Borneo: Relaxen in Sukau

Donnerstag, 4. Mai 2017

Die Kurzfassung:
Phantastisches Wetter heute: sonnig und heiß. Wir wechseln von der Abai Jungle Lodge zur Kinabatangan Lodge. Unterwegs klauen wir einem Krokodil seine Beute. Im neuen Resort lernen wir wie man einen Sarong trägt und gucken Dokus über Nasenaffen und Orang Utans. Außerdem Warnung vor bissigen Affen, die am Vortag einen Mitarbeiter angegriffen haben. Ich schlafe trotzdem unbedarft auf dem Sonnendeck ein.
Beim abendlichen Bootsausflug die üblichen Nasenaffen, Makaken und Vögel. Leider auch heute kein Orang Utan. Fürs erste verlieren Tom und Sam ihre Wette und müssen ihre Getränke heute selbst bezahlen.

 

Und jetzt ausführlich:

Ich muss mich von der Abai Jungle Lodge verabschieden. Dank meiner frühmorgendlichen Bettflucht mache ich mich ein letztes Mal auf den Weg durch den hiesigen Regenwald. An meinem Lieblings-Aussichtspunkt höre ich zu, wie der Dschungel wach wird. Leider beginnt es etwas zu regnen und ich muss ins überdachte Restaurant ausweichen. Das bedeutet auch das Frühstück wird heute hier und nicht auf der Dschungel-Plattform serviert. Schade.
Anschließend machen wir uns auch schon auf den Weg in die nächste Unterkunft. Im offenen Boot fahren wir etwa anderthalb Stunden flussaufwärts nach Sukau zur Kinabatangan Lodge. Natürlich halten wir unterwegs wieder Ausschau nach Tieren. Da vorne im Boot ein einzelner Sitzplatz ist, kriege ich diesen von Tom zugewiesen.
Vielleicht sicherheitshalber wegen der Dusche gestern. *g* Nicht das mich das stört.
Außer uns macht sich auch ein Paar aus der Schweiz mit seinem Guide auf den Weg nach Sukau. Sie haben ihr eigenes Boot und fahren voraus. Irgendwo auf dem Fluss treffen wir sie wieder. Sie dümpeln in der Nähe von einem toten Tier im Wasser. Auch wir können den Hirsch sehen. Direkt daneben ist der Kopf eines großen Krokodils zu erkennen.

Wo ist das verdammte Krokodil?

Wuhhhhh, jetzt wird es spannend. Wir fahren langsam auf die Szene zu und ich mache die Kamera startklar. Ich erwarte, dass jeden Moment das Krokodil sein Maul aufreißt und die Zähne in den Hirsch schlägt. Allerdings fährt unser Boot immer näher heran und ich denke mir bald „Das sollte jetzt aber für ein gutes Bild reichen.“ Ich werde leicht nervös. Wir fahren immer noch drauf zu. Der Kopf des Krokodils verschwindet im braunen trüben Wasser. „Scheisse“, schießt es mir durch den Kopf. Hat irgendjemand das Krokodil im Blick? Keine Ahnung, ob ich das laut frage oder nur denke. Wo ist das verdammte Krokodil? Und warum zum Teufel halten wir nicht an? Fuckfuckfuck!
Das tote Vieh ist inzwischen nur noch 1-2 Meter vom Bug entfernt. Und ich sehe mich hektisch um. Visionen suchen mich heim, von einem Krokodil, dass aus dem Wasser schießt, mit offenem Maul und sich auf mich im Boot stürzt, weil es seine Beute verteidigen will. OhmeinGott!!! Ich gestehe, in diesem Moment habe ich echt Schiss. Und benehme mich vermutlich touristenmäßig völlig bescheuert und etwas hysterisch.
Das Krokodil ist schon lange weg, weil es keinen Bock auf uns hat. Es greift einzelne Fischer an, ja, aber auf zwei Boote mit so vielen Leuten hat es keine Lust.

Wir sammeln das Abendessen ein

Der Grund warum wir so nahe an den toten Hirsch heran fahren, ist, dass Tom, Sam und der Guide der Schweizer beschlossen haben, den Kadaver einzusacken und zum Abendessen zu grillen. Die Boote dicht zusammen, hieven sie zu fünft mit vereinten Kräften den Hirsch aus dem Wasser. Das Schweizer Pärchen hat die Arsch- bzw. in dem Fall die Hirschkarte gezogen. Sie müssen ihr Boot mit dem Vieh teilen. Es stinkt ziemlich, obwohl es angeblich erst ein paar Stunden tot sein soll. Immerhin ist es voll intakt und weist keine erkennbaren Verletzungen auf. Noch keine Bissspuren vom Krokodil. Als es endlich zwischen den Sitzen liegt, kommt eine Decke drauf, die es vor der direkten Sonne schützen soll. Ob das wirklich was bringt? Ich weiß ja nicht.
Nach dieser aufregenden Aktion sind es nur noch etwa 30 Minuten bis nach Sukau. In der dortigen Kinabatangan Lodge werden wir herzlich begrüsst mit kalten Tüchern und Getränken. Gespannt warten wir am Anleger darauf, dass die Guides und Bootsführer den ollen Hirsch aus dem Boot zerren. Dazu kommt es jedoch nicht.
Stattdessen wird die Decke mit der das Tier zugedeckt ist angefeuchtet und der Bootsmann macht sich auf den Rückweg zur Abai Jungle Lodge. Laut Aussage von Tom soll dort der Hirsch zerlegt und mariniert werden. Und anschließend wird er wieder zu unserer aktuellen Unterkunft gebracht, um zum Dinner serviert zu werden. Angelika merkt an, dass sie zum Abendessen auf jeden Fall Huhn essen wird. Ich muss grinsen. Und ich beschließe innerlich, sollte es tatsächlich so weit kommen, dass am Abend gegrillte Hirschkeule auf dem Tisch steht, dann werde ich probieren.

Vorsicht vor bissigen Affen!

Noch auf dem Anleger erhalten wir verschiedene Instruktionen. Als erstes hören wir, dass ein Angestellter der Lodge am Vortag von einem Affen gebissen wurde. „Die bösen Makaken wieder“, denke ich. Er wollte wohl einige vertreiben und eines der Tiere schlich sich von hinten an und biss ihn ins Bein. Der arme Kerl musste im Krankenhaus versorgt werden und humpelte an Krücken durch die Lodge. Jeden Tag muss er wieder ins Krankenhaus, um die Wunde reinigen zu lassen.
Tom warnt uns vorsichtig zu sein, „besonders da hinten, bei dem großen Baum“. Dabei winkt er in eine Richtung. Aha. Gibt ja hier auch nur einen großen Baum.
Dann erklärt Sam (Samuel Aning) uns, dass es für den Abend eine Kleiderordnung gibt. Zum Dinner haben wir alle im Sarong zu erscheinen. Ein One-Size-Rock ohne Reissverschluss oder Knöpfe. Sam zeigt uns auch gleich wie ein Sarong getragen wird: Mit der Oberkante bis unter die Brust ziehen und nur an einer Seite den Stoff überstehen lassen. Den überschüssigen Teil vorn zurück über den Körper falten und nach unten umschlagen. Frauen schlagen den Stoff solange um, bis der Rock auf den Hüften sitzt. Männer schlagen nur einmal um und falten dann wieder ein Stück zurück, um es dann wieder nach unten umzuschlagen. Klingt komplizierter als es ist. (Interessanterweise gibt es im Netz keine Seite auf der diese Arten den Sarong zu wickeln gezeigt wird. Scheint nicht sehr populär zu sein.)
Sarongs liegen in den Zimmern bereit. Für Frauen Blumenmuster, für die Männer Karo. Ich hätte auch lieber Karo. Florale Muster auf der Kleidung kann ich nicht leiden.

Unterwegs in der Kinabatangan-Lodge

Dann werden die Zimmer verteilt und wir können unsere Unterkünfte beziehen. Auch hier gibt es sogenannte Cabins in denen je zwei Parteien wohnen können. Jedes Zimmer ist mit einem großen Bett, Wohnmöbeln und einer nicht allzugroßen Dusche ausgestattet.
Ich habe Cabin Nr. 1 – beim großen Baum.
Nach dem üblichen Gepäckcheck streife ich durch das Lodge-Areal. Hier gibt es keinen Weg in oder durch den Dschungel. So spaziere ich nur auf den Plankenwegen an den anderen Unterkünften vorbei. Außer einem Hund und einem Schmetterling sehe ich keine Tiere. Binnen kurzer Zeit lande ich wieder am großen Sonnendeck am Fluss. Mit unterschiedlich hohen Terrassen hat man den Eindruck hier ganz ungestört entspannen zu können. Es gibt verschiedene Sitz- und Liegemöglichkeiten, einen Frühstücksbereich unter freiem Himmel und natürlich viele viele Blumen.

Mittagsschlaf am Fluss

Nach dem Mittagessen sehen wir uns zwei 45minütige Dokumentationen an – je eine über Orang Utans und Nasenaffen. Die muss jeder Gast hier ansehen, was ich gar nicht so verkehrt finde. Ich stehe ja sowieso auf Dokumentationen. Anschließend haben wir wieder Freizeit. Irgendwie sehe ich keine Möglichkeit mich hier groß zu beschäftigen. Vielleicht bin ich auch zu einfallslos und suche nicht wirklich danach. Der Schotterweg von der Lodge weg ist durch ein Tor abgetrennt und von den Plankenwegen aus kommt man nicht runter in den Wald oder irgendwo anders hin. Hätte ich gefragt, hätte sicherlich die Möglichkeit für einen Spaziergang bestanden. Aber vermutlich fordern die letzten Tage ohne große Pause und mit all der Aufregung ihren Tribut. Ohne eine Unternehmung werde ich müde.
Ich lasse mich in einem der Hängesessel nieder, mit einem schönen Blick auf den Fluss und die Anlegestelle. Ich sitze im Schatten und schaukle vorsichtig vor mich hin. Und dann fallen mir einfach die Augen zu. Ein bisschen Geflatter und Zwitschern weckt mich. Ein müder Blick nach oben zeigt zwei kleine Vögel, die ich etwas beobachte, bis ich ein weiteres Mal einpenne.

Die Orang Utan-Wette

Irgendwann startet dann ein neuer Bootstrip. Tom und Sam gehen zu Beginn eine Wette mit uns ein: Wenn sie einen wilden Orang Utan für uns finden, dann zahlen wir heute Abend ihre Getränke. Wenn sie keinen finden, zahlt Tom am nächsten Tag alle Früchte auf dem Markt, die wir probieren möchten. „Dann wissen die doch schon, wo ein Affe sitzt!“ denke ich. Sonst würden sie das nicht machen. Vorfreude vibriert in mir.
Ich hatte erwartet, dass wir weiter Flussaufwärts fahren, um bisher unbekannte Gewässer zu erkunden. Aber nein, wir fahren wieder in die Richtung aus der wir bereits kamen. Landen schließlich erneut in dem Seitenarm wo man „alles“ findet. Doch ich habe mich getäuscht. Zwar sehen wir wieder verschiedene Affenarten und Vögel, aber einen Orang Utan finden wir nicht. Enttäuscht bin ich dennoch nicht.

Der Sarong – Mehr als nur ein Rock

Zurück in der Kinabatangan Lodge bleibt bis zum Abendessen genügend Zeit sich frisch zu machen. Zwischenzeitlich habe ich mit Tom die bereit gelegten Sarongs getauscht – ich hatte einen karierten für Männer und er einen geblümten für Frauen. Bei der Gelegenheit zeigt er uns die vielfältige Verwendbarkeit dieses schlicht geschneiderten Kleidungsstücks. Als Rock oder Kleid, auch als Turban bzw. Kopfbedeckung, als Babytrage oder um etwas Schweres zu transportieren. Sehr flexibel.
In meiner Reisetasche finde ich tatsächlich auch ein T-Shirt, das farblich zum Sarong passt. Mehrfach teste ich, ob der Rock nicht doch aus Versehen runter rutschen kann. Aber nein, scheint alles zu halten, obwohl es nicht einschnürt. Ein sehr einfaches und trotzdem flexibles System.
Außer Gudrun tragen alle ihre Sarongs. Wie wir feststellen gibt es zum Dinner keine Hirschkeule. Ich bin ein wenig enttäuscht. Dafür erzählt Tom uns viel von seinem Land, seiner Familie und den Bräuchen hier. Ein gemütlicher Abend. Ich hole mir auch noch einige Tipps für die nächsten Tage. Denn morgen geht es zurück in die Zivilisation und die Rundreise endet in Kota Kinabalu.

 

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