Kurz nach 6Uhr war meine Nacht zu ende. Die Sonne ging auf und ich konnte sowieso nicht mehr schlafen, weil ich aufs Klo musste. 1h später war ohnehin schon das Frühstück angesetzt. Das fiel ähnlich wie das Abendessen jeden Tag reichlich aus. Außerdem nutzte ich die Zeit bis dahin, um die Eindrücke des ersten Safari-Tages wenigstens in Stichpunkten zu notieren.
Nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg zum nördlich gelegenen Lake Natron. Natürlich nicht, ohne im Tarangire noch einige Tiere zu sehen. Gar nicht weit vom Camp weg standen zum Beispiel einige Giraffen.
Auf zu den Massai

Ein Jeep ist liegengeblieben. Faraja leistet Schützenhilfe
Den Großteil der nächsten Stunden verbrachten wir aber im schnellstmöglichen Tempo. Eine Weile genossen wir noch den Luxus einer geteerten Schnellstraße. Doch bald wurde daraus Schotterpiste. Die Landschaft veränderte sich ebenfalls. Vom baumreichen Tarangire durch einige kleine Ortschaften und durch flaches Grasland. Unser Ziel war die trockene und staubige Landschaft rund um den Lake Natron. Massai-Gebiet.
Daher waren auch viele Angehörige dieser Gruppe unterwegs zu sehen. Meist trieben sie eine Herde von Kühen und Ziegen vor sich her. Wir kamen auch an vielen Häusergruppen vorbei, die zumeist nur eine Familie beherbergen. Massai-Männer dürfen so viele Frauen haben wie sie wollen bzw. wie sie sich leisten können. Darüber entscheidet die Anzahl der Kühe die Mann besitzt. Außerdem sind die Männer damit beschäftigt, ihr Vieh dorthin zu treiben, wo es was zu fressen gibt für die Tiere. Die Frauen währenddessen kümmern sich um den Hausbau, Wasser holen, Kochen, Sauber machen, Kindererziehung und überhaupt den ganzen Rest.
Mittagessen irgendwo im nirgendwo
Während der Fahrt immer wieder auch Tiersichtungen: Zebras, weitere Giraffen, Gnus, Impalas … Im Schatten einiger vertrockneter Bäume machten wir Mittagspause. Mit Blick auf eine so fremde, nicht wirklich schöne, aber beeindruckende Landschaft aßen wir unseren Lunch. Am Himmel entdeckten wir dabei einen großen Schwarm Rosa Pelikane. Zugegeben wir konnten nicht sehr viel erkennen und vertrauten daher auf das Wort unseres Guides Faraja. Bisher kannte ich die Tiere hauptsächlich aus dem Zoo, wie sie einfach herum stehen. Graue Pelikane sah ich auch auf Galapagos, allerdings nicht in so großen Schwärmen.
Am Nachmittag kamen wir ziemlich durchgeschüttelt und verstaubt in unserem Camp an. Das war eine kleine grüne Oase auf einem Plateau inmitten der trockenen grauen und kargen Gegend. Nach einer kurzen Pinkelpause stand schon der nächste Punkt auf dem Programm. Ausnahmsweise durften wir mal laufen. Eine Wanderung durch eine Schlucht mit einem Massai-Führer zu einem Wasserfall.
Seltener Ausflug zu Fuß
Kaum verließen wir das Camp, wurden wir umringt von Massai-Mädchen, die sofort nach unseren Händen griffen und von allen Seiten auf uns einredeten. Immer wieder wurden mir die Namen Anna, Elena und Grace genannt. Ich wurde mehrfach nach meinem Alter gefragt, wie viele Kinder ich habe und ob ich einen Mann hätte. Meine ehrlichen Antworten sorgten für Erheiterung, weil es für die Massai scheinbar unvorstellbar ist keine Kinder und keinen Mann zu haben. Das Gekicher irritierte und ärgerte mich schließlich auch. Außerdem hatte ich ohnehin Mühe auf dem losen sandigen Boden zu laufen, weil ständig kleine Steine in meine Sandalen rutschten. Zumal der Massai-Führer einen flotten Schritt drauf hatte.
Irgendwann ließen die Mädchen von uns ab. Von mir als letztes, weil ich alleine war. Vermutlich stellte ich das perfekte „Opfer“ dar. Die Wanderung war für mich durchaus beschwerlich. Mein Gewicht war gar nicht mal das Problem. Vielmehr, dass ich so unsicher bin beim Auftreten. Der schmale Weg oberhalb eines Flusses voller Stolpersteine war nicht ideal für mich. Den Rest gab mir die mehrfache Durchquerung des Flusses.
Auszeit am Fluss

