Alkohol, Drogen und die Fischerei bestimmten das Leben von Captain Phil Harris. Die Serie „Deadliest Catch“ (Im dt. TV unter „Fang des Lebens – Der gefährlichste Job Alaskas“) machte ihn und sein Schiff Cornelia Marie berühmt. Im Freunde- und Kollegenkreis war er schon viel früher berüchtigt, aber auch geachtet. Vier Jahre nach seinem plötzlichen Tod erzählen seine Söhne Josh und Jake über ihren Vater und sein bewegtes Leben.
Das Leben von Phil Harris beginnt zunächst unspektakulär. Während sein Vater Grant Fischer ist, lebt Phil die meiste Zeit allein mit seiner Mutter. Als diese an Krebs verstirbt, ist der erst 8jährige Phil völlig haltlos. Sein Vater sowie Tante und Großmutter versuchen den Jungen aufzufangen. Grant nimmt seinen Sohn sogar zeitweise aus der Schule, um ihn mit zum Fischen zu nehmen. Das ist aber so gar nicht nach Phils Geschmack.
Erst als Teenager leckt Phil so richtig Blut was die Fischerei angeht. In der Schule lässt er sich ohnehin kaum blicken. Bei Bewohnern und Polizei seiner Heimatstadt ist er berühmt-berüchtigt für seine Eskapaden. Er verlässt die Schule ohne Abschluss und heuert in Alaska auf einem Krabbenfänger an. Phil weiß, dass man als Krabbenfischer einen ganzen Batzen Kohle verdienen kann. Und er will so unbedingt dort arbeiten und lernen, dass er anfangs noch nicht einmal Geld dafür verlangt.
In den nächsten Jahren arbeitet der junge Phil hart und fleißig. Er lernt und verdient sich den Respekt von Kapitänen und Crew-Mitgliedern in der Flotte. Als einer der jüngsten Kapitäne sitzt er schließlich am Steuer eines Krabbenfängers. Phil Harris wird einer der besten und erfolgreichsten Krabbenfischer in den gefährlichen Gewässern werden.
Das viele Geld, dass er verdient, gibt er mit vollen Händen aus. Schnelle Autos, laute Motorräder, harter Alkohol und noch härtere Drogen. Phil ist keine Party zu wild. Auch seine große Liebe und erste Ehefrau Mary kann ihn nicht davon abbringen. Nicht einmal seinen Söhnen Josh und Jake zuliebe schränkt er den Konsum ein. Er ist dennoch ein liebevoller Vater im Rahmen seiner Möglichkeiten. Aber er ist eben auch ein Fischer, der den Großteil des Jahres sein Leben auf der Beringsee riskiert und nach seiner Rückkehr das Leben feiert. Mit den Rauschmitteln die diese Welt zu bieten hat.
Schließlich die Scheidung von Mary. Und bald die Hochzeit mit seiner neuen Liebe Teresa. Weil er diese zweite Ehe unbedingt erhalten will, vermag er weder seine Jungs noch seine Freunde vor Teresas Bösartigkeit zu beschützen. Für sich selbst wählt er als Zuflucht seine Werkstatt, in der er in akribischer Arbeit kunst- und liebevoll gestaltete Vogelhäuser herstellt.
Ab 2005 ist Phil einer der wenigen Kapitäne in der Krabbenfangflotte, die auf ihren Fahrten auf die Beringsee von einem Kamerateam begleitet werden. Die TV-Serie „Deadliest Catch“ macht den ungestümen, aber charismatischen Captain Phil Harris zum Star. Bald kennen viele die Cornelia Marie, ihre Besatzung und vor allem den lauten, tätowierten Mann am Steuer.
Das schwierige Verhältnis zu seinen Söhnen wird wieder gefestigt, als sie auf seinem Krabbenfänger mitfahren und bald zur Crew gehören. Doch Phils rasantes Leben bleibt nicht folgenlos. Seine Söhne treten was Alkohol und Drogen angeht in seine Fußstapfen. Und Anfang 2010 müssen Josh und Jake, die Krabbenfangflotte, die Kamerateams, seine Fans Abschied nehmen von dem Seebären mit einem „Kern aus schmelzender Schokolade“.
Ein Leben wie die Beringsee – wild und ungezügelt
Die Biografie des Phil Harris schrieben seine Söhne Joshua und Jacob gemeinsam mit Steve Springer und Blake Chavez. Es kommen Familie, Freunde, Kollegen und Mitarbeiter des Kamerateams der TV-Serie zu Wort.
Das geschilderte Leben ist wild und ungezügelt. Und gefährlich. Wie die Beringsee, die schließlich Phils zuhause wird. Er wird beileibe nicht in den Himmel gehoben mit all seinen Fehlern und Verfehlungen. Aber er wird eben auch nicht verteufelt. Er wird als ein Mensch geschildert, der Fehler hatte und machte. Die Erinnerung wird nicht verklärt. Es wird nur versucht, das Phänomen Phil Harris ein wenig zu beschreiben.
Das Buch lässt sich ganz leicht lesen. Es ist unterhaltsam geschrieben. Spannung, Tragik, Humor und auch Liebe liefert Phil Harris Leben zur Genüge. Eine tolle Lektüre, die viel zu schnell vorbei war. Und eine Lektüre, die mich sehr bewegt hat. Ich bin restlos begeistert. Wer gern Biografien liest oder die TV-Serie mag, der wird dieses Buch mit Sicherheit auch lieben.
In eigener Sache
Ich will nicht verschweigen, dass ich ein großer Fan der Serie „Fang des Lebens – Der gefährlichste Job Alaskas“ bin. Und obwohl ich weder Drogenkonsum, noch Alkoholmissbrauch, noch aufbrausendes Temperament mag, bin auch ich Phil Harris verfallen. Von all den Krabbenfängern, habe ich ihn und seine Crew – erst recht als seine Söhne noch dazu kamen – am liebsten beobachtet bei der Jagd nach den Tieren, die so viel Geld einbringen. Sein Tod im Jahr 2010 hat mich sprachlos und betroffen gemacht und ich habe schrecklich geheult. Dieses Buch, seine Biografie zu lesen, war mir daher ein besonderes Bedürfnis und irgendwie auch eine Ehre. Eigentlich hätte es viele andere Bücher gegeben, die ich zuvor hätte lesen müssen, aber als ich es in Händen hielt konnte ich es nicht erwarten. Innerhalb weniger Stunden habe ich es verschlungen.
Buchinfo
„Captain Phil Harris“ von Josh und Jake Harris mit Steve Springer und Blake Chavez, aus der Reihe Campfire – Band 4, erschienen Juni 2014 bei Ankerherz, Paperback, zweifarbig, mit Illustrationen, 256 Seiten, € 14,99, ISBN-13: 978-3-940138-73-6
Quellen
Bild: www.ankerherz.de / Text (außer Autorenporträt): Susanne
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