Die Geschichte von Joan und Jacob erstreckt sich über viele Jahre ihres Lebens. Nach einer unüberlegten Nacht mit ihrem alten Freund Jacob ist Joan Schwanger und muss ihre Karriere als Tänzerin aufgeben. Die anschließende Heirat mit Jacob ist dann ein logischer Schritt. Wird Joan mit einem Leben als Mutter glücklich? Und wie empfindet Jacob, der Joan schon ewig liebt, diese anfängliche Vernunftehe?
Ende der 1970er: Joan ist eine gute Balletttänzerin. Aber eben nicht überragend. Eine Primaballerina wird sie nie werden. Auch dann nicht, wenn sie nach dem unüberlegten Sex mit ihrem Jugendfreund Jacob nicht schwanger wäre. Noch weiß niemand um ihr Geheimnis, doch es wird sich nicht mehr lange verbergen lassen.
Obwohl sie Jacob nicht so liebt wie er sie, heiraten die beiden. Jacob ist überglücklich Joan endlich seine Frau nennen zu können und über seinen Sohn Harry. Joan gibt ihre Tanzkarriere auf und die junge Familie zieht nach Kalifornien. Das bedeutet nicht nur einen Abschied von der Compagnie in New York sondern auch von ihrer großen Liebe Arslan Rusakow. Ein begnadeter russischer Balletttänzer, dem Joan einst verfiel und ihm bei der Flucht in den Westen half. Doch der eigenwillige und selbstbezogene Ballettstar ließ sich nur von einer Tänzerin auf Augenhöhe bändigen. Und das war nicht Joan. Ein Grund mehr in die Arme des lieben und vertrauten Jacob zu flüchten.
Das Familienleben ist idyllisch. Jacob arbeitet in einem Programm für begabte Kinder und Joan gibt nach einer Weile Ballettunterricht. Ihr Sohn Harry findet Anschluss bei der gleichaltrigen Nachbarstochter Chloe. Als sie Unterricht bei seiner Mutter nimmt, beginnt auch er zu tanzen. Beide Kinder haben eine außergewöhnliche Begabung fürs Ballett. Diese führt sie schließlich als Teenager nach New York. Als Harry sein großes Idol Rusakov treffen und bei ihm Unterricht erhalten soll, ist er begeistert. Ganz im Gegensatz zu Joan, die ihren ehemaligen Liebhaber nie vergessen konnte.
Schlichte und unaufgeregte Story übers Tanzen und die Liebe
„Dich tanzen zu sehen“ ist eine wunderbar schlichte und unaufgeregte Geschichte um Tanzen und Liebe. Und ich meine das sehr positiv. Das Buch stand schon ein paar Wochen im Regal, aber ich habe auf den rechten Zeitpunkt für die Lektüre gewartet. Der war jetzt gekommen und es hat sich gelohnt.
Die Geschichte von Joan und Jacob wird ein wenig wie im Zeitraffer erzählt. Das Buch ist in Abschnitte und Kapitel unterteilt. Jedes Kapitel ist mit Monat und Jahr versehen in dem es spielt. Die zeitlichen Abstände bewegen sich dabei zwischen 1 und 2 Jahren. Das ist völlig ausreichend, um ohne Schwierigkeiten dem Familienleben und der Entwicklung der Personen zu folgen. Grundsätzlich wird die Geschichte chronologisch erzählt. Es gibt zwischendrin aber immer wieder auch klar gekennzeichnete Rückblicke. Dieser Aufbau gefällt mir sehr.
Ich gestehe die Figuren waren mir nicht besonders nah. Das lag vielleicht am Thema Tanzen, mit dem ich nicht so viel am Hut habe. Aber sie sind dennoch lebendig und liebevoll gestaltet. Ich könnte auch nicht unbedingt sagen, dass ich beim Lesen vor Spannung gezittert habe. Aber ich war doch die ganze Zeit neugierig, wie es – zunächst mit Joan und Jacob, später mit Harry und Chloe – weiter geht. Die Wendung am Ende war für mich aufgrund der diversen Andeutungen während der Geschichte, keine große Überraschung mehr. Sollte sie vielleicht auch nicht sein. Fand ich auch nicht schlimm.
Ernsthaft gestört hat mich jedoch, die fehlende Übersetzung der französischen Unterhaltungen. Die waren zwar nicht so umfangreich, aber ich habe doch immer wieder unterbrechen und im Internet übersetzen müssen, was da gesagt wurde. Da hätte eine Fußnote am Ende der Seite leicht Abhilfe schaffen können.
Ansonsten bin ich vollauf zufrieden mit dem Buch. Eine sehr schöne Geschichte zum Abschalten vom stressigen Alltag.
Autorenporträt
Maggie Shipstead wurde 1983 in Mission Viejo, California, geboren und studierte von 2002 bis 2005 Amerikanische Literatur in Harvard. Erst im Alter von achtzehn Jahren, während ihres Studiums, kam sie erstmals mit der amerikanischen Ostküste in Berührung. Anschließend besuchte sie den berühmten Iowa Writers‘ Workshop, wo Zadie Smith sie unterrichtete. 2008 schloss sie mit einem Master of Fine Arts ab. Von 2009 bis 2011 hatte sie ein Stegner-Fellowship in fiction writing an der Stanford University inne.
Buchinfo
„Dich tanzen zu sehen“ von Maggie Shipstead, erscheinen November 2015 bei dtv premium
Taschenbuch: 368 Seiten, € 16,90, ISBN 978-3-423-26089-3
eBook: 416 Seiten, € 14,99, ISBN 978-3-423-42863-7
Quellen
Bild+Autorenporträt: www.dtv.de / Text (außer Autorenporträt): Susanne