In dieser großartigen, wenn auch kargen Kulisse warte ich auf die Rückkehr der Anderen
Ich wusste das alles vorher und hatte mir auch entsprechende Trekkingsandalen gekauft, durch die das Wasser durchfließen kann. Mein Problem war, dass in den nassen Schuhen meine Füsse keinen Halt hatten, egal wie eng ich die Verschlüsse machte. Jeder Schritt wurde auf dem unebenen Boden und bei den An- oder Abstiegen noch unsicherer als vorher schon. Dadurch war ich schrecklich langsam. Also gab ich schließlich auf.
Am Fluss wartete ich und ließ die anderen zum Wasserfall laufen. Auch wenn mich die Auszeit ärgerte und ich später erfuhr, dass es wohl gar nicht mehr so weit gewesen wäre. Andererseits hätten wir noch zwei mal den Fluss durchquert – und wir mussten ja auch wieder zurück. Es war also durchaus vernünftig die Wanderung abzubrechen. So oft wie ich unglücklich auf einen Stein trat, ist es verwunderlich, dass ich mir nicht den Knöchel verstauchte.
Bedrängt von Massai-Mädchen
Zurück in der Nähe des Camps warteten schon die Massai-Mädchen auf uns. Nicht nur ich war darüber wenig erfreut. Die letzten 100 Meter bergauf, mit nassen rutschigen Schuhen im losen Sand wurden wir von rechts und links bedrängt ihre Schmuckstücke zu kaufen. Das erste Nein wurde genauso ignoriert wie das fünfte und das zehnte. Ich war echt genervt. Zumal wieder die Fragen nach Mann und Kindern folgten.

Unsere grüne Oase „Lake Natron View“
Man könnte natürlich fragen „Warum hast du denn nicht einfach ein Armband für $ 2 gekauft?“ – Weil ich schlicht kein Armband brauche. Weder für mich, noch als Souvenir für Familie oder Freunde. Es hätte zudem die anderen angespornt mich noch mehr zu bequatschen, damit ich auch ihnen etwas abkaufe. Und weil ich diese Belagerung extrem lästig fand und außerdem den Eindruck hatte sie machen sich über mich lustig. Da widerstrebte es mir schlicht Geld aus gutem Willen auszugeben.
Offenbar gibt es eine unsichtbare Grenze, denn an einem bestimmten Punkt ließen die Mädchen von uns ab. Einzig Michaela zeigte kurz vorm „Ziel“ Interesse an einem Armband und kaufte schließlich etwas.
Zum Sonnenuntergang am Lake Natron

Mir kam es wie eine Ballett-Aufführung vor
Damit war der Tag aber noch nicht vorbei. Denn gleich danach sprangen wir wieder in den Jeep und fuhren zum nahegelegenen Lake Natron. Ein See der zur rechten Zeit von tausenden Flamingos rosa gefärbt wird. Dank eines Schuhwechsels konnte ich den kurzen Spaziergang über das teils ausgetrocknete Seeufer genießen. Wir sahen den See allerdings nicht rosa. Uns erwarteten „nur“ ein paar hundert Flamingos. Zumindest soweit wir sehen konnten. Denn der See ist weitaus größer als von unserem Standpunkt zu erkennen war. Es war trotzdem beeindruckend.
Zurück am Jeep warteten schon weitere Mädchen darauf, uns ihren Schmuck zu verkaufen. Doch inzwischen waren wir erfahrener und ließen uns gar nicht erst auf Gespräche ein. Es dunkelte schon als wir wieder im Camp ankamen.
Auf dem Weg zur Toilette erschrak ich mich über ein paar Esel, die im Dunkeln herum standen. Hier war es nicht ganz so komfortabel wie im Tarangire-Camp. Aber nach dem staubigen Tag war die Dusche auch mit kaltem Wasser sehr willkommen.
Nach dem Abendessen saß ich mit Verena und Frank noch lange zusammen und wir beschlossen den Tag mit Whisky und Wein.