Davit Gabunia: Farben der Nacht

Habt Ihr schon mal beim Nachbarn ins Fenster geschaut ihn oder sie eine Weile beobachtet? Nur so, weil gerade ein Streit im Gange war oder jemand zu für Euch unhörbarer Musik tanzte oder weil ihr die Person einfach attraktiv fandet? Klingt ein wenig nach Stalking, aber das ist nicht das was ich meine. Bzw. doch ein bisschen, denn genau darum geht es bei „Farben der Nacht“.

_Farben der NachtAls erstes fällt Surab der rote Wagen auf. Ein auffälliger Alfa Romeo in Signalfarbe direkt vorm Haus. Zwischen all den alten und hässlichen, abgeschabten Karren, die den bekannten Nachbarn gehören. Wer in diesem Wohnblock könnte wohl diesen schicken Wagen fahren?
Von seinem Balkon aus erkennt Surab bald den Eigentümer. Ein junger Mann, der im Haus gegenüber eingezogen ist. Zunächst beobachtet er den neuen Mieter aus reiner Langeweile. Denn Surab ist arbeitslos. Die Kinder um die er sich normalerweise kümmert haben Ferien und besuchen die Großmutter. Seine Frau ist den ganzen Tag arbeiten und muss auch Überstunden machen.
Der eintönige Tagesablauf wird nur ein wenig interessanter, wenn Surab den Fremden gegenüber ansieht. Vor allem abends und nachts wird es spannend. Dann nämlich bekommt der Junge Besuch. Mal von Freunden, oft aber von nur einem älteren Mann. Was die beiden miteinander treiben, findet Surab eklig. Und schaut doch hin. Mehr noch, er fotografiert. Nur so.

Sehr zähe Lektüre

Das Buch hab ich im Grunde schon wieder vergessen, seit ich es aus der Hand gelegt habe. Es las sich ziemlich zäh und hat mich nicht wirklich mitgerissen. Zumal ich mich auch vom Klappentext irritieren ließ. Während der Großteil des Buches aus der Sicht von Surab geschrieben ist und nur ein kleiner Teil aus der Sicht seiner Frau Tina, ist ein Ausschnitt aus Tinas Gedanken auf dem Umschlag gelandet. Dieser lässt auf Abgründe schließen, die es dann so (für mich) gar nicht gab. Aber das ist womöglich Absicht.
Neben Surab und Tina, taucht der Leser auch in die Gedankenwelt anderer Beteiligter ein. In die der Nachbarin zum Beispiel und die eines Besuchers des jungen Mannes gegenüber.
Ich fand es schwer zu lesen. Die Obsession von Surab konnte ich nicht nachvollziehen. Dieses ständige Kreisen der Gedanken um Dinge, die einen nichts angehen. Diese Psycho-Schiene mit der Beleuchtung aller Gedankengänge ist mühselig. Ganz zu schweigen davon, dass die Sätze teilweise sehr lang waren und vieles mir zusammenhanglos vorkam.
In dem Fall von mir keine Empfehlung.

 

Autorenporträt
Davit Gabunia, geboren 1982, ist als Autor und Kritiker eine herausragende Stimme der Literatur Georgiens. Er übersetzte u.a. Shakespeare, Strindberg und „Harry Potter“, schrieb eine TV-Serie und gilt als wichtigster jüngerer Dramatiker, bereits mehrfach wurde er mit den bedeutendsten Theaterpreisen des Landes ausgezeichnet. Gabunias lang erwarteter erster Roman machte in Georgien Furore, Presse und Publikum waren begeistert.

Buchinfo
„Farben der Nacht“ von Davit Gabunia, erschienen bei Rowohlt Berlin
Hardcover: 192 Seiten, € 20,00, ISBN: 978-3-7371-0041-0
eBook: 192 Seiten, € 16,99, ISBN: 978-3-644-10064-0

Quellen
Bild / Autorenporträt: www.rowohlt.de / Text (außer Autorenporträt): Susanne

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