an den Regenguss.“
Zu Beginn des 14. Jahrhunderts ist die junge Alissende in Frankreich auf der Flucht. Gemeinsam mit den Söhnen ihrer ehemaligen jüdischen Herrschaft, streift sie durchs Land. Völlig erschöpft und gezeichnet von den Entbehrungen gelangen die drei Geächteten zum Bergdorf Seriol. Freundlich nehmen die Bewohner die abgerissenen Gestalten auf, geben ihnen Arbeit, Essen und eine Schlafmöglichkeit.
Alissende fühlt sich sofort wohl. Sie kommt bei Benoit, dessen Mutter Rixende und Benoits Sohn Paul unter. Die junge Frau findet in dem Ort eine neue Heimat und eine Geborgenheit, die ihr seit Kindertagen fehlte. Dass ein großer Teil der Dorfbewohner Katharer sind und somit als Ketzer gelten, stört Alissende nicht. Vielmehr sieht sie Freundlichkeit, Nächstenliebe und einen gewissen Wohlstand, was ihr alles sehr behagt.
Dann jedoch erfährt der Bischof von Pamiers vom Katharerdorf in den Bergen. Nachdem er glaubte, diese Ketzer bereits ausgemerzt zu haben, sieht er sich nun gezwungen, das erneute Aufleben dieser Glaubensrichtung im Keim zu ersticken. Zunächst lädt er nur einige Dorfbewohner zu einer Befragung vor. Nur wenig später werden sämtliche Erwachsene aus Seriol, die der Ketzerei verdächtigt werden, verhaftet und in Pamiers eingesperrt.
Zurück bleiben Alissende und all die Kinder der Katharer. Auch die einzige Christenfamilie im Dorf ist noch da. Die jedoch weigern sich, den Ketzerkindern zu helfen. Alissende erhält dennoch überraschende Unterstützung. Gemeinsam mit den älteren Kindern werden die Aufgaben verteilt, um die Versorgung von Menschen, Tieren und den Gärten sicher zu stellen. Besonders Paul ist eine große Hilfe. Der Junge reift in der schweren Zeit zu einem gewissenhaften Mann heran.
Kurzweilig und spannend
Die Lektüre ist kurzweilig und spannend. Gute Unterhaltung mit wahren historischen Hintergründen und angelehnt an reale Personen. Damit kriegt man mich ja immer wieder. Im Grunde brauche ich auch nicht viele Worte zu machen, denn es findet sich alles was in einen guten historischen Roman hinein gehört: Drama, Tragik, Liebe, Intrigen, Freundschaft.
Am sympathischsten waren mir Paul und seine drei Freunde, die im Buch eine immense Entwicklung erfahren. Neben den Jungen und Alissende haben mich auch andere Dorfbewohner überrascht und beeindruckt. Aber ich will ja nicht zu viel verraten.
Wenn man nörgeln wollte, könnte man höchstens sagen, die Story wirkt insgesamt etwas blauäugig. So brutal das Vorgehen des Bischoffs zunächst scheinen mag – dem Dorf sämtliche Erwachsene zu nehmen und sie einzusperren – stellt er sich am Ende zwar als gerissen, aber nicht sonderlich sadistisch heraus. Es gibt keine Folterungen und es widerfährt den Dorfbewohnern sogar eine gewisse Gerechtigkeit. Nicht das, was ich gemeinhin bei der Verfolgung von Ketzern erwarte. Wer also Schilderungen von Folter und übelster Gewalt erwartet, der wird diese nicht finden.
Nichtsdestotrotz wiederhole ich mich gern: die Lektüre hat mich gut unterhalten und war kurzweilig. Mehr braucht es manchmal nicht.
Autorenporträt
Liv Winterberg, 1971 in Berlin geboren, studierte Germanistik, Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in Berlin. Ihr Debütroman ‚Vom anderen Ende der Welt‘ wurde auf Anhieb ein Bestseller.
Buchinfo
„Der Klang der Lüge“ von Liv Winterberg, erschienen August 2014 bei dtv premium
Taschenbuch: 400 Seiten, € 16,90, ISBN 978-3-423-26018-3
eBook: Format: ePub, 496 Seiten, € 14,99, ISBN 978-3-423-42320-5
Format: pdf, 496 Seiten, € 14,99, ISBN 978-3-423-42321-2
Quellen
Bild: www. dtv.de / Text (außer Autorenporträt): Susanne
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