Barcamp Stuttgart: Lampenfieber, Lakritz und die perfekte Rasur

Am vergangenen Wochenende war ich zum ersten Mal auf einem Barcamp. Und nein, das hat nichts damit zu tun, dass es dort ums trinken geht oder man viele rattenscharfe Bartender trifft. Es hat auch nichts mit Zelten zu tun. Ich als Laie beschreibe es mal so: Ein Treffpunkt für alle. Aber Großteils sind Menschen vertreten, die mit PCs (vornehmlich softwaremäßig) zu tun haben und sich viel mit der digitalen Welt auseinander setzen. (Wer das vom Fachmann erklärt haben will, der schaut sich das Video vom Organisator Jan Theofel himself an.) Meine Freundin Ulrike vom Blog ulrikekommuniziert.com, die sich ebenfalls für diesen „Kram“ interessiert, sagte, ich solle doch mitkommen, das wäre auch für mich interessant, weil ich doch einen Blog habe. Und auch überhaupt mal ein paar neue Leute kennenlerne. Zunächst war ich skeptisch, bin dann aber doch am Samstag  hingegangen. Ich hab ja sonst nicht viel zu tun.

So ein Barcamp gibt es in vielen größeren Städten in Deutschland. Es wird von einem privaten Initiator organisiert, der im Idealfall den ein oder anderen Sponsor an Land zieht dafür. In Stuttgart hat Jan Theofel bereits zum 7. Barcamp Stuttgart geladen. Es ging Freitag Abend los bis Sonntag Nachmittag. Man meldet sich entweder für das ganze Wochenende an oder nur einzelne Tage – je nachdem wie man lustig ist und Zeit hat. Man wird den ganzen Tag mit Essen und Getränken versorgt und bezahlt dafür im Vorfeld einen – wie ich finde – recht geringen Obulus.

Der Hospitalhof - Alt und Neu hormonisch zusammen

Der Hospitalhof – Alt und Neu harmonisch zusammen (© René Zintl)

Das erste Mal fand in diesem Jahr das BarCamp in einer neuen Location statt: dem Hospitalhof. Ein tolles, helles Gebäude, mit verschiedensten Räumen in allen Größen, einem schönen Innenhof und den wohl üblichen Kinderkrankheiten. Und ob der Größe des Gebäudes und der Masse an Nutzern funktionierte auch das WLAN nicht so richtig. Das hat mich persönlich jetzt weniger gestört, da ich weder bei Twitter noch Facebook bin. So habe ich auch nicht den Bedarf alles erlebte sofort im Netz zu veröffentlichen.

Es waren etwa 250 Leute am Samstag da. Das Programm macht man selber. Jeder der Lust und Laune hat, kann eine sogenannte 45minütige Session anbieten. Da kann was erzählt werden, es kann diskutiert werden, man spielt auf nem Instrument was vor, man kann sich Hilfestellung holen, ein Produkt präsentieren und und und…

Ulrike war der Meinung, ich könnte mir da prima Tipps holen für meine Interviewtermine auf der Buchmesse. Dafür müsste ich halt selber eine Session machen. Um die Session anzukündigen, muss man aber erstmal auf die Bühne und vor die versammelte Mannschaft von 250 Leuten treten. Diese mutieren dann zu gefühlt 5000 Leuten. Man muss ein Mikrofon in der Hand halten und reinsprechen ohne es vollzusabbern und trotzdem gut hörbar sein. Und man muss den Leuten in möglichst wenigen Worten klar machen, was man will.

Ich habe zunächst etwa eine Stunde lang beobachtet, welche Sessions all die anderen Leute so anbieten. Es gab sehr viele, die etwas zu sagen hatten. Das eine war mehr, das andere weniger interessant für mich. Als es immer weniger wurden, habe ich nur noch überlegt „Soll ich? Soll ich nicht? Soll ich? Soll ich nicht?“ Wären welche dagewesen, hätte ich vermutlich eine ganze Wiese Gänseblümchen zerrupft.

Organisatior Jan Theofel auf der gefürchteten Bühne

Organisatior Jan Theofel auf der – von mir – gefürchteten Bühne (© René Zintl)

Schließlich – als für den Moment der letzte seine Session vorstellte – habe ich mich doch für den Sprung ins kalte Wasser entschieden. Mit übel zittrigen Händen habe ich den Anwesenden von meinem Lampenfieber erzählt – und erstmal einen Applaus geerntet. Das ging natürlich runter wie Öl. Danach habe ich um Hilfe gebeten, um mein Lampenfieber in den Griff zu kriegen und auch um Tipps für die Interviews zu bekommen. Da haben sich tatsächlich ein paar Leute gemeldet. Dann wurde der Raum ausgesucht und ich durfte wieder in der Versenkung verschwinden. Zurück am Tisch haben meine Hände gezittert als würde ich einen Elektrozaun anfassen. Vom Magengrummeln ganz zu schweigen.

Meine Session war dann gleich in der ersten Runde mit dran. Und noch bevor es überhaupt losging, sprachen mich einige Leute an, dass man mir meine Aufregung gar nicht angemerkt hätte. Ich hätte eine ruhigen Eindruck gemacht und das zu wissen ist ja schon mal klasse. Gleich acht wildfremde Menschen kamen zu mir, um mir Tipps zu geben, mich zu unterstützen und … ja, auch um irgendwie mein Ego zu streicheln. So oft höre ich ja nicht, dass ich etwas gut gemacht habe. Und über den eigenen Schatten gesprungen zu sein und sich auf diese Bühne gestellt zu haben, war irgendwie auch sehr beflügelnd. Wenn ich wählen kann, agiere ich eigentlich lieber im Hintergrund.

