Was ist an dieser Dezembernacht im Dartmoor geschehen? Diese Frage treibt Kath Redway seit Wochen um. Sie kann sich nach ihrem Unfall einfach nicht mehr daran erinnern. Und weder ihr Mann noch ihre Tochter können die Fragen beantworten. Ja, sie sind noch nicht einmal sonderlich begeistert, wenn es darum geht über diese Nacht zu sprechen.
Der Wind, der das Fell der Hügel zaust, ist kälter geworden. In den wenigen Strahlen Wintersonne sieht es aus, als sei in den silbrig grünen Sümpfen Bewegung, als versuche da ein riesiges Etwas, sich ins Leben zu kämpfen. (Zitat Seite 334)
Der Januar im Dartmoor ist eisig. Dennoch spielt Kaths Tochter Lyla unverdrossen draußen in der rauen Landschaft, weitab der Menschen. Die kleine Familie lebt mitten im Nationalpark und genießt die Einsamkeit und die ungezähmte Natur. Besonders Lyla. Neun Jahre ist das Mädchen alt und ganz eindeutig ist sie anders als ihre Klassenkameraden. Doch obwohl Kath und ihr Mann Adam schon vermuten, dass Lyla wohl ein Asperger Syndrom hat, wollen sie keine endgültige Diagnose.
Doch im Moment macht dem kleinen Mädchen mehr zu schaffen als ihre fehlenden Freunde in der Schule. Denn vor wenigen Wochen hatte Kath einen schweren Unfall. In der letzten Dezembernacht ist sie mit ihrem Wagen ins Burrator Reservoir gefahren. Gerade so konnte sie sich ans Ufer retten und wurde dort schließlich gefunden.
Kath kann sich an die betreffende Nacht nicht erinnern. Das Schädel-Hirn-Trauma hat eine retrograde Amnesie hervorgerufen. Nur langsam werden die Erinnerungen zurück kehren.
Sie könnte die Unterstützung ihres Mannes Adam gebrauchen. Doch der ist als Nationalparkranger sehr viel unterwegs. Und außerdem scheint er sehr wütend auf sie zu sein. Sie findet bei ihm keine Ruhe und Geborgenheit. Warum das so ist, teilt ihr schließlich ihre Schwägerin Tessa, eine Psychologin, mit: Kath hatte keinen Unfall – sie hat versucht sich das Leben zu nehmen.
Diese Enthüllung wirft weit mehr Fragen auf als sie beantwortet. Und Kath will mehr denn je wissen, was an diesem Dezemberabend geschehen ist.
Ein solider Thriller
Eigentlich wollte ich von S.K. Tremayne nicht mehr wirklich was lesen. Nach „Eisige Schwestern“ war ich ziemlich abgeschreckt. Diese Psycho-Schiene ist für mich immer etwas schwierig. Ich ließ es dennoch auf einen weiteren Versuch ankommen.
Bereut habe ich die Lektüre sicherlich nicht. Es war spannend und ließ sich in weiten Teilen auch gut lesen. Die Geschichte ist auch am Ende stimmig. Die Charaktere sind gut ausgearbeitet, wenn auch nicht zu detailverliebt. Ein guter solider Thriller.
Allerdings hatte ich, besonders am Ende, den Eindruck es würde sich alles in die Länge ziehen. Der Showdown glich durch permanente Wiederholung einem Kaugummi und ich war etwas genervt.
Alles in allem, wie gesagt, ein solider Thriller, der mich nicht zu Begeisterungsstürmen hinreißt, aber den ich empfehlen kann.
Autorenporträt
S.K. Tremayne ist ein englischer Bestsellerautor und preisgekrönter Reisejournalist, der regelmäßig für internationale Zeitungen und Magazine schreibt. Er wurde in Devon geboren und lebt heute mit seinen beiden Töchtern in London.
Buchinfo
„Mädchen aus dem Moor“ von S.K. Tremayne, erschienen bei Knaur
Klappenbroschur: 400 Seiten, € 14,99, ISBN: 978-3-426-52248-6
eBook: 400 Seiten, € 12,99, ISBN: 978-3-426-45163-2
Quellen
Bild/Autorenporträt: www.droemer-knaur.de / Text (außer Autorenporträt): Susanne