Hallo liebe interessierte Leser und Bücherwürmer,
Heute darf ich Euch etwas Anderes und ganz Besonderes vors Auge schieben:
Ein Interview mit Jutta Profijt!
Ich freu mich wie bekloppt. Jutta Profijt war ja ohnehin schon eine meiner deutschsprachigen Lieblingsautorinnen. Wenn ein Buch von ihr erscheint, muss ich es haben. Jetzt hat sie sich ganz schnell und unkompliziert für ein Email-Interview Zeit genommen und meine neugierigen Fragen beantwortet. Dafür hat sie nun bei mir noch mehr Punkte – quasi Fleißbienchen – gesammelt und ich mag sie umso mehr. Ich freue mich, Euch daran teilhaben zu lassen.
Um wen gehts denn eigentlich?
Na, um Jutta Profijt! Sie ist Autorin der bekannten Kühlfach-Reihe, die bei dtv erschienen ist bzw. erscheint. Star der Reihe ist Pascha. Oder besser gesagt sein Geist. Denn nach dem Tod des Kleinkriminellen Pascha, findet seine Seele nicht den rechten Weg in den Himmel … oder wohin auch immer. Stattdessen nutzt er freudig die Möglichkeit zu dem schüchternen Rechtsmediziners Dr. Martin Gänsewein Kontakt aufzunehmen. Gänsewein ist der Einzige, mit dem Pascha ohne weiteres kommunizieren kann. Gemeinsam lösen die beiden ungleichen Spezialisten Mordfälle und Pascha mischt das stille Leben des Rechtsmediziners ordentlich auf.
Zu Recht wurde der erste Teil der Reihe „Kühlfach 4“ für den Friedrich-Glauser-Preis 2010 als bester Kriminalroman nominiert.
Daneben schrieb Jutta Profijt noch einige andere Romane: „Schmutzengel“, „Blogging Queen“, „Möhrchenprinz“ und „Green Blogging“.
Und folgendes wollte ich wissen:
Frau Profijt, Sie haben mit „Knast oder Kühlfach“ in diesem Jahr bereits Band 5 der Reihe um den fidelen Geist Pascha Ihren Lesern geschenkt. Die Idee zu den Kühlfach-Krimis kam Ihnen bei einer Besichtigung des Instituts für Rechtsmedizin in Köln. Wie kam es denn zu dieser Besichtigung?
Eine Kollegin (Gisa Klönne, damals Ansprechpartnerin der Mörderischen Schwestern) hat diese Besichtigung arrangiert, damit wir in einem Diavortrag und anschließender Fragerunde unser Wissen erweitern können. Zwischen all den Kühlfächern fragte ich mich plötzlich, was eigentlich passieren würde, wenn eine dieser Leichen dort drin nicht ganz so tot wäre, wie sie sein sollte …
Wieso die Idee von Pascha als Geist? Natürlich bieten sich dem Geist einige Möglichkeiten, die ein lebender Pascha nicht hätte. Andererseits ist er ja in der Kommunikation deutlich eingeschränkt, ist einsam und die Möglichkeiten sich die viele Zeit zu vertreiben – da er ja auch nicht schlafen muss – sind auch nicht unbedingt das Wahre. Denn Pascha bleibt eben hauptsächlich Zuschauer. Warum also der Geist?
Die Idee der nicht ganz toten Seele war eben der Witz an der Sache. Und die Tatsache, dass sich daraus das Team-wider-Willen ergibt. Als Lebende hätten Martin und Pascha ja NIEMALS freiwillig zusammengearbeitet.
War von vornherein eine Krimi-Reihe geplant? Oder ist dies dem Erfolg des ersten Romans „Kühlfach 4“ geschuldet?
Es war nur ein einzelner Band geplant. Als dann die Verkaufszahlen durch die Decke gingen und der Verlag nach einer Fortsetzung verlangte, war ich sehr froh, dass das Ende so offen geblieben war, dass man daran anknüpfen konnte.
„Ich verwurste nie reale Personen“
Finden sich die Vorlagen für die Figuren aus der Kühlfach-Reihe in realen Personen?
Nein. Ich verwurste nie reale Personen für meine Figuren. Ich bin Autorin. Ich erfinde Figuren, Geschichten und alles andere. Die Bücher sind auch NICHT autobiographisch, sie verarbeiten kein Trauma und sind nicht therapeutisch induziert.
Inwieweit begleitet Pascha Sie oder begegnet Ihnen im Alltag, wenn Sie gerade nicht Schreiben?
