Samstag, 06. Mai 2017
Die Kurzfassung:
Ausflug zum Mount Kinabalu im Kinabalu Park, zu Poring mit den heißen Quellen und einem Canopy Walkway. Habe meine deutsche Reisegruppe gegen Asiaten eingetauscht. Während der 2stündigen Fahrt ein Stopp an einem Aussichtspunkt von dem aus man nicht viel sieht, weil es gerade nicht sonnig ist. Zumindest nicht hier im Hochland. Weiterfahrt zum Kinabalu Park mit 15minütigem Stopp, während dem ich mich als Klugscheisser profiliere.
Mittagessen mit Asiaten. Dank meiner langjährigen Erfahrung beim heimischen Chinamann, falle ich nicht unangenehm auf. Mir fällt kein Reiskorn vom Stäbchen und ich schnipse auch nichts über den Tisch. Der Canopy Walkway ist nicht so entspannt wie ich dachte. Ich sehe mehr von der Hängebrücke als der Umgebung. Gegen Aufpreis sehen wir eine Rafflesia. Und ich bekomme eine Banane angeboten.
Und jetzt ausführlich:
Pünktlich 8 Uhr stehe ich vor dem Hotel. Tom hat mich noch in der Lobby abgefangen. Ich solle bloss nicht vor den anderen Tourteilnehmern mit dem Guide über den Preis reden, weil ich einen Sonderpreis hätte. Aha. Außerdem würde Tom von seinem Zimmer aus nachsehen, ob ich auch wirklich abgeholt werde. Als ich 8.20Uhr immer noch vorm Hotel stehe, taucht Tom wieder auf. Er ruft den Guide an. Ja, sie würden sich verspäten, die Teilnehmer waren nicht pünktlich, sind unterwegs, blabla. Freundlicherweise wartet Tom mit mir bis ich tatsächlich im Bus sitze.
Der Guide ist ein ganz junger Kerl, vielleicht gerade 20 Jahre alt und nennt sich Brandon. Keine Ahnung warum die Guides sich hier alle so amerikanisierte Namen geben. Vermutlich, um Sympathiepunkte zu sammeln. Vielleicht auch, um Verhonepiepelungen durch sprachlich unbegabte Touristen zu vermeiden. Im Bus sitzen außer mir nur Asiaten. Nun ja, ich bin in einem asiatischen Land, denkt Ihr Euch jetzt wohl, da ist das nicht verwunderlich. Schon klar, aber das hier sind keine einheimischen Asiaten. Sie sehen … hmmm … asiatischer aus. Irgendwie. Ich vermute Japaner. Ich komme mir ziemlich exotisch vor.
Wir müssen nochmal anhalten, weil eine Dame noch zur Bank muss. Das dauert 20 Minuten! (Und da wir auf dem Rückweg nochmal an der Bank halten müssen, vermute ich sie war nicht erfolgreich.)
Auf zum Kinabalu Park und nach Poring
Als wir endlich losfahren, erklärt Brandon uns den Plan. Alles auf Englisch heute. Kein Problem. Wir fahren zum Mount Kinabalu – dem größten Berg Malaysias – und gehen in den dortigen Naturschutzpark. Von dort fahren wir weiter nach Poring zu den heißen Quellen, wo es was zu essen gibt und wir einen Canopy Walkway besuchen. Wir würden auch Zeit haben um in den heißen Quellen zu baden. Anschließend geht es wieder zurück. Hmmm… das ist nicht das was ich wollte. Ich dachte wir machen am Mount Kinabalu eine Wanderung im Regenwald, damit ich dort Orchideen und Kannenpflanzen und vielleicht sogar eine Rafflesia sehen kann. Andererseits klingt der Canopy Walkway nicht schlecht. Ich hatte schon bedauert, dass ich sowas nicht machen kann. Auf einer Brücke hoch oben in den Bäumen stehen und Tiere beobachten und so. Bestimmt schön. Soll ich Euch schon verraten wies war? Nee, dann lest Ihr vielleicht nicht weiter.
