Ich finde es dieses Mal erstaunlich schwer meine Reise in Worte zu fassen. Es ist so viel passiert und gerade die ersten Tage meiner Reise sind schon ziemlich verschwommen. Dabei habe ich wie im letzten Jahr ein Reisetagebuch geführt, um den Kopf ein wenig frei zu bekommen für all die Erlebnisse.
Samstag, 28. April bis 1. Mai 2018
Die ersten Tage meines Urlaubs verbringe ich in Kuching und Umgebung. Der Flug war unspektakulär, wenn ich auch etwas durchgeschüttelt wurde. Aber da ich gleich nach meiner Ankunft am Abend ins Bett fallen konnte, bin ich am Montag, den 30. Mai, dem ersten „richtigen“ Urlaubstag auch frühzeitig wach.
Mein erstes Ziel an diesem Tag ist das Semenggoh Nature Reserve – ein Orang Utan – Rehabilitationszentrum. Aufgrund einer Fehlinformation verpasse ich leider/gottseidank den Bus und fahre daher mit dem Taxi hin. So bin ich als allererstes vor Ort, muss den knapp 1,5km-Marsch von der Bushaltestelle zum Center nicht laufen und kann anschließend auch gleich noch ein weiteres Ziel anfahren.
Guten Morgen Seduku!
Es dauert keine 15 Minuten und ich entdecke in Semenggoh in einem der Baumwipfel einen erwachenden Orang Utan. Das ist so aufregend, wenn man die selber erspäht und nicht drauf hingewiesen wird. Ich freue mich wie blöde.
Mehr und mehr Menschen sind eingetroffen und die Ranger achten darauf, uns Menschen zusammen- und fern von den Orang Utans zu halten.
An diesem Morgen sehe ich mehrere dieser großen stolzen Affen bei der Fütterung. Sogar ein erst im März geborenes Baby ist dabei. Es klammert sich noch ganz doll an seine Mama, im Gegensatz zu den älteren Jungtieren. Ich bin also kaum im Urlaub angekommen und schon total happy. Wobei sich auch in diesem Jahr ein wenig Wehmut einschleicht, weil diese Tiere doch eigentlich frei leben sollten und nicht in einem so kleinen Areal.
Hungrige Krokodile
Anschließend geht es mit meinem gecharterten Taxi zu Jong´s Krokodilfarm. Ich war im Vorfeld sehr unschlüssig ob ich hinfahren soll. Letztendlich bin ich aber dennoch neugierig auf die Fütterung der Krokodile. Der Besuch hinterlässt sehr gemischte Gefühle. So beeindruckend es auch ist, zu beobachten, wie die Tiere nach den Fleischfetzen an dem Seilzug über ihnen schnappen … die Enge des Geheges und die Masse der Tiere darin sowie der Jubel der Zuschauer verursachen mir Unbehagen. Ich bleibe nicht bis zum Ende.
Sunset-Cruise die Erste
Zurück in Kuching ist der Nachmittag dem Orchideengarten vorbehalten. Als ich aber davor stehe, ist er geschlossen. Hätte ich in meinem Reiseführer nochmal nachgelesen, hätte ich ohne weiteres feststellen können, das Montag hier Ruhetag ist. Hmpf.
Ich spaziere also über die nigelnagelneue Fußgängerbrücke zurück ins Zentrum. (Die war letztes Jahr gerade im Bau als ich in Kuching war. Ist ein dolles Ding geworden.) Dort vertreibe ich mir etwas die Zeit mit einem Stadtbummel. Am frühen Abend lasse ich mich mit einem kleinen Boot wie es Einheimische nutzen eine Stunde den Sarawak hoch und runter schippern.
Wandertag
Den nächsten Tag steht mein Besuch im Gunung Gading National Park in der Nähe von Lundu auf dem Plan. Dort hat man ganz gute Chancen eine blühende Rafflesia zu sehen – die größte Blume der Welt. Was die Rafflesia angeht, ist mir das Glück nicht hold. Aber zumindest habe ich Glück mit dem Bus nach Lundu, obwohl auch hier die Abfahrtszeit abweicht von meinen Informationen aus dem Internet. (Und ich steige zunächst auch noch in den falschen Bus. Nur einer freundlichen Einheimischen ist es zu verdanken, dass ich am richtigen Ort lande.) Ein Taxi bringt mich in Lundu vom Busbahnhof bis zum Parkeingang.
Am Hauptquartier registriere ich mich, suche meinen Weg aus und präpariere mich für die Wanderung: Mücken- und Sonnenschutz auftragen, feste Schuhe anziehen, lange Hosen anziehen, Wasservorrat prüfen. Beinahe wäre die Wanderung auch ins Wasser gefallen, denn ich Schussel stürze schon auf der Treppe vor dem Klo. Glücklicherweise leidet nur mein Handgelenk etwas.
Nummerierte Wasserfälle
Im GGNP gibt es wie in allen anderen Parks verschiedene markierte Wanderwege. Und überall muss man sich entscheiden, welchen man nimmt, um dies entsprechend in eine Liste einzutragen. Nach der Rückkehr trägt man sich wieder aus. Dann wissen die Ranger wer noch unterwegs ist und nach wem sie wo ggf. suchen müssen.
Ich entscheide mich im Sinne des Größenwahns für „Wasserfall Nr. 7“. Der liegt ca. 1h vom Hauptquartier weg. Auf dem gleichen Weg sind auch „Wasserfall Nr. 1“ (30Min.) und „Wasserfall Nr. 3“ (45Min.) zu finden. Wo die Wasserfälle 2, 4, 5 und 6 liegen bleibt ein Rätsel.
Ich denke mir, ich habe ja Zeit bis mein Bus zurück nach Kuching fährt und kann entsprechend langsam machen. Was soll ich sagen? Ich gebe nach ca. 75 Minuten bei 800m auf. Wieder mal unterschätze ich Temperatur und Luftfeuchtigkeit und natürlich auch das Gelände. Es geht eben nicht gleichmäßig und gerade, sondern über Stock und Stein und Wurzelwerk, durch Matsch und stetig bergauf. Und obwohl ich nicht schnell unterwegs bin und immer wieder auch pausiere, um Atem zu schöpfen und meinen Herzschlag zu normalisieren, ist dann eben irgendwann der Ofen aus. Der Schweiß läuft mir in Strömen, meine Klamotten sind triefnass und mein Wasservorrat von knapp 4l ist zur Hälfte aufgebraucht. Mein Kreislauf macht schlapp.
Wie ein Alien
All die anderen Menschen die ich unterwegs treffe, deprimieren mich zutiefst. Fast alle leicht bekleidet mit kurzen Klamotten, teilweise in Sandalen und sogar FlipFlops ohne Rücksäcke mit Essen und Getränken. Sie alle marschieren leichtfüßig und fröhlich schnatternd den holprigen Weg hinauf. Ich komme mir vor wie ein Alien.
Nachdem ich meinen Kreislauf in einer längeren Rast wieder aufgepäppelt habe, mache ich mich etwas niedergeschlagen auf den Rückweg. Mir ist sogar der Weg zu einem Wasserfälle zu viel, die ich passiere. Dafür müsste ich nämlich auch noch einmal ein steiles Stück bergab (und später wieder hoch) klettern. Also direkt zurück zum Headquarter.
Dort wasche ich mein Oberteil notdürftig aus, weil es ohnehin klatschnass ist. Und während es trocknet unterhalte ich mich mit einem Guide der offenbar gerade nichts zu tun hat. Zu meiner Beruhigung merkt er an, dass es heute besonders heiß ist und sich das Wetter quasi gar nicht für eine Wandertour eignet. Wie ich später feststellen sollte, fällt der Satz „Heute ist es besonders heiß.“ öfter – gerade in meinem Beisein. Vielleicht sagen das die Einheimischen ja immer zu den Touristen?
Sunset-Cruise die Zweite
Jedenfalls bin ich deutlich früher wieder in Kuching als gedacht. Früh genug, um heute die Sunset-Cruise mit dem großen Schiff auf dem Sarawak zu absolvieren. Die ist deutlich teurer (RM 65) als mit dem kleinen Boot (RM 19) am Vortag. Dafür bin ich 1,5h beschäftigt, bekomme die Sehenswürdigkeiten erklärt, es gibt kostenlos einen Softdrink sowie eine Kostprobe des hier allseits beliebten Layercake und dazu noch eine Darbietung einheimischer Tänze. Im Grunde also eine runde Sache.
Nach der Sunset-Cruise winkt mein Abendessen im TopSpot-Seafood-Center. Die Adresse kenne ich ja schon vom letzten Jahr und es ist auch nicht weit von meinem Hotel entfernt. Zu meinen Meeresfrüchten bekomme ich noch eine nette Gesellschaft an den Tisch: Mutter und Tochter aus Australien. So wird das Essen recht kurzweilig.
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