Auch im Verlauf des weiteren Tages wurde ich immer wieder mal darauf angesprochen und jeder hatte ein freundliches Wort oder doch noch einen Tipp. Wieder andere Leute haben sich dann sogar noch Tipps von mir geholt, weil sie meine Session leider nicht besuchen konnten. Zeitgleich fanden ja noch 10 weitere Vorträge/Diskussionen statt.

Eines der Boards mit all den angebotenen Vorträgen ... sorry, Sessions ;)

Eines der Boards mit all den angebotenen Vorträgen … sorry, Sessions 😉 (© René Zintl)

Dann gab es erstmal was zu essen und ich habe all die Tipps sacken lassen. Als nächstes stand bei mir dann eine Session an, die bereits bei der Ankündigung viele Lacher geerntet hatte: Andreas wollte über „Die perfekte Rasur“ sprechen. Das konnten Ulrike und ich uns natürlich nicht entgehen lassen. Obwohl eigentlich nur für Männer gedacht, fanden sich dann doch noch ein paar Frauen ein. Der Vortrag war klasse vorbereitet. Es gab viel Gelächter bei allen Anwesenden. Und bei allem Witz, habe ich was gelernt bzw. war es wirklich interessant. Eine Live-Vorführung gab es allerdings nicht.

Danach habe ich mir angehört, was zwei Mitarbeiter in der Notfallambulanz bzw. der Psychiatrie so erleben. Sie haben vornehmlich über die Rettung von Suizidenten gesprochen und Beispiele gegeben wie man es nicht machen soll. Zwar schon ein irgendwie unterhaltsamer Vortrag, aber eben auch mit einem ernsten Hintergrund.

Am Nachmittag habe ich dann noch eine Produktvorführung besucht. Christian ist Laritzfan. Er hat uns seine Leidenschaft näher gebracht und uns mit auf seinen Lakritzplaneten genommen. Er hat über die Herstellung gesprochen, welche Wirkung Lakritz hat und wo man welches bekommt. Und er hatte ganz leckere Sachen zum Probieren dabei. Ich bin absolut kein Lakritzfreund. Habe auch schon ewig keins mehr gegessen. Aber dieses hat mir einfach klasse geschmeckt. Ich bin jezt angefixt. Das etwas bittere Süssholzprodukt gab es mal in Verbindung mit einer schönen Schokolade, dann mit weißer Schokolade und einer fruchtigen Passionsfruchtnote, mit dunkler Schokolade und Kaffeegeschmack und zum Abschluss eine Mandel umhüllt von Schokolade mit Meersalzsplittern und Lakritz. Alle Teilnehmer haben gern zugegriffen und waren begeistert. Und der liebe Christian ließ sich auch nicht lumpen, was die Probepackungen anging. Eine tolle Sache.

Dank schönem Wetter waren entspannte Gespräche im netten Innenhof möglich (© René Zintl)

Dank schönem Wetter waren entspannte Gespräche im netten Innenhof möglich (© René Zintl)

Nach 18 Uhr war die letzte Session gelaufen. Viele fanden sich bei dem schönen Wetter im Innenhof ein und man hat sich unterhalten. Ich habe ein paar bekannte Gesichter vom monatlichen Stammtisch (bei dem ich allerdings auch erst zweimal war) getroffen und auch neue Leute kennengelernt und mich nett unterhalten. Nach dem Abendessen wurde die Abendplanung besprochen. Da wurde dann Karaoke, das sogenannte Werwolfspiel (keinen Schimmer, was das genau ist.), irgendwas mit Porno und ein Abendspaziergang durch Stuttgart angeboten. Mit zwei bekannten und zwei weiteren unbekannten Gesichtern bin ich ein wenig durch Stuttgart gelaufen. Und danach war ich platt, obwohl es noch gar nicht so spät war.

Aber so glücklich und zufrieden, so gestärkt und beflügelt bin ich lange nicht nach Hause gegangen. Das war eine tolle Erfahrung und ich werde mir angewöhnen öfter ins kalte Wasser zu springen. Ich werde auch mit Sicherheit beim Barcamp im nächsten Jahr dabei sein. Viele nette Menschen habe ich getroffen, es gab viel zu lachen und zu lernen und es ist schön, dass man sich selbst so einbringen kann.

Danke an der Stelle noch an René Zintl von www.velanga.de, der mir seine Bilder zur Verfügung gestellt hat.

Und hier kommen noch die Sponsoren des Barcamp Stuttgart 2014:

Platin-Sponsoren
Lightwerk InternetagenturMFG InnovationsagenturWishdrum

Gold-Sponsoren
induux - The industry platformLand Baden-WürttembergMosaiqDie Experten für TYO3Messe Stuttgart - Mitten im MarktJan Theofel - Barcamp-Organisation und -Moderation

Silber-Sponsoren
Coworking StuttgartI.O.F.F. - Inoffizielles Fernseh- und Medienforumaexea – Ihre erfahrene Kommunikationsagentur aus Stuttgartdigital worxMichael Schommer für das prismcamp2Freiarbeiter

Unterstützer
Sonntagmorgen KaffeeHochzeitsportal24 - Alles für die Traumhochzeitexensio - intelligente informationssystemeEssen bestellen in Stuttgart via pizza.deBundesverband Community Management e.V. für digitale Kommunikation und Social MediaEsskultur Catering

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