
Blick auf den Lake Natron
Auch heute weckte mich wieder der Sonnenaufgang – und meine Blase. Ich packte eilig meine Sachen. Anschließend konnte ich den Ausblick vom Camp genießen. Am Vortag war es gar nicht aufgefallen, weil wir ja keine Zeit hatten den Zeltplatz im Hellen zu „erkunden“. Jetzt erst sah ich, dass wir auf einem Plateau waren und einen tollen Blick hatten über die weite Ebene. Links und von den ersten Strahlen der Sonne beleuchtet lag der Lake Natron, dessen Größe man jetzt besser sehen konnte. Rechts ragte „der Berg Gottes“ in die Höhe – ein für die Massai heiliger Berg, der innerlich auch vulkanische Aktivitäten zeigt. Dazwischen das staubig-graue Land mit den typischen Massai-Behausungen: Mehrere Hütten kreisförmig angeordnet um das Gehege für die Tiere. Manchmal gibt es auch um die Hütten noch einen Zaun aus trockenen Ästen und Zweigen.
Auch Faraja saß mit einer Tasse Kaffee schon dort und genoß den Ausblick. Ich ließ ihn in Ruhe – er würde den ganzen Tag noch von uns bequatscht werden.
Auf in die Serengeti
Nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg in die nördliche Serengeti. Das hieß wieder mehrere Stunden Autofahrt auf Schotterpisten und schlaglochgeprägten Wegen. Für Faraja bedeutete das hohe Konzentration und oft auch viel Feingefühl beim Fahren. Wir machten einige kurze Pausen. Auch heute packten wir unser Lunchpaket im Schatten eines Baumes am Wegrand aus. Sobald ich fertig war mit essen, fotografierte ich jede Blüte und jede Pflanze, die mir auch nur halbwegs unbekannt war. Und davon gab es hier sehr viele.
Wir schmunzelten auch über einen kleinen Bauernjungen, der in der Nähe seine Tiere beaufsichtigte. Er beäugte uns aus der Ferne neugierig. Wann immer wir nicht hinschauten, kam er einige Meter näher heran. Vor einer Kontaktaufnahme – selbst durch Faraja – scheute er aber zurück und floh als der einige Schritte auf ihn zuging.
Geparden-Empfangskomitee
Am Nachmittag erreichten wir den Eingang zur berühmten Serengeti. Ab sofort wurde wieder gepirscht. Kaum in diesem riesigen Nationalpark angekommen, trafen wir auf eine Gruppe Paviane mit Nachwuchs. Kurz danach entdeckte Faraja ein Nilpferd zwischen einigen Bäumen. Wäre das verräterische Auge nicht gewesen, hätte es auch gut einfach ein Felsblock sein können. Wenig später ein absolutes Highlight: drei Geparde. Ein weiterer Jeep stand schon dort und dann guckt man natürlich automatisch.
Da Geparde eigentlich Einzelgänger sind, war es toll diese drei zusammen zu sehen. Vermutlich halbwüchsige Tiere, die gerade erst die Mutter verlassen hatten und jetzt versuchten ohne sie klar zu kommen. Wir beobachteten wie sie nacheinander auf einen Baum kletterten … und dort ihr Geschäft verrichteten. Etwas, dass auch Faraja angeblich zuvor noch nicht gesehen hatte. Ein Stück weiter legten sie sich gut sichtbar auf einen großen Felsen. Wir waren alle hin und weg.
Irgendwann mussten wir uns losreissen, denn wir hatten noch einige Kilometer zu fahren. Nach 18Uhr – sprich nach Einbruch der Dunkelheit – darf man nämlich nicht mehr unterwegs sein. Und zu rasen kommt in der Serengeti ja gar nicht in die Tüte.
Der Büffel am Wassertank
Bis zum Camp kreuzten die – ich nenne sie mal – üblichen Verdächtigen unseren Weg: Zebra, Gnu, Büffel, Elefanten, Giraffen, diverse Antilopenarten, Warzenschweine und Geier. Am Camp selbst trafen wir auf Büffel und Gazellen. Ein Büffel kam vermutlich öfter vorbei. Denn er ging ganz lässig zum Wassertank und mit ein paar geschickten Kopfbewegungen öffnete er den Wasserhahn. In aller Seelenruhe trank er und ließ sich nicht beirren. Vertrieben wurde er natürlich nicht. Keiner legt sich mit einem Büffel an!
Als er seinen Durst gestillt hatte und weg war, machte ich ein paar Schritte auf der Straße bis zur nächsten Kurve. Tiere waren keine zu sehen – wobei das nicht unbedingt was heißen muss. Schon nach zwei Fotos ertönte hinter mir ein Pfiff. Faraja beorderte mich zurück. Eine Standpauke bekam ich nicht, aber auf meine Nachfrage hieß es schon diese 10m seien viel zu weit. Böses Mädchen.
Nicht ohne Nachricht aufs Klo
Da Aristide und Ombeni heute für ein Lagerfeuer gesorgt hatten, sah es nach einem gemütlichen Abend aus. Wie man sich das auf beim Zelten vorstellt. Mit einem Bier in netter Gesellschaft inmitten der Natur. Es waren allerdings noch andere Camper da. Zufällig war einer aus Süd-Tirol, wo auch Frank seine Wurzeln hat. Und der Fremde bestimmte dann mit lauter Stimme quasi die ganze Unterhaltung. Das war ein bisschen schade. Ich hätte lieber die Klippschliefer im Hintergrund mehr „lachen“ gehört.

Unsere Unterkünte – ich schlafe im rechten Zelt. Rechts am Rand ist noch das Klohäuschen zu erkennen.
Für diese Nacht galt außerdem die Parole „Nicht aufs Klo ohne Bescheid zu sagen.“ Noch besser sei es zu zweit aufs Klo zu gehen. Es sei nicht ungewöhnlich, dass auch Büffel oder Hyänen auf dem Campingplatz oder in der Nähe sind. Das fand ich natürlich blöd, weil ich nicht nachts beim Nachbarn „klopfen“ und sagen wollte „Ich geh mal pinkeln.“ Der Plan war also so lange am Lagerfeuer zu sitzen wie möglich, so gut wie nichts mehr zu trinken und mit den letzten noch wachen Personen zum Klo zu gehen. Und dann bis zum Sonnenaufgang durchzuhalten.
Herzlichen Glückwunsch
Leider gingen ausgerechnet an dem Abend alle – auch die anderen anwesenden Camper – schon 22Uhr schlafen. Und ich spürte die ersten Anzeichen von Durchfall. Herzlichen Glückwunsch war mein Gedanke. Also alles nochmal abgeleuchtet auf Büffel, Hyänen und andere potentiell gefährliche Tiere und ab zur Toilette. Danach warf ich gleich zwei Immodium Akut ein und hoffte ein bisschen auf Verstopfung.
Die nächtlichen Geräusche lullten mich dann ein. Aber kurz nach 5Uhr war die Nacht vorbei. Die Immodium hatten zwar entweder gewirkt oder ich war einfach nur nervös gewesen. Trotzdem war in Kürze ein Routinebesuch notwendig. Vor mich hindösend lauschte ich auf sich öffnende Reissverschlüsse. Kurz nach halb 6 war Aristide meine Rettung. Ich meldete mich ordnungsgemäß ab und später wieder an. Dann genoß ich den Sonnenaufgang und den weiten Blick.