Pascha spricht das aus, was wir oft gern denken würden, uns aber nicht trauen. Er ist immer respektlos, allerdings – darauf lege sowohl ich als auch die Leser großen Wert – nie beleidigend. Eine Gratwanderung, die sich unsere Gesellschaft offenbar oft selbst nicht zutraut, weshalb sie „political correctness“ inzwischen über die Wahrheit stellt. Da ist Paschas Blick oft erfrischend unverfälscht und klar. Er hinterfragt im Grunde alles. Diese Haltung stelle ich an mir selbst nun auch häufiger fest.
Sie haben beispielsweise mit „Blogging Queen“, „Schmutzengel“ und „Möhrchenprinz“ auch außerhalb der „Kühlfach-Reihe“ äußerst unterhaltsame Romane geschrieben. Ganz wichtig: allesamt keine Krimis! Brauchen Sie hin und wieder eine Pause von Pascha und Dr. Gänsewein und Mord und Totschlag?
Ja. Als Autorin beginne ich jedes Buch mit einem weißen Blatt Papier, auf das ich ALLES schreiben kann, was ich will. Ich kann die Vergangenheit oder die Zukunft beschreiben, eine Geschichte in Deutschland oder auf den Osterinseln spielen lassen und jede beliebige Figur auf die Reise schicken. Ich wär ja schön blöd, wenn ich diese Freiheit nicht nutzen, sondern immer das selbe schreiben würde.
„Ich besitze keinen Fernseher„
Sie haben mit „Green Blogging“ auch so etwas wie einen Ratgeber fürs Gärtnern und die Selbstversorgung geschrieben. Bzw. Sie betreiben einen Blog, der in gekürzter Version als Buch erschienen ist. Wie viel Zeit bleibt Ihnen denn während des Schreibprozesses für den Garten?
Fragen wir mal anders herum: Wie viel Zeit bleibt nach der Selbstversorgung fürs Schreiben? Immerhin genug, damit ich meine Abgabetermine einhalten kann. Zumal ist statistisch gesehen 4 Stunden täglich (!) mehr Zeit habe als andere Menschen, da ich keinen Fernseher besitze.
Wann dürfen Ihre Leser mit einem neuen Buch aus Ihrer Feder rechnen?
Wenn Sie meine Leser fragen ist es immer zu spät, dauert immer zu lange … Aber ich würde sagen: bald!
Was passiert bei Jutta Profijt, sobald ein Manuskript endgültig abgeschlossen ist? Wird gefeiert, gibt es eine kreative Pause oder stürzen Sie sich sofort in das nächste Buchprojekt?
Es gibt auf jeden Fall eine mehrtägige Denkpause, in der ich mich von der einen Geschichte auch gedanklich trenne. Manchmal nutze ich den Anlass, um Leute zum Essen einzuladen. Und dann arbeite ich alles das ab, was ich in den Wochen vor dem Abgabetermin auf später verschoben habe, weil ich im Endspurt sehr zielstrebig bin und alles andere wegschiebe. Also Buchhaltung, Bügeln, Fensterputzen, Sockenstopfen …
Was mögen Sie ganz besonders an Ihrem Leben als Autorin und was empfinden Sie eher als Nachteil?
Ich liebe das Geschichtenerfinden und die freie Zeiteinteilung. Nachteilig ist die Tatsache, dass die Arbeit am Schreibtisch stattfindet. Ich leide bei intensiven Schreibphasen immer wieder unter Sehnenscheidenentzündungen und bekomme vom langen Sitzen Verspannungen im Nacken. Bisherige Versuche mit einem Diktierprogramm waren leider nicht von Erfolg gekrönt. Deshalb mache ich jeden Morgen ab 6 Uhr 90 Minuten Sport und Gymnastik.
Gibt es eine Frage, auf die Sie bei einem Interview sehnlichst warten, die aber bisher nie gestellt wurde?
Nein. Wenn ich etwas sagen will, finde ich immer einen Weg, das in den anderen Antworten unterzubringen … 😉
Herzlichen Dank an dieser Stelle noch einmal an Jutta Profijt für Ihre Zeit und die wirklich schnelle Beantwortung meiner Fragen. Und auch herzlichen Dank an Beatrice Habersaat von dtv, die freundlicherweise den Kontakt hergestellt hat.
Zur Website: www.juttaprofijt.de/
Folgende Bücher sind bisher bei dtv erschienen:
Kühlfach-Reihe
– „Kühlfach 4“
– „Im Kühlfach nebenan“
– „Kühlfach zu vermieten“
– „Kühlfach betreten verboten“
– „Knast oder Kühlfach“
„Schmutzengel“
„Blogging Queen“
„Möhrchenprinz“
„Green Blogging“
Quellen:
Bild: www.dtv.de / Text und Interview: Jutta Profijt und Susanne Ullrich
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