Miss Susan, die Klugscheisserin
Bis zum Kinabalu allein dauert die Fahrt schon knappe 2 Stunden. Wir halten unterwegs noch an einem Aussichtspunkt. Dank des trüben Wetters und tief hängender Wolken ist die Aussicht nicht so spektakulär. „Meine“ Asiaten und alle anderen die hier sind, fotografieren trotzdem was das Zeug hält. Vor allem sich selbst vor dem Nebel. Minutenlang springt eine junge Frau in die Luft, während ihr Begleiter die undankbare Aufgabe hat, im rechten Moment abzudrücken.
Am Kinabalu Park angekommen machen wir einen ca. 15 Minütigen Spaziergang. Zwei jüngere Männer aus meiner Reisegruppe, die sich im Bus mal eben noch eine Riesenportion gebratene Nudeln einverleibt haben, fragen wo ich herkomme. Die Unterhaltung stirbt aber ab, als ich ein Wort nicht verstehe bzw. nicht kenne. Und dann stehe ich irgendwie auch noch als Klugscheisser da.
Brandon erläutert uns an verschiedenen Stellen etwas zum Park und zu den Pflanzen die hier wachsen. Irgendwann kommt er auf Poring zu sprechen, wo die heißen Quellen sind. Er hat eine Quizfrage für uns. Die Asiaten sind nur mäßig begeistert. Brandon will wissen, welche Bedeutung Poring in der ursprünglichen Landessprache hat. Er nennt drei Auswahlmöglichkeiten, die ich mir nicht gemerkt habe. Nur zögerlich gibt einer der anderen einen Tipp ab. Weil Brandon mir ein bisschen leid tut, tippe ich auf Bambus. Schließlich findet sich noch jemand, der sich für die 3. Antwort entscheidet. Am Ende habe ich recht: Miss Susan. Brandon strahlt mich an und die Asiaten gucken eher missbilligend.
Jahrelanges Training beim Asiaten um die Ecke haben mich vorbereitet
Wenig später dürfen wir nochmal aufs Klo, bevor es weiter geht zu den heißen Quellen. Nochmal ne Stunde Fahrt. In Poring angekommen gibt es was zu essen. Wie ich das schon so oft in den letzten Tagen gesehen habe, sitzen wir alle an einem runden Tisch, eng zusammen gedrängt, in der Mitte ein Drehteller. Jeder hat vor sich eine Schüssel, einen kleinen Teller (wie eine Untertasse), Stäbchen und so einen asiatischen Löffel. Ich frage mich was passiert, wenn ich jetzt nach richtigem Besteck fragen würde. Muss ich aber nicht. Denn jahrelanges hartes Training in Deutschland beim Asiaten um die Ecke mit meiner besten Freundin zahlt sich nun aus. Routiniert greife ich zu den Stäbchen und bediene mich an den aufgetischten Gerichten, wie der Rest der Reisegruppe. Erfreulicherweise klappt alles prima und ich falle nicht negativ auf, weil mir ein Stück Huhn über den Tisch schnippst oder sowas. Ich habe ein bisschen den Eindruck, dass die anderen das wohlwollend zur Kenntnis nehmen. Und ich bin ein bisschen stolz auf mich und meine souveräne Stäbchen-Handhabung. Total bescheuert, oder?
Stau im Regenwald
Anschließend geht es endlich zum Canopy Walkway. Wir zahlen unsere Kamera-Fee, damit wir von oben fotografieren dürfen. Brandon kommt nicht mit – er wartet unten auf uns. Das hätte mir schon zu denken geben sollen.
