Schon bevor ich diesen Blog hier gestartet habe, schrieb ich Rezensionen. Darunter waren viele Bücher, die mich in irgendeiner Weise (in der Regel positiv) beeindruckt haben. Und es wäre schade, wenn man sich immer nur mit Neuerscheinungen beschäftigt ohne auch mal zurück zu blicken. Daher möchte ich Euch unter der neuen Kategorie „Bücherrückblick“ – kurz BüRü – eben die Bücher vorstellen, die zwar nicht neu, aber eben für mich sehr nachhaltig sind. Den Bücherrückblick gibt es ab sofort immer Freitags. Viel Spaß dabei.
Die Liebesgeschichte von Edwin und seinem Mädchen Ria ist eine bekannte. Und doch eine wie keine. So sieht es die Enkelin Nadine. Es dauert lange bis Edwin und Ria zusammen glücklich sind. Eine Krankheit reißt sie nach Jahrzehnten wieder auseinander. Nadine Ahr hat die berührende Geschichte ihrer Großeltern aufgeschrieben.

Das Buchcover der Hardcoverausgabe
Nach dem Krieg kehrt der Edwin zurück nach Deutschland und findet aus Angst vor den Russen Zuflucht bei seinem Onkel in Hannover. Unter dessen Dach lernt er Maria, von allen nur Ria genannt, kennen – sie wird sein Mädchen. Die jungen Leute verlieben sich und verbringen einige glückliche Wochen.
Doch dann muss Edwin sein Versprechen einlösen: Vor dem Krieg hat er einer anderen Frau einen Heiratsantrag gemacht. Wenig romantisch und keineswegs aus Liebe – nur um sich im Schützengraben an etwas festhalten zu können. Die Hoffnung, dass Irmgard inzwischen nicht mehr gewillt ist, ihn zu heiraten, platzt, als sie erfährt, dass sie nicht mehr in der sowjetischen Besatzungszone sondern in Hannover leben würde. Irmgard will unbedingt weg, obwohl auch sie in einen anderen Mann verliebt ist.
Die Wege von Ria und Edwin trennen sich. Er heiratet wie versprochen Irmgard und sie wird mit Friedel eine Ehe eingehen. Und während Edwins Ehe nicht glücklich, aber immerhin ruhig verläuft, sieht Ria sich mit einem tyrannischen, beinamputierten Alkoholiker konfrontiert, der sie jahrelang misshandeln wird. Sowohl Edwin als auch Ria bekommen einen Sohn.
Jahrzehnte später liest Edwin vom Tod Friedels. Er selbst ist geschieden. Prompt geht er auf die nächste Tanzveranstaltung in Rias Viertel. Das so lange getrennte Liebespaar ist ab sofort wieder vereint. Edwin zieht zu seiner großen Liebe. Obwohl nicht verheiratet, verspricht er seinem Mädchen sie nicht mehr loszulassen.

Die Taschenbuchausgabe
Doch das Leben hat andere Pläne. Nach knapp 30 gemeinsamen Jahren wird Ria dement. Zunächst kann und will der fast 90jährige Edwin damit umgehen, doch es wird immer schlimmer. Ria beschimpft ihn, verwechselt ihn mit ihrem gewalttätigen Mann Friedel, unterstellt ihm Affären. Schweren Herzens gibt Edwin seine Ria in eine Pflegeeinrichtung. Geplagt vom schlechten Gewissen zieht er wenig später ebenfalls in das Heim, um bei ihr zu sein. Doch es ist nicht mehr seine Ria, sein Mädchen, die er dort täglich trifft.
Niedergeschlagen zieht Edwin nach einigen Monaten in eine andere Senioreneinrichtung. Es ist familiärer dort, die Senioren noch selbstständig. Sein Versprechen an Ria wird er jedoch nicht vergessen.
Immer begleitet von seiner Enkelin Nadine. Sie beginnt ein Buch über die Geschichte ihrer Großeltern, plant mit Edwin eine Reise in seine Heimat in Thüringen. Doch bevor es soweit ist, erliegt Edwin einem Schlaganfall. Sein Mädchen, Ria, unterdessen fristet mit Demenz im Endstadium ihr Leben weiter in der Pflegeeinrichtung und reist gedanklich mit Edwin immer wieder nach Thüringen.
Sensible und traurig-schöne Familiengeschichte
Eine schöne und traurige Geschichte über eine Liebe, die sich erst den gesellschaftlichen Konventionen und am Ende einer Krankheit beugen muss. Genauso wie Nadine Ahr denkt der Leser über das Versprechen nach, sich gegenseitig treu zu sein und alles durchzustehen bis zum Tode.
Wechselnd zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart erzählt Nadine Ahr wie die Geschichte ihrer Großeltern begann und wie sie nun endet. Ohne große Schnörkel, aber sensibel lässt sie den Leser an ihrer Familiengeschichte teilhaben.
„Das Versprechen“ ist sicherlich nicht das mitreißenste Buch der Welt, aber es berührt einen, regt zum Nachdenken an und geht sehr zu Herzen.
Autorenporträt
Nadine Ahr, geboren 1982 in Hannover, besuchte nach ihrem Studium die Evangelische Journalistenschule in Berlin und erhielt das „Stipendium für begabte Journalisten“ der Süddeutschen Zeitung. Seit 2011 schreibt sie für die ZEIT. Für ihr ZEIT-Dossier „Das Versprechen“ wurde sie mehrfach ausgezeichnet. In ihrem Buch erzählt sie die Geschichte ihrer Großeltern.
Buchinfo
„Das Versprechen“ von Nadine Ahr
Hardcover: erschienen November 2013 bei Droemer HC, 192 Seiten, € 16,99, ISBN: 978-3-426-27596-2
Taschenbuch: erschienen Februar 2016 bei Droemer TB, 192 Seiten, € 9,99, ISBN: 978-3-426-30112-8
eBook: erschienen Oktober 2013 bei Droemer eBook, 192 Seiten, € 9,99, ISBN: 978-3-426-42078-2
Quellen
Bild-Autorenporträt: www.droemer-knaur.de / Text (außer Autorenporträt): Susanne
Kennt Ihr dieses Buch? Wie hat es Euch gefallen? Ich freue mich auf Eure Meinungen.