Nach der Delphin-Show lockt mich der Alkohol. Ich folge dem sogenannten Whisky-Trail. Dabei werden unter anderem die Distillen von Glenfiddich, The Glenlivet und Glen Grant angesteuert. Ich verkneife mir allerdings in den Schnapsfabriken an den Führungen teilzunehmen. Habe ich ja schließlich schon gesehen – so großartig wird sich das nicht unterscheiden.
Ich mache quasi kurzen Prozess, spaziere in die jeweiligen Shops und decke mich mit diversen Probierfläschchen ein. Die Verkostung findet dann erst statt, wenn ich wieder in Deutschland bin.
An der letzten Station kriege ich dann auch endlich mal ein paar anständig zottelige Hochlandrinder zu sehen. Überrascht stelle ich fest, dass es die nicht nur in der gängigen rotbraunen Ausführung gibt, sondern auch in elegantem Schwarz. Allerdings stehen die eher stoisch auf ihrer Weide rum. Ein Exemplar steht unmittelbar am Rand der Wiese und fixiert beharrlich den Holzzaun. Es lässt sich von mir nicht ablenken.
Zum Whisky-Trail gehört aber auch die Speyside Cooperage. Hier werden noch in Handarbeit die Whisky-Fässer hergestellt und repariert. Das interessiert mich. Zuerst gibt es im hauseigenen Kino einen Film wie aus einer kleinen Eichel ein anständiges Fass wird. Anschließend gibt’s auch hier eine Führung. Überraschenderweise kann man im Gebäude sogar fotografieren.
Heute werden leider keine neuen Fässer hergestellt, sondern nur alte, schon benutzte repariert. So ein Fass landet nämlich erstmal zum Beispiel in Spanien oder Italien, um dort ein paar Jahre Wein oder Sherry in sich aufzusaugen. Danach kommt es zurück nach Schottland, wird in der Cooperage überprüft und ggf. repariert und anschließend landet es in einer der vielen Whisky-Distillen. Je nachdem was vorher im Fass gelagert wurde, erhält der Whisky eben dann seine Geschmacksnote.
Die Böttcher kann man von einer verglasten Galerie aus beobachten solange man will. Hier wird man nicht nach Führungsende hinaus komplimentiert. Doch bald habe ich oft genug gesehen wie die Metallringe um die Fässer entfernt und wieder aufgeschlagen werden oder wie die Deckel und Böden hergestellt werden.
Meine Fahrt geht weiter und tiefer in den Cairn Gorm Nationalpark. Im idyllischen Aviemore finde ich ein Hostel zum Übernachten. Die Gebäude an der Hauptstraße hier sind niedrig. Besonders hübsch finde ich den Bahnhof und die angrenzenden Häuser. Sie sind in einem warmen hellen gelb gestrichen und die ziegelroten Akzente vermitteln noch mehr Wärme und Freundlichkeit. Aviemore ist der idyllischste Ort der Welt. Ich fühle mich hier sofort wohl.
In dem Ort ist ziemlich viel los stelle ich fest, als ich mir zum Abendessen eine Portion Fish & Chips gönne. Der Imbiss ist beliebt und liegt direkt an der Straße, mitten im Trubel. Aus dem Reiseführer weiß ich, dass ich mich mitten in einem Touristen-Hochgebiet befinde. Nach dem fettigen Essen, mache ich noch einen Spaziergang in den Wald hinter dem Hostel. Da gibt es ganz viele Hasen, die mir ein Lächeln ins Gesicht zaubern.
In der milden Abendluft sitze ich später noch draußen vor dem Hostel und beschlagnahme mit drei weiteren deutschen Jungs den einzigen Tisch mit Sitzgelegenheit. Es ist ein nettes Gespräch über ihre und meine Erlebnisse. Wir alle haben schon mit etwas Verwunderung festgestellt, dass es hier nachts gar nicht richtig dunkel wird. Einen Sternenhimmel kann man in Schottland im Sommer nicht sehen. Es ist reichlich spät als wir in unsere jeweiligen Schlafzimmer verschwinden. Ich bin jetzt schon etwas wehmütig, wenn ich daran denke, dass ich in drei Tagen wieder nach Deutschland muss.
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