Unbedachterweise marschiere ich vor allen anderen los. Es geht bergauf. Scheisse. Hätte ich ja drauf kommen können, dass man erstmal ein Stück weit nach oben laufen muss, bevor man zu einem Walkway gelangt. Der Weg ist unerwartet lang. Ich muss mir die Blöße geben und pausieren. Währenddessen überholen mich alle Teilnehmer meiner Reisegruppe. Sie grinsen ein bisschen mitleidig. Sollen sie doch. Pfff.
Irgendwann geht es nicht weiter. Stau. Hä? Wir sind nicht die einzigen, die jetzt und hier über den Walkway nutzen wollen. Und es dürfen immer nur maximal 6 Personen auf die Brücke. Die gehen bestimmt von Asiaten aus, die sind ja nicht so schwer, also zähle ich wohl für zwei. Ein Ranger passt auf.
Ach du scheisse!
Als ich das Konstrukt aus Leinen, Netz und 20 cm schmalen Brettern sehe, freue ich mich auf dieses Abenteuer. Wie cool. Als ich schließlich an der Reihe bin, trete ich vorsichtig auf das Holzbrett, das als Steg dient. Netz und Seile geben nach und alles schwankt. Ach du scheisse! Im Ernst?? Ich klammere mich rechts und links mit den Händen an das Geländer aus Netz. Es gibt kein zurück. Den Blick vor mich auf das Brett gerichtet, mache ich einen Schritt nach dem anderen. Immer darauf bedacht, den schmalen Steg im Gleichgewicht zu halten. Ich bemühe mich auch um ruhige Atmung. Es scheint eine Ewigkeit zu dauern, bis ich am nächsten Baum auf der festen Plattform angekommen bin. Das war übel.
Ich habe keine Höhenangst, aber mit meinem Gewicht über so ein abenteuerliches Konstrukt zu laufen, ist mir lange nicht egal. Es ist nicht so, dass ich Angst habe runter zu fallen. Vielmehr ist es das Bild, dass mich zeigt, wie ich hilflos in diesem Netz hänge, das zur Seite kippt. An ein Stehenbleiben auf dem Walkway ist nicht zu denken. Ganz zu schweigen von irgendwelchen Tierbeobachtungen oder Fotos. Auch auf dieser Plattform kann man nicht ewig verweilen, sondern muss weiter. Es liegen nämlich noch zwei solcher Hängebrücken vor mir!
„Du bist bescheuert. Warum machst du sowas?!“
Ich versuche mich zu beruhigen, dass das alles doch nicht so wild ist. Und wenn es gefährlich wäre, würden die das ja nicht machen usw. Aber bei jeder der nächsten beiden Brücken denke ich mir nach dem ersten Schritt „Scheissescheissescheisse, es ist doch wild! Du bist bescheuert. Warum machst du sowas?!“
Mit festem Boden unter den Füßen fühle ich mich sicherer und kehre zurück zum Eingang. Brandon wartet dort und teilt mir mit, ich hätte jetzt noch 30 Minuten freie Zeit. Statt meine Füße in das Wasser der heißen Quellen zu hängen – denn mangels Badesachen, könnte ich nicht mehr machen – gehe ich spazieren. Es gibt zwei Wanderwege, die man allein begehen kann. Einer davon führt zu einem Wasserfall und ist angeblich nur 10 Minuten entfernt. Perfekt. Ich trage mich in das Buch ein, das später zeigen wird, ob ich zurück gekehrt bin oder vielleicht irgendwo im Unterholz liege. Ich frage mich wie oft überprüft wird, welche Wanderer sich wieder ausgetragen haben.
Der Weg ist nicht besonders schwer und in der angegebenen Zeit erreiche ich tatsächlich einen kleinen Wasserfall. Auch hier kann man baden. Das Wasser hier aber hat nichts zu tun mit heißen Quellen sondern ist verdammt kalt. Schon eher mein Fall. Aber auch hier stürze ich mich nicht in die Fluten. Wie gesagt, ich habe keine Badesachen dabei.
Brandon offeriert einen Bonus-Programmpunkt
Zurück am Treffpunkt warten wir mal wieder. Zwei Teilnehmer der Reisegruppe nehmen es mit der Zeit nicht so genau. Brandon ist sichtlich nervös. Wenn er so eine Tagestour verkackt, wird er vermutlich nie eine mehrtägige Tour leiten dürfen.
Endlich wieder alle vereint, offeriert uns unser junger Guide einen Bonus. Auf einem der umliegenden Privatgrundstücke blühe gerade eine der größten Blüten der Welt – eine Rafflesia. Um sie zu sehen, müssten wir der Familie jeder 15 Ringit bezahlen. Alle sind einverstanden und wir machen uns auf den Weg.
Die Familie verkauft auch Bananen und meine asiatischen Mitreisenden kaufen sich gleich ein Bund davon. Während alle anderen bezahlen – ich hab gleich als erste – verwickelt mich der Busfahrer in ein Gespräch. Wo ich herkomme und wie lange ich hier bin. Er bietet mir eine Banane an. Das ist wohl das örtliche Pendant zu unserem „Willst Du was trinken?“ Obwohl keinen Hunger, nehme ich an. Leider können wir unser Gespräch nicht fortsetzen, denn statt wie ich dachte zu laufen, fahren wir mit dem Bus in den Busch.
Keine Begeisterungsstürme
Ein junges Familienmitglied fährt mit dem Moped voran und führt uns schließlich durch eine kleine Plantage mit Bananenpflanzen und Papayas zur Rafflesia. Die Blüte ist lt. Angabe der Grundbesitzer 88cm im Durchmesser. Zum Schutz vor trampeligen und übereifrigen Touristen ist sie von einem Holzzaun umgeben. Sieht schon schön aus. Begeisterungsstürme löst sie in mir aber nicht aus. Dennoch gibt sie dem eher enttäuschenden Ausflug doch einen Sinn.
Nachdem jeder genügend Bilder gemacht hat, machen wir uns auf den 3stündigen Rückweg. Ich bin sehr froh, um meinen mp3-Player. Bei der Musik meiner Wahl geniesse ich den Ausblick auf den Regenwald und das Hochland durch das wir fahren.
Seafood Markt in Kota Kinabalu
Ein abendlicher Spaziergang durch Kota Kinabalu führt mich zur Waterfront. Ich überlege wo ich zu Abend essen soll und bin auf dem Weg zu der Restaurantmeile, wo wir gestern mit Tom waren. Dort gab es verschiedene Lokale und ich werde mir eines aussuchen. Auf meinem Weg entdecke ich einen abendlichen Fischmarkt, dem Top Spot Seafood-Centre in Kuching nicht unähnlich. Verschiedene Stände bieten frischen Fisch und Meeresfrüchte an, die sie auch gleich zubereiten und servieren. Plastiktische und –stühle mit ebensolchem Geschirr sind unter Pavillons gestellt. Ich habe noch keinen rechten Hunger und entscheide mich (blöderweise) dagegen, hier zu essen. Aber von einem der Grillstände nehme ich mir einen kleinen gegrillten Tintenfisch am Spieß mit. Den im Gehen zu essen erweist sich als echte Herausforderung. Zumindest, wenn man nicht scharf drauf ist, sich vollzukleckern. Ich schlendere noch einmal gemächlich über den Philipino-Market und natürlich den Fischmarkt, der heute genauso turbulent ist wie gestern. Die ersten Mitbringsel wie Kaffee und Sarawak-Pfeffer landen in meinem Einkaufsbeutel.
Letztendlich lande ich in einem Lokal direkt am Wasser, das gemütlich aussieht. Ich bestelle einen Kaffee und studiere die Speisekarte. Ein Italiener! Nein, darauf hab ich keine Lust. Ohnehin habe ich keinen großen Hunger. Nur mit dem Kaffee und dem Tintenfisch im Magen kehre ich zurück ins Hotel.