Er kann es nicht lassen: Siegfried Seifferheld, Kommissar im (Un)Ruhestand wittert überall in Schwäbisch Hall Verbrecher und Verbrechen. Dieses Mal in der Kunsthalle der Stadt. Seinen Verdächtigungen will aber auch dieses Mal keiner so richtig Gehör schenken. Da muss er wohl selber wieder ran. Ganz zu schweigen von all den Veränderungen und Problemen an der privaten Front. Bei Siggi geht es hoch her.
Anlässlich einer Ausstellung über Wandteppiche soll Siegfried Seifferheld in der Kunsthalle Schwäbisch Hall eine Rede halten. Seine Leidenschaft für das Stickhandwerk prädestiniert ihn geradezu hierfür. Sein kriminalistischer Instinkt wird unverhofft ebenfalls angesprochen. Als der Kommissar im (Un)Ruhestand nämlich zwei Anzugträger mit Sonnenbrille in das Kunsthaus marschieren sieht, ist für ihn klar, hier droht ein Diebstahl. Ausgerechnet mit dem umstrittenen Galeristen Erwin Edler von Seick machen die beiden gemeinsame Sache.
Von seinen Befürchtungen berichtet Siggi am abendlichen Stammtisch Mord Zwo umgehend den ehemaligen Kollegen. Er bittet sie um Hintergrundrecherchen zum Galeristen. Der Enthusiasmus der Ermittler hält sich stark in Grenzen. Lediglich Wurster sagt ihm Unterstützung zu: Er habe am kommenden Tag einen Termin beim Friseur und seine Friseuse wisse über jeden Bescheid in Schwäbisch Hall. Das ist zwar nicht die Recherche die Siggi sich erhoffte, aber besser als nichts.
Währenddessen tobt im Hause Seifferheld in der unteren Herrngasse und überhaupt privat das Chaos. Siggis Schwager, Pfarrer Helmerich Hölderlein, ist mit seiner Trommelgruppe verschwunden. Die Umstände seiner Rückkehr gestalten sich … nun, sagen wir … turbulent. Susanne, die Tochter des Hauses, will unbedingt noch Geschwister für ihr Töchterlein, aber hat keine Lust sich den Schwangerschaftsspeck erneut abzutrainieren. Also will sie 1-3 Kinder adoptieren. Ihre Cousine Karina hingegen gebärt justamente ihr zweites Kind, das, ebenso wie sein Vorgänger, zwar einen dunkelhäutigen Vater hat, aber dennoch astrein als Asiate durchgeht. Siggis Freundin Marianne plagt die Eifersucht, seine Kochtruppe kämpft mit miesen Rezensionen zu ihrem Kochbuch und Hund Onis hat einen Hundetripper und leckt sich ständig die Eier.
Ach ja, und dann stirbt auch noch der Galerist Erwin Edler von Seick. Selbstredend geht Siegfried nicht von Selbstmord aus wie seine noch im Dienst befindlichen Kollegen.
Familie Seifferheld im Vordergrund
Wenn man sich die obige Zusammenfassung durchliest, klingt das ganz schön wild und durcheinander. Ist es auch, aber trotzdem witzig, spannend und kurzweilig. Wie auch bei den vorherigen Büchern der Reihe, stehen die Ereignisse in der Familie Seifferheld im Vordergrund. Mord und Ermittlungen passieren eher nebenbei. Was ich persönlich aber nicht so schlimm finde. Das macht für mich den Charme des Buches und überhaupt der Reihe aus.
Für einen Leser, der das erste Mal mit dem Seifferheld-Universum konfrontiert ist, könnte ich mir vorstellen, er ist etwas überfordert. Und vielleicht auch enttäuscht, weil es eher gemächlich zugeht in Schwäbisch Hall. Keine wilden Verfolgungsjagden, kein bluttriefender Showdown, der Focus eher auf familiären Angelegenheiten.
Ich persönlich mag die Seifferheld-Krimis sehr – bin allerdings auch von Anfang an dabei. So sehr ich diesen neuen Teil der Reihe empfehlen kann, würde ich Neulingen ans Herz legen mit Teil 1 anzufangen.
Mehr von Tatjana Kruse und Siggi Seifferheld:
Kreuzstich Bienenstich Herzstich
Nadel Faden Hackebeil
Finger Hut und Teufelsbrut
Autorenporträt
Tatjana Kruse, Jahrgang 1960, lebt und arbeitet in Schwäbisch Hall. Sie ist überzeugte Krimiautorin. Sie wurde bereits mit dem Marlowe der Raymond-Chandler-Gesellschaft ausgezeichnet und mehrmals für den Agatha-Christie-Preis nominiert. Nach „Kreuzstich, Bienenstich, Herzstich“, „Nadel, Faden, Hackebeil“, „Finger, Hut und Teufelsbrut“ und „Gestickt, gestopft, gemeuchelt“ gibt es nun den fünften Roman um den Kommissar aus Schwäbisch Hall.
Mehr zur Autorin unter www.tatjanakruse.de
Buchinfo
„Der Tod stickt mit“ von Tatjana Kruse, erschienen Mai 2015 bei Knaur
Taschenbuch: 288 Seiten, € 9,99, ISBN: 978-3-426-51429-0
eBook: 288 Seiten, € 9,99, ISBN: 978-3-426-42861-0
Quellen
Bild: www.droemer-knaur.de / Text (außer Autorenporträt): Susanne