22.10.2015 (Nachmittag)
Weil wir später als üblich zurück im Hotel sind, werden wir kurzerhand für den Lunch in das „Schwesterhotel“ des San Vincente verbracht. Dort residieren die Berliner und wir sehen uns schon wieder. Wir stellen fest, dass die Köchin hier, die gleiche Köchin wie im San Vincente ist. Nur hier kocht sie eben ne Stunde später.
Nach dem wieder einmal sehr leckeren Essen, werden wir in gleicher Konstellation wie am Morgen abgeholt. Auch am Nachmittag begleiten mich weder Caroline noch Ricardo, sondern Pietro. Ebenfalls mit dabei sind das italienische Paar aus meinem Hotel sowie die beiden Berliner vom vormittäglichen Schnorchelausflug.
Flamingos und Schildkröten
Es geht zuerst zur Flamingolagune. Es ist die, die Ricardo mir gleich an meinem ersten Tag zeigte. Wieder sind einige Flamingos da und Pietro erzählt uns etwas zu den Vögeln. Auf Isabela gibt es ebenfalls eine Schildkrötenstation, das sogenannte Breeding-Center. Die besuchen wir als Nächstes. Was Pietro dort erzählt ist nicht neu für mich, da ich es schon sowohl auf San Cristobal als auch Santa Cruz gehört habe. Es ist trotzdem schön die Tiere zu beobachten. Es gibt Gehege für die verschiedenen Altersklassen. In denen leben sie bis sie in die Natur entlassen werden.
Anschließend klettern wir wieder auf den hölzernen Aufbau des Jeeps. Zuerst setzen wir die Berliner an ihrem Hotel ab. Die gehen jetzt lieber Surfen lernen als laufen. So sind wir nur zu viert. Für die Italiener und mich geht es per Auto mit dem Guide bis zum Ende des langläufigen Strandes. Wir werden aus dem schaukelnden Gefährt geworfen und es geht zu Fuß weiter.
Mauer der Tränen ja oder nein?
Es ist der Weg zur „Muro de las Lagrimas“. Angeblich soll die „Mauer der Tränen“ nicht erreichbar sein. Das kommt aber wohl drauf an wen man fragt und wie man hingelangen will. Per Auto ist sie nicht erreichbar, weil es gleich am Anfang eine Brücke gibt, die die Autos nicht mehr trägt. Zu Fuß und per Fahrrad kann man aber schon hin.
Allerdings hat schon Caroline mit gesagt, dass sie die Mauer nicht wirklich für sehenswert hält. „It´s just a wall!“ waren ihre Worte. Das Interessanteste daran – und traurige – sei die Geschichte dazu. Pietro sieht das ähnlich. Denn wir werden dem Weg nur etwa 1km folgen. Solange wie es etwas Sehenswertes gibt. Die restlichen (ich glaube es waren) 4km gäbe es nur den staubigen Weg und trockene Vegetation ohne Schatten. Und am Ende die traurige Mauer.
Es geht also los. Dieser Teil ist von großen Mangroven bewachsen und es ist noch schattig. Immer wieder gehen Pfade rechts oder links ab mit entsprechenden Bezeichnungen, wo sie hinführen. Meistens hab ich keine Ahnung, was die Namen mir sagen wollen. Ich folge einfach Pietro, wenn er irgendwo abbiegt.
Die Pfade, die ins Inselinnere führen, bieten nur Ausblicke auf kleinere Seen, die nicht sonderlich reizvoll sind. Das Wasser ist dreckig und steht still, weil zu viel in die Natur eingegriffen wurde. Allerdings ist es schön durch die knorrigen und verschlungenen Bäume zu laufen. Sie erobern mitunter den angelegten Pfad zurück.
Am Strand der großen Meerechsen
Die Wege in Richtung Meer sind mir trotzdem die Liebsten. Auf einem der Wege liegen ganz viele männliche Meerechsen. Sie sind größer und beeindruckender als die kleinen, die ich bisher gesehen habe. Pietro fordert mich auf, mich mittenrein zu stellen. Im Ernst? Mir ist echt mulmig zumute als ich mich langsam und vorsichtig mit 10cm Abstand zwischen Echsen und meinen Füssen daran vorbei schiebe, um schließlich in deren Mitte zu stehen. Die Italiener tun es mir anschließend nach.
Wenig später sehe ich dann die größten Meerechsen auf meiner Reise. An einem weiteren abgelegenen Strandstück voller Lavagestein, wärmen sich gleich mehrere davon auf. Sie sind zwischen 1,50m und 2,00m lang. Auch hier gilt: Anfangs sieht man keine, aber hat man mal eine entdeckt, dann findet man immer mehr. Wie beim Pilze suchen.
Die Iguanas liegen auf den großen Steinen. Und sie sind auch nicht einfach schwarz, sondern zeigen sich teilweise recht farbig. Natürlich nicht leuchtend bunt. Aber auf dem schwarzen Untergrund heben sich die pastelligen Rosa- und Gelbtöne dennoch schön ab.
Es scheint die Tiere nicht zu stören, dass wir vier sie begeistert umschwärmen. Wir haben die Gelegenheit sie ganz nah zu betrachten. Pietro fotografiert mich erneut dicht neben einem dieser – in meinen Augen – riesigen Tiere. Sie sind zugegeben keine Schönheiten im herkömmlichen Sinne. Und sie sehen auch ziemlich aggressiv aus. Aber ich finde sie sehr beeindruckend und faszinierend. Die faltigen Gesichter und die kräftigen Füße mit den ausgeprägten fünf Zehen und scharfen Krallen.
Als Pietro das Foto macht, habe ich den Eindruck, unmittelbar neben der Echse zu sitzen. Dabei sind doch noch einige Zentimeter Platz zwischen uns. Ich bin total hingerissen.
Im dichten Mangrovenwald
Ein anderer Weg führt uns durch einen dichten Wald voller Mangroven. Vor allem die schwarzen Mangroven mit ihren Luftwurzeln. Auch hier habe ich wie so oft in diesem Urlaub das Gefühl als liefe ich durch einen verwunschenen Wald. Ein dichtes Geäst von Luftwurzeln und Ästen, wobei ich das eine manchmal nicht vom anderen unterscheiden kann. Wir laufen sogar durch einen niedrigen Tunnel, der von den Pflanzen gebildet wird.
Am Ende des Weges wartet eine kleine versteckte Lagune auf uns. So idyllisch und einsam. Im feinen Sand liegen unzählige Ableger der Mangroven, die nur darauf warten Wurzeln zu schlagen. Ein schmaler Streifen klares grün-schimmerndes Wasser. Ein Lichtblick auf den Zufluss zur Lagune. Und alles eingerahmt von den allgegenwärtigen Mangroven mit ihren grünen Blättern. Tiefe Stille umfängt uns. Man möchte den Atem anhalten, weil hier scheinbar auch die Zeit still steht.
Viel zu schnell verabschieden wir uns wieder von diesem abgeschiedenen zauberhaften Ort. Keiner von uns hat Lust zur Mauer der Tränen zu gehen und so spazieren wir langsam zurück. Bis zu dem Punkt an dem uns der Pickup abgesetzt hat und nun auch wieder einsammelt.
Schwimmen im Sonnenuntergang
Im Hotel angekommen folge ich dem üblichen Ritual: Schnell ins Zimmer, Schuhe wechseln, Digicam schnappen und gleich wieder raus. Einziger Unterschied heute ist, dass ich mir den Badeanzug anziehe und ein Handtuch mitnehme. Der Pazifik ist heute friedlicher als die Tage zuvor und mir ist warm, also geht es noch zum Schwimmen.
Als ich ins erstaunlich warme Wasser laufe und mich in die Wellen werfe, sieht man im Westen gerade das letzte Abendrot. Was könnte es schöneres geben als im Meer zu schwimmen bei Sonnenuntergang?
Abschied von Caroline
Trotzdem bin ich – typisch deutsch – pünktlich zum Abendessen im Hotel. Ich nutze die Gelegenheit und unterhalte mich mit Caroline noch etwas. Über das Leben auf den Inseln und die Menschen hier, auch über die Touristen. Dabei erfahre ich unter anderem, dass die meisten hier gar keinen Führerschein haben und trotzdem mit Mopeds und Autos durch die Gegend fahren. Es ist ein Leben jenseits der Welt. Die Regierung kümmert sich kaum um Galapagos und dessen Bewohner. Sie sind viel auf sich allein gestellt.
Ich möchte nicht behaupten, dass wir wie alte Freunde waren, aber mich von Caroline zu verabschieden war echt schwer. Und ihre herzliche Umarmung hat mir gezeigt, dass ich auch nicht irgendein Gast für sie war. Ich muss schon ein paar Tränen verdrücken, denn am nächsten Morgen werde ich schon früh abgeholt.
Deine Fotos sind wie immer phänomenal! Diese Viecher sind unglaublich beeindruckend, für meinen Sohn der Traum schlechthin. Seine Bartagame ist doch deutlich kleiner 🙂
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Danke Dir. 🙂 Schön, wenn nicht nur mir die Fotos gefallen.
Ich mag solche Tiere ohnehin, die nicht unbedingt dem „Schönheitsideal“ entsprechen. 🙂 Sie sind einfach faszinierend.
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