Für dieses Buch bin ich leider etwas spät dran. Aber ganz ehrlich: das tut der Lektüre ganz und gar keinen Abbruch. Hinsichtlich der Nähe zu den vergangenen Feiertagen kann man ganz großartige Vergleiche ziehen zu den Erlebnissen von Renate Bergmann und denen mit der eigenen Sippe.
„Heute Beerdigung, morgen Silvester. Die Musik ist ein bisschen anders, aber der Kuchen ist vom gleichen Bäcker“ (Zitat Seite 67)
Für Renate Bergmann ist nach dem Weihnachtsfest vor dem Weihnachtsfest. Die Glaskugeln müssen wieder richtig verpackt werden, die Lichterkette sowieso, die schmutzige Wäsche will gewaschen werden und man muss ja auch endlich mal wieder einkaufen gehen, nach den langen Feiertagen.
Renate Bergmann nimmt uns in diesen Erzählungen mit auf ihre Reise durchs Jahr, besonders die Adventszeit, Weihnachten, „zwischen den Jahren“ und Silvester. Wieder mit von der Partie sind natürlich Anekdoten von ihrer Freundin Ilse nebst deren halbblinden Gatten Kurt, von Freundin Gertrud mit Dober-Schnautzer Norbert und Lebensgefährte Gunter, von „der Berber“, dem unsoliden Weibsbild im Hause und nicht zu vergessen die allseits gefürchtete Chorleiterin Frau Schlodde.
Da wird von Backtraditionen berichtet, die Paketdienste kriegen ihr Fett weg, das zunehmende Lichterinferno an Weihnachten wird diskutiert, von Traditionen und Aberglaube und natürlich vom alltäglichen Wahnsinn rund um den Haushalt Bergmann.
Wie immer kurzweilig und sehr unterhaltsam
RuckZuck hatte ich das Buch durchgelesen. Die fünf Erzählungen rund ums Jahresende und all die Aufregung drumrum sind einfach zu köstlich. Wie immer kurzweilig und unterhaltsam. Auch wenn Renate Bergmann mitunter ein bisschen selbstgerