Tour „Untenrum“ nach Santa Cruz de Teneriffe

Mein letzter „Auto-Tag“. Heute geht es „unterrum“ bis zur Hauptstadt Santa Cruz de Teneriffe. Anstelle der Autobahn wähle ich die alte Fernstraße, damit ich mehr sehe und flexibler bin, was das anhalten angeht. Der erste Stopp ist ein kleines malerisches Örtchen in den Bergen names Arico Nuevo. Die Gassen sind eng, die Häuser allesamt strahlend weiß getüncht, die Fensterrahmen und –läden heben sich einheitlich dunkelgrün von dem hellen Grund ab. Keine Menschenseele ist zu sehen. Es ist extrem still. Die wenigen Autos vor den Häusern, deren Lack poliert in der Sonne glänzt, wirken fehl am Platz. Ich entdecke auch blühende Kaktusfeigen. Die kleinen bunten Blüten in gelb oder rosa strahlen mit ihrem grünen fetten Blättern umso intensiver vor den weißen Gebäuden.

Blick auf die Casas el Faro

Blick auf die Casas el Faro

Weiter geht es nach Poris de Abona. Der Reiseführer verspricht mir eine besonders schöne Strandpromenade. Doch etwas weiter sehe ich einen Leuchtturm, der mich viel mehr interessiert. Ich verzichte auf die Promenade und fahre weiter. Die Straße ist teilweise zugeweht mit dem dunklen Sand der Insel. In den Sandwehen funkelt und glitzert es wie beim Juwelier. Ein schöner Anblick.
Bei einer kleinen Ansammlung von Häusern die sich um eine Kirche scharren, parke ich. Bis zum Leuchtturm kann man nicht fahren und ich habe heute keine festen Schuhe dabei, um über das steinige Gelände zu laufen. Also mache ich nur einen kleinen Spaziergang an der Küste entlang, blicke die Felsen hinab auf das Meer unter mir. Würde sich nicht so viel Müll in Form von Plastikflaschen und Plastiktüten, Dosen und anderem Unrat im Wasser befinden, wäre das ein schöner Anblick. Dennoch komme ich nicht umhin, auch hier die Kraft des Atlantischen Ozeans zu bewundern. Außer mir ist niemand hier. Ich mag diese stillen Momente, abseits der Touristenattraktionen. Es gibt mir das Gefühl von ein wenig Individualität.

Ich bin echt genervt

La Recova, Einkaufszentrum im maurischen Stil

La Recova, Einkaufszentrum im maurischen Stil  … und untendrunter ein Parkhaus

Nach einer Weile treibt es mich aber doch zurück zum Auto und in Richtung Hauptstadt. Dort werde ich auf eine harte Probe gestellt. Zunächst muss ich mich auf der Autobahn einreihen. Das kriege ich noch hin. In Santa Cruz de Teneriffe bin ich dann allerdings ziemlich hilflos. Ich kann die Schilder nicht richtig lesen. Sind ja alle auf Spanisch, welche Überraschung! Ich folge der Beschilderung für Zentrum. Das kann nicht so falsch sein. Die Suche nach einem Parkplatz gestaltet sich aber schwierig. Nirgends kann ich auch nur anhalten, um mich zu orientieren. Ständig muss ich fahren. Und nach einer halben Stunde rumgurken, bin ich wieder auf einer Schnellstraße aus der Stadt raus.
Es passiert nicht oft im Urlaub, aber ich bin echt genervt. Ewig lang muss ich der Straße folgen, weil es keine Umkehrmöglichkeit gibt.
Als ich endlich wieder in Richtung Stadt fahre, gebe ich ihr noch eine letzte Chance. Ich biege erneut in Richtung Zentrum ab und halte Ausschau nach einem Parkplatz. Die Straßen sind rammelvoll mit parkenden Autos. Nirgends eine Lücke. In dem Moment, in dem ich aufgeben will, erscheint die Einfahrt zu einer Parkgarage mit freien Plätzen. Es ist mir wurscht, wie teuer das ist, ich parke jetzt hier. Den Weg dahin wo ich hin will, werde ich dann mit Hilfe der Karte im Reiseführer schon finden.

Essen bestellen, wenn man kein Spanisch kann

Leckerer Pulposalat in Santa Cruz de Teneriffe

Leckerer Pulposalat in Santa Cruz de Teneriffe

Als ich aus den Tiefen des Parkhauses hervor trete, erwartet mich eine Überraschung. Ich bin direkt unter dem Mercado la recova gelandet. Eine der Sehenswürdigkeiten auf meinem Plan. Irgendwer ist mir offenbar doch wohlgesonnen. Der Mercado ist im maurischen Stil gehalten und wirklich schön anzusehen. Er ist gepflegt, sieht aus wie neu. Die kleinen Verkaufsstände im altrosa Gemäuer bieten alles Mögliche an: Fleisch und Wurst, Blumen, Kleidung, Getränke, überhaupt Essen und Trinken, Souvenirs. Alles was das Touristenherz begehrt.
Vom Mercado aus lasse ich mich in einem Pulk von jungen Menschen in Richtung Innenstadt und Stadtpark treiben. Ich halte Ausschau nach einem Lokal wo ich eine Kleinigkeit essen kann. In einem Straßencafé werde ich fündig. Mein Spanisch ist dürftig bis gar nicht vorhanden und ich bestelle nach Schlagwörtern. Ich weiß, dass Pollo Huhn ist, Tonno ist Thunfisch und Calamari kennt ja ohnehin jeder. „Croquettes“ ist irgendwie auch selbsterklärend. Ich bestelle also was mit Hühner-Kroketten und Calamari – kein Tonno, weil ich den eh nicht mag. Die Calamari sind kleine Tintenfische eingelegt in viel Öl mit gewürfelten Paprika, dazu Brot. Die Hühner-Kroketten sind Kroketten mit einer Füllung aus Hühnerbrei. Die kenne ich aus einem Tapas-Lokal in meiner Stadt. Beides ist sehr lecker. Ich gratuliere mir.

Eine Zukunft in Spanien?

Blüten des Tulpenbaum im Parque Garcia Sanabria

Blüten des Tulpenbaum im Parque Garcia Sanabria

Dann mache ich mich wieder auf den Weg zum Park. Unterwegs entdecke ich einen „freilebenden“ Weihnachtsstern. Er hat wenig Blätter, aber ist dafür so groß wie ich. Ich bin total baff. Kenne ich diese Pflanze doch eher aus dem Supermarkt zur Weihnachtszeit. Im Park entdecke ich noch mehr Pflanzen, die ich entweder als Topfpflanze oder exotischen Bewohner eines Schnittblumenstraußes kenne. Manche kenne ich auch nur von Bildern. Neben den Strelitzien, die in Sträuchern wachsen, sehe ich eine leuchtend rote, hängende Hummerschere, Bäume übersät mit blass-gelben Frangipani-Blüten, noch mehr rot-lodernde Feuerbäume und Hisbiskus.
Bald habe ich sogar Gesellschaft. Ein älterer Spanier spricht mich an. Er habe vor vielen Jahren in Deutschland am Flughafen gearbeitet, erzählt er und begleitet mich ein Stück. Aber schnell wird er müde und wir setzen uns auf eine Bank. Wir unterhalten uns über Deutschland und über meinen Urlaub auf der Insel. Er ist nett, aber nach einer Weile auch etwas aufdringlich. Er will mich gar nicht mehr gehen lassen, mit mir Händchen halten und malt sich irgendwie eine gemeinsame Zukunft aus. Ich verabschiede mich schließlich, denn mir wird das etwas viel.
Allein durchstreife ich weiter den Park und danach die weitere Stadt. Vorbei an imposanten Gebäuden, über mal schattige und heimelige Plätze, dann einen großen, kargen von der Sonne unbarmherzig beschienenen Platz. Ich finde auch den Weg zurück zum Mercado und damit auch zu meinem Auto. Erleichtert lehne ich in der dunklen Parkgarage an meinem Gefährt und schnaufe erstmal durch. Ich bin erschöpft von den Unternehmungen der letzten Tage. Ich brauche wohl Urlaub….
Zurück nehme ich diesmal die Autobahn und damit den schnelleren Weg. Der Mietwagenverleiher möchte auch sein Auto zurück haben. Am nächsten Morgen kann ich das nicht machen, weil ich schon ganz früh auf dem Weg in den Loro-Parque bin.

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