Der dritte und letzte Teil der Fred-Abel-Trilogie spielt zeitlich gesehen ein Jahr nach den Ereignissen von Band 1 und elf Jahre nach den Ereignissen von Band 2. Am Ende des ersten Teils wurde Rechtsmediziner Dr. Fred Abel von unbekannten Schlägern angegriffen und schwer verletzt. Nun kehrt er nach seiner langen Genesung zurück in den Dienst. Doch schon die nächsten Tage werden für Abel einige Aufregung bereithalten. Denn ausgerechnet seine beiden Kinder, die ihn besuchen, werden entführt.
Ein Jahr nach dem verheerenden Anschlag auf sein Leben, kehrt Dr. Fred Abel in den Dienst der Berliner Charité zurück. Die körperlichen Schäden seines Schädel-Hirn-Traumas sind verheilt. Angeblich ist er auch psychisch wieder auf der Höhe – denn von seinem Verfolgungswahn erzählt er nichts. Die Rückkehr in den Arbeitsalltag verspricht aber immerhin eine gewisse Normalität.
Außerdem freut Abel sich auf den Besuch seiner Kinder. Vor rund einem Jahr erfuhr er überraschend von seiner Vaterschaft, die ihm ein 16jähriges Zwillingspaar bescherte. Mit ihrer Mutter leben die Kinder auf Guadeloupe. Nachdem Abel mit seiner Partnerin die Überraschungsfamilie auf der Insel bereits besuchte, steht nun der Gegenbesuch der Kinder Manon und Noah in Berlin an.
Doch die Freude währt nur wenige Tage. Zum einen gerät Abel durch die unbedachte Äußerung eines Pressesprechers in den Fokus eines Serienmörders. Der sogenannte Darkroom-Killer treibt in Berlin sein Unwesen und tötet vornehmlich in den dunklen Hinterzimmern der Schwulenszene. Abel gibt den entscheidenden Hinweis für die Ermittlungen und zieht somit den Zorn des Mörders auf sich.
Was jedoch viel schwerer wiegt, ist die Entführung von Manon und Noah. Nach einigen unbeschwerten Tagen verschwinden die Teenager plötzlich ohne Spur. Das Werk des Darkroom-Killers? Oder ein Menschenhändlerring, der junge Flüchtlinge kidnappt und verschachert? Oder doch das Werk von Burkjanow, dem transnistrischen Geheimdienstchef, den Abel vor 11 Jahren vom Thron stürzte? Fieberhaft sucht Fred Abel mit Hilfe einiger Freunde nach seinen Kindern.
Enttäuschend
Es ist ungewöhnlich, dass die Reihenfolge der Trilogie nicht der chronologischen Vorgabe folgt. Sprich, dass zeitlich gesehen erst Band 2 dann Band 1 und schließlich Band 3 kommt. Dieses Verfahren hat mich immer wieder durcheinander gebracht.
Wir setzen im letzten Teil der Trilogie also ein Jahr nach den dramatischen Ereignissen von Band 1 ein. Und die Lektüre entlockt mir – wie schon bei Band 2 – keine Begeisterungsstürme. Ja, es ist spannend. Und ja, es ist nach wie vor interessant das True-Crime-Element im Buch zu haben. Was mir fehlt, ist die geschmeidige Verbindung zwischen Fakt und Fiktion. Schon in Band 2 vermeinte ich genau zu wissen, an welchen Stellen der Rechtsmediziner den Fachjargon verwendet sehen wollte. Das heißt manche Passagen wirken im Textfluss fremd, sie passen vom Stil nicht richtig rein.
Von der Story an sich war es mir zu voll gepackt. So viele Möglichkeiten, so viele Sackgassen und Probleme. Obwohl es sich um einen True-Crime-Thriller handelt und ich auch weiß, dass die Realität noch so viel schlimmer ist als jede Fantasie, war mir das Buch zu überladen. Auch unter dem Aspekt, dass Andreas Gößling am Ende erklärt, was es mit dem Whodonit? auf sich hat.
Naja und nicht zuletzt ist mir wieder aufgestoßen, dass auch beim letzten Teil, lediglich der Name des prominenten Rechtsmediziners Dr. Michael Tsokos auf dem Buchcover verewig ist. Der Co-Autor Andreas Gößling wird wieder einmal nur im Innenteil erwähnt.
Alles in allem tendiere ich eher dazu, das Buch nicht zu empfehlen, denn mich hat es enttäuscht.
Mehr Bücher von Michael Tsokos:
Fred-Abel-Trilogie:
Zerschunden
Zersetzt
Zerbrochen
Sind Tote immer leichenblass?
Der Totenleser
Abgeschnitten (mit Sebastian Fitzek)
Autorenporträt
Michael Tsokos, 1967 geboren, ist Professor für Rechtsmedizin und international anerkannter Experte auf dem Gebiet der Forensik. Seit 2007 leitet er das Institut für Rechtsmedizin der Charité. Seine Bücher über spektakuläre Fälle aus der Rechtsmedizin sind allesamt Bestseller.
Andreas Gößling, 1958 in Gelnhausen geboren, lebt als Schriftsteller und Verleger in Berlin. Der Germanist, Politik- und Kommunikationswissenschaftler hat zahlreiche Romane und Sachbücher für erwachsene und junge Leser publiziert, aktuell die True-Crime-Thriller „Zerschunden“, „Zersetzt“ und „Zerbrochen“ zusammen mit Michael Tsokos, allesamt Top-Ten-Bestseller auf der SPIEGEL-Liste.
Buchinfo
„Zerbrochen“ Fred-Abel-Trilogie, Band 3 von Michael Tsokos und Andreas Gößling, erschienen bei Knaur
Taschenbuch: Klappenbroschur, 432 Seiten, € 14,99, ISBN: 978-3-426-51970-7
eBook: 432 Seiten, € 12,99, ISBN: 978-3-426-44019-3
Quellen
Bild/Autorenporträt: www.droemer-knaur.de / Text (außer Autorenporträt): Susanne