Annette Wieners: Kaninchenherz

Nach einer privaten Tragödie kehrt Gesine nicht mehr in ihren Beruf als Kommissarin zurück. Sie verlässt Mann und Haus, bricht mit Familie und Freunden und findet schließlich ihre neue Aufgabe auf dem Friedhof, auf dem ihr Kind begraben liegt. Ausgerechnet auf diesem Friedhof wird 10 Jahre später ihre Schwester beerdigt. Der Auftakt zu einer ungewollten Achterbahnfahrt in deren Verlauf Gesine sich mit ihrer Familie und ihrer Vergangenheit auseinander setzen muss.

_KaninchenherzSeit einigen Jahren bereits arbeitet Gesine auf dem Ostfriedhof als Gärtnerin. Ihr Sohn Philipp ist hier begraben. Nach dessen tragischem Tod im Alter von 2 Jahren, kehrte Gesine ihrem bisherigen Leben den Rücken. Sie gab ihren Job als Kommissarin auf, verließ ihren Mann und brach mit Familie und Freunden. Neuen Halt fand sie erst nach Jahren wieder auf dem Friedhof, auf dem ihr Sohn begraben liegt.
Als sie feststellt, dass die Beerdigung, für die sie gerade die Kränze anliefert, die von Mareike ist, gerät ihr Leben wieder aus den Fugen. Mareike, ihre lebenslustige Schwester, die Lieblingstochter der Eltern. Mareike, zu der sie seit 10 Jahren keinen Kontakt hat. Mareike, die schuld an Philipps Tod ist.
Auf dem Friedhof begegnet sie ihrem nun verwitweten Schwager und ihren beiden Nichten. Die Ähnlichkeit ist unverkennbar. Für beide Seiten nicht. Juan Alvarez erkennt in Gesine die Schwester seiner Frau. Und auch die Zwillings-Mädchen erkennen schnell die Verbindung.
Gesine ist völlig überfordert von der Situation. Erst recht als man ihr vorwirft, dass sie Mareike getötet haben soll. Als Rache für damals. Die ehemalige Kommissarin gerät ins Visier ihrer früheren Kollegen und ihrer Nachfolgerin Marina Olbert.
Durch die Ermittlungen wird auch Philipps Todesfall noch einmal aufgewühlt. Das Zusammentreffen mit ihren unversöhnlichen und vorwurfsvollen Eltern bringt keine Erkenntnisse. Auch gegenüber der Polizei sind sie wenig kooperativ, sondern zeigen immer nur mit dem Finger auf Gesine. Als ihre zweite Tochter in ihrem Wohnwagen überfallen wird und schwer verletzt im Krankenhaus landet, gibt es kein Mitgefühl.
Und ständig suchen Mareikes Zwillings-Töchter Gesines Nähe. Sei es auf dem Friedhof, bei Gesine zu Hause oder auch im Krankenhaus. Der erzwungene Kontakt ist Gesine alles andere als recht, doch unterbinden kann sie ihn auch nicht.
Die Lage spitzt sich zu als ein Bekannter Mareikes getötet wird und bald darauf die Zwillinge verschwinden. Gesine muss jetzt mit Marina Olbert zusammen arbeiten.

Sehr positive Überraschung

Das Buch hat mich nach den ersten Seiten positiv überrascht. Auf Seite 50 war ich überzeugt davon, dass mir Gesine übel auf die Nerven geht mit ihrer Art, nicht mit der Sprache rauszurücken und nichts zu erklären. Glücklicherweise hat sich das später revidiert und die Lektüre war klasse.
Die ganze verstrickte Story wird aufgedröselt und schließlich fein säuberlich zusammen gesetzt. Nicht nur der Tod von Mareike, sondern natürlich auch die Geschehnisse um Philipps Tod.
Sehr gut gefallen hat mir die Idee mit der Beschreibung von giftigen Pflanzen, die Gesines Steckenpferd sind. Ihre Reaktion auf den Tod des Sohnes und der Grundstein für ihre Gärtnerarbeit. Hier hätte gern mehr kommen können. Denn scheinbar hat Gesine ja ein ganzes Notizbuch voll davon.
Leider muss ich auch hier die fehlenden Zeitangaben bemängeln. Die Handlung ist nicht an einem Stück, sondern es liegen offenbar immer wieder Tage oder Wochen zwischen den Ereignissen. Wenn man sich schon auf Jahreszeiten bezieht, dann hätte man auch jeweils an den Kapitelanfang ein Datum setzen können. Das hätte die zeitliche Abfolge deutlicher gemacht. Außerdem habe ich das ganze Buch über gerätselt wie alt wohl die Zwillinge sein mögen. Vielleicht habe ich das überlesen, aber außer ein paar dürftigen Hinweisen („sie müssten lesen können“) habe ich nichts gefunden.
Dementsprechend schwer nachvollziehbar war es für mich, dass die Kinder scheinbar ständig ohne Begleiter unterwegs sind. Sie sind oft auf dem Friedhof anzutreffen, gehen alleine zu Gesines Wohnwagen, besuchen sie mit Gesines Nachbarn (einem für sie fremden Mann) im Krankenhaus… Mir stellen sich da ziemlich viele Fragen: Wie alt sind die Kinder tatsächlich? Warum sind sie ständig allein unterwegs?Wo wohnen die Kinder und wie gelangen sie jeweils zu ihren Zielorten? Woher wissen die Kinder wo Gesine wohnt? Und woher weiß Gesine später wo die Mädchen wohnen? Warum engagiert der Vater keinen Babysitter, wenn er überfordert ist mit den Mädchen und ständig arbeiten muss? Das mögen Kleinigkeiten sein, aber mir hat das beim Lesen irgendwie keine Ruhe gelassen.
Alles in allem fand ich den Krimi aber klasse. Ich habe mich trotz der vorgenannten Kleinigkeiten gut unterhalten gefühlt, es war sehr spannend und interessant. Sehr erfreulich auch, dass Gesines Nachfolgerin sie ausnahemsweise nicht verbissen verfolgt sondern eindeutig Verstand zeigt.
„Kaninchenherz“ kann ich also empfehlen.

Achja: wer meine Fragen beantworten kann, der kommentiere bitte entsprechend. Ich lasse mir gern zeigen, was ich überlesen habe. Danke.

 

Autorenporträt
Annette Wieners, geboren in Paderborn, hat für ARD, ZDF und WDR als Drehbuchautorin gearbeitet. Sie lebt als Autorin und Journalistin in Köln. Kaninchenherz ist ihr Krimidebüt.

Buchinfo
„Kaninchenherz“ von Annette Wieners, erschienen Juni 2015 bei List
Taschenbuch: 352 Seien, € 9,99, ISBN-13 9783548612584
eBook: Format: ePub, 352 Seiten, € 8,99, ISBN-13 9783843710848

Quellen
Bild: www.ullsteinbuchverlage.de / Text (außer Autorenporträt): Susanne

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