Familie Angermeier besteht aus Mutter Elvira, den Teenager-Söhnen Kevin, Robin und Marvin sowie Kater Buddy. Eigentlich ist die Bezeichnung Familie gar nicht so korrekt, denn jeder macht sein eigenes Ding. Von Zusammenhalt und Familienleben keine Spur. Als Kevin seine Freundin schwängert, obwohl beide noch nicht mal ihr Abi haben, läuft alles noch viel mehr aus dem Ruder.
Mein Lieblingssatz: „Wenn es überhaupt Dinge gibt, die ich mag, dann sind das saubere Fingernägel und Marzipankartoffeln.“
Die Angermeiers sind keine Bilderbuchfamilie. Elvira wurde schon früh Mutter. Seit ihrem Jobverlust lässt sie sich total gehen und kümmert sich mehr um „Richter Hold“ als um ihre drei Söhne: Kevin, der Älteste, Robin, der Mittlere und Marvin, genannt Locke, der jüngste Spross. Kevin und Robin haben den gleichen Vater, dem sie aufgrund seiner jamaikanischen Herkunft ihren dunklen Teint verdanken und bei Feinden auch den Spitznamen „Bimbo“. Locke hingegen weiß nicht so recht, wer sein Vater ist. Er hat nur eine Vermutung.
Ein Familienleben gibt es nicht, jeder macht sein eigenes Ding. Kevin steht kurz vor dem Abi und verbringt seine Zeit lieber mit Freundin Aicha. Robin hat einen eher zwielichtigen Freundeskreis und kommt nur noch selten in die heimische Wohnung. Und Locke verbringt so viel Zeit wie nur möglich mit seinem besten Freund Friedl im Casino. Natürlich kein Spiel-Casino. Vielmehr ein verlassenes Gebäude auf einem ebenso verlassenen Werksgelände, das die beiden sich hergerichtet haben.
Durch einen dummen Zufall kommt Locke dahinter, dass Kevins Freundin Aicha schwanger ist. Auch sie steht kurz vor dem Abi und natürlich sind ihre Eltern alles andere als begeistert von der Nachricht. Sie wollen das Mädchen in die Türkei bringen und dort „wieder herstellen“ lassen. Aicha gelingt die Flucht und Locke findet im Casino für die werdende Mutter eine Unterkunft.
Währenddessen wird Robin brutal niedergeschlagen und sehr schwer verletzt. Elvira ist völlig geschockt und verbringt die Nächte am Krankenbett ihres Sohnes. Sie wird von der rigorosen Schwester Annemarie unterstützt. Locke beobachtet mit Argwohn, wie Annemarie sich immer mehr in das Leben seiner Familie drängt. Und bei Annemarie bleibt es nicht.
Gerade jetzt wo es so viel Trubel wegen Aicha gibt: Soll sie sich wirklich bis zur Geburt im Casino verstecken? Wie soll sie ihr Abi machen? Und was wird nach der Geburt? Ständig muss Locke darauf achten, dass keiner ihm keiner auf die Schliche kommt und herausfindet wo Aicha steckt. Dazu macht auch Robins Kumpel Meister Ärger und terrorisiert Locke. Wenigstens kann er sich auf seinen Freund Friedl verlassen. Oder?
In der Geschichte verloren
Ein neues herzerwärmendes Buch aus der Feder von Rita Falk. Mit „Funkenflieger“ hat sie einen Roman geschrieben über Veränderungen, Familienzusammenhalt, Erwachsen-werden, Freundschaften. Als Erzähler führt Locke den Leser durch die vielen Ereignisse. Voller Spannung verfolgt man Lockes Schilderungen und fiebert mit ihm, seinen Brüdern und auch Aicha mit. Manchmal möchte man den Jungen einfach gern in den Arm nehmen.
Der Roman ist lebendig, humorvoll, tragisch und dramatisch, er nimmt einen völlig gefangen. Drei Tage lang habe ich mich völlig in der Geschichte verloren. Habe gelesen wie sich Lockes Leben auf den Kopf stellt, wie er versucht, das Beste draus zu machen, wie er selbst sich ändert und auch eine Veränderung an anderen wahrnimmt. Jetzt, zum Ende des Buches fehlt mir tatsächlich irgendwie was.
Ein Buch zwischen Freud und Leid. Eine wunderbare Lektüre, die einmal mehr zeigt, wie wichtig der Zusammenhalt in der Familie ist, wie wichtig Freunde sind und dass manchmal von völlig unerwarteter Seite Hilfe kommt.
Ein tolles Buch. Ich mag „Funkenflieger“ sehr und kann es nur wärmstens empfehlen.
Autorenporträt
Rita Falk, Jahrgang 1964, hat sich mit ihrer Provinzkrimiserie um den Dorfpolizisten Franz Eberhofer (›Winterkartoffelknödel‹, ›Dampfnudelblues‹, ›Schweinskopf al dente‹, ›Grießnockerlaffäre‹ und ›Sauerkrautkrautkoma‹) sowie den Romanen ›Hannes‹ und ›Funkenflieger‹ in die Herzen ihrer Leser geschrieben.
Von sich selber sagt die Autorin, dass sie die schönste Zeit ihres Lebens in Oberbayern verbracht hat, wo sie bei der Oma aufwuchs. Dem ihr so vertrauten Landstrich ist Rita Falk auch als Erwachsene treu geblieben. Sie ist Mutter von drei Kindern, lebt in München und hat in weiser Voraussicht damals einen Polizeibeamten geheiratet.
Die Kindheitserfahrungen sind der Schatz, aus dem Rita Falk als Schriftstellerin schöpft. In ihrem Franz-Eberhofer-Krimi bildet ein bayerisches Dorf den Mittelpunkt des Geschehens. Keine Frage, dass es Rita Falk exzellent gelingt, dieses Bild authentisch in Szene zu setzen. Vor allen Dingen die kleinen und großen Schwächen der Menschen sind es, die sie ihren Lesern kenntnisreich und mit einer gehörigen Portion bissigem Humor serviert. Sie hat ihrem Protagonisten, dem Dorfgendarmen Franz Eberhofer, einen original bayerischen Ton auf den Leib geschrieben, der hart, aber herzlich ist. Der Franz sagt halt, was er denkt.
Rita Falk ist sich also beim Schreiben treu geblieben. Ihre eigenen biografischen Wurzeln liefern den Grundstock für amüsante und geistreiche Unterhaltung der besten Lesart. Es bleibt weiterhin spannend – sicherlich wird sie noch viel von sich reden machen, mit ihren Geschichten von »dahoam«.
Mit ›Hannes‹ und dem ›Funkenflieger‹ zeigt sie sich von einer neuen, überraschenden Seite, indem sie wahrhaftige, universelle Geschichten erzählt, die niemanden ungerührt lassen.
Buchinfo
„Funkenflieger“ von Rita Falk, erschienen November 2014 bei dtv premium
Taschenbuch: 320 Seiten, € 14,90, ISBN 978-3-423-26019-0
eBook: Format: ePub, 256 Seiten, € 12,99, ISBN 978-3-423-42290-1
Format: pdf, 256 Seiten, € 12,99, ISBN 978-3-423-42291-8
Quellen
Bild: www.dtv.de / Text (außer Autorenporträt): Susanne
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