Thomas Fischer ist Richter. Vorsitzender Richter am Bundesgerichtshof, wenn man genau sein will. Bei Zeit Online schreibt er für die Kolumne Fischer im Recht. Kritische und informative Texte zum Zeitgeschehen, der deutschen Rechtsprechung und dem Aufbau des Justizapparates. Diese Kolumnen gibt es jetzt als Buch.
Richter Thomas Fischer bezieht Stellung. Seit geraumer Zeit schreibt er Kolumnen in der ZeitOnline. Mal geht es um Terrorismus, die Todesstrafe, um Flüchtlinge oder das Sexualstrafrecht – also Themen die wiederholt im Alltagsleben auftauchen.
Daneben gibt es auch die eher spezifischen Texte zu Gesetzesinhalten, Erläuterungen zu Begrifflichkeiten der Rechtssprechung, zum Jurastudium und den Aufbau der Gerichte. (Wahrscheinlich habe ich jetzt schon 5 Fehler in diesen wenigen Sätzen, die Herr Fischer mir um die Ohren hauen könnte.)
Die von Thomas Fischer bisher in der ZeitOnline veröffentlichten Kolumnen sind hier im Buch nicht chronologisch sondern in vier Themengebiete gegliedert: Recht und Politik, Recht und Freiheit, Recht und Gesetz(gebung) und Recht und Richter. Ergänzt durch ein Vorwort des Autors selbst.
Nicht leicht verständlich, aber interessant
Um es gleich mal vorweg zu nehmen, das Buch ist keine leichte Lektüre. Das liegt zum einen natürlich am Thema. „Recht“ ist ein weites Feld und für einen Laien (wie mich) nicht so einfach zu verstehen. Zum anderen liegt das aber auch daran, dass Herr Fischer ein großer Freund von elend langen Schachtelsätzen ist. Beispiel gefällig? „Sie entsprachen aber insoweit in ihrem Kern einem Strafrechtsdenken, das zunächst seit Beginn des 20. Jahrhunderts immer mehr Anhänger gefunden und schließlich 1933 an die Macht gekommen war: ein extrem subjektives, auf Absichten und Gesinnung abgestellten Recht, das als Kern der Schuld nicht die Verletzung von Rechtsgütern oder die Auflehnung gegen die staatliche (Gesetzes-)Ordnung ansah, sondern die „sozialschädliche Gesinnung“.“ Derartige Sätze finden sich auf annähernd jeder Seite. Gerne auch mehrfach.
Das macht das Lesen äußerst unkomfortabel. Ich musste mich extrem konzentrieren und viele Sätze auch doppelt lesen. Manchmal blieb mir trotzdem schleierhaft, was Herr Fischer mir sagen will. Gerade in den letzten beiden Kapiteln.
Die ersten beiden Kapitel waren durchaus besser zu lesen für Menschen ohne Rechtskenntnisse, weil sie sich mit allgemeinen Themen befassten und nicht nur mit Jura. Sie waren auch unterhaltsam, wobei mir oft das Schmunzeln im Halse stecken blieb. Ich habe nach jeder einzelnen Kolumne auch eine Pause machen müssen, um das Ganze sacken zu lassen.
„Im Recht“ ist also kein einfaches Buch zum Abschalten. An die Lektüre sollte man konzentriert und interessiert heran gehen. Da die Kolumnen aber immer in sich abgeschlossene Texte sind, ist es wohl durchaus möglich das Buch wegzulegen und erst nach einer Pause wieder zur Hand zu nehmen.
Am Recht interessierten Lesern kann ich es durchaus empfehlen.
Autorenporträt
Thomas Fischer, Jahrgang 1953, ist Vorsitzender Richter am Bundesgerichtshof in Karlsruhe. Sein jährlicher Kommentar zum Strafgesetzbuch, die Beck’schen Kurzkommentare, gilt als die Bibel des Strafrechts. Mit seiner ZEIT-ONLINE-Kolumne »Fischer im Recht« wurde er einer breiten Öffentlichkeit bekannt.
Buchinfo
„Im Recht. Einlassungen von Deutschlands bekanntestem Strafrichter“ von Thomas Fischer, erscheinen März 2016 bei Droemer
Hardcover: 336Seiten, € 19,99, ISBN: 978-3-426-27685-3
eBook: 336 Seiten, € 17,99, ISBN: 978-3-426-43934-0
Quellen
Bild+Autorenporträt: www.droemer-knaur.de / Text (außer Autorenporträt): Susanne