Schon bevor ich diesen Blog hier gestartet habe, schrieb ich Rezensionen. Darunter waren viele Bücher, die mich in irgendeiner Weise (in der Regel positiv) beeindruckt haben. Und es wäre schade, wenn man sich immer nur mit Neuerscheinungen beschäftigt ohne auch mal zurück zu blicken. Daher möchte ich Euch unter der neuen Kategorie „Bücherrückblick“ – kurz BüRü – eben die Bücher vorstellen, die zwar nicht neu, aber eben für mich sehr nachhaltig sind. Viel Spaß dabei.
„Hier schlummern dreißig Jahre Schwarz-Weiß-Fotos, Bilder aus einer Welt, die es nicht mehr gibt: aus dem China, das ich in den ersten Jahren zu Gesicht bekam, aus Vietnam, Mustang – eine Unmenge an Material. Manchmal habe ich davon geträumt, etwas daraus zu machen, nur ist es eine Heidenarbeit, aus diesen Bergen von Fotos die besten auszuwählen. Deshalb habe ich mich nie daran gemacht. Eines Tages tust du es vielleicht, wenn du magst.“ – Tiziano Terzani an seinen Sohn Folco. Und Folco hat es getan.
Tiziano Terzani ist Spiegel-Journalist. In dieser Eigenschaft bereiste er jahrzehntelang die verschiedensten Länder in Asien. Als schreibender Reporter beneidete er die Fotojournalisten die am Abend bereits mit ihrer Arbeit fertig waren und nicht wie er selbst mit Hunderten Worten die Erlebnisse des Tages beschreiben mussten. Tiziano Terzani trug seitdem eine alte Leica um den Hals. Damit auch das eine Spur auf einem Film hinterlassen würde, wofür er keine Worte fände.
Fotos aus mehr als 30 Jahren hat der Journalist angehäuft. Dazu unzählige Notizen. Sein Sohn Folco hat sich die Arbeit gemacht aus den Abertausenden von Bildern einen Bruchteil herauszusuchen.
Es finden sich Fotos aus China. Mao Tse-tung ist vor wenigen Jahren gestorben. Das Land dessen kulturelle Wurzeln Mao ausradieren wollte, hat zu selbigen kaum noch Bezug. Terzani ist fasziniert von den vielen Tempeln – teilweise umfunktioniert, teilweise verfallen – den vielen unbeachteten Statuen allüberall. Alles bannt er auf Film.
Oder Tibet. Vietnam. Indien. Japan. Die Sowjetunion. Den Himalaja. In all diesen Ländern macht Terzani unglaubliche Fotos. Hält das Leben der einfachen Menschen fest. Deren Glück und deren Leid. Und natürlich die Natur, sowie religiöse Stätten.
Ihnen allen ist gemein, dass es zwischenzeitlich Ort aus einer längst vergangenen Zeit sind. Orte die es so heute nicht mehr gibt.
Faszinierende Einblicke in die asiatische Welt
Ein faszinierendes Zeitzeugnis in Schwarz-Weiß. Trotz der vielen Fotos ist es kein „Bilderbuch“ und dank der hinzugefügten Worte von Tiziano Terzani ist es auch kein reiner Bildband. Es ist nicht nur die Geschichte verschiedener Länder sondern auch die Geschichte des Fotografen.
Eine beeindruckende Geschichte, die man immer wieder lesen und ansehen kann.
Autorenporträt
Tiziano Terzani, 1938 in Florenz geboren, in Europa und den USA ausgebildet, kannte Asien wie kaum ein anderer westlicher Journalist. Von 1972 bis 1997 war er dort Korrespondent des SPIEGEL – anfangs in Singapur, dann in Hongkong, Peking, Tokio und Bangkok. 1975 war er einer der wenigen westlichen Reporter, die in Saigon blieben, als Kommunisten die Stadt übernahmen. Terzani lebte bereits fünf Jahre in China, als er 1984 plötzlich verhaftet, antirevolutionärer Aktivitäten beschuldigt, einen Monat umerzogen und schließlich ausgewiesen wurde. Nach mehrjährigen Aufenthalten in Japan und Thailand zog er sich 1994 nach Indien zurück und hielt sich in den folgenden Jahren wechselweise in meditativer Abgeschiedenheit am Himalaja und in Italien auf. Im Sommer 2004 erlag Tiziano Terzani einer Krebserkrankung. Sein letztes Buch „Das Ende ist mein Anfang. Ein Vater, ein Sohn und die große Reise des Lebens“ erschien 2007.
Buchinfo
“Meine asiatische Reise – Fotografien und Texte aus einer Welt, die es nicht mehr gibt“ von Tiziano Terzani, Ein SPIEGEL-Buch
Gebundenes Buch: erschienen September 2010 bei DVA Sachbuch, 304 Seiten, € 24,99, ISBN: 978-3-421-04492-1
Quellen
Bild+Autorenporträt: www.randomhouse.de / Text (außer Autorenporträt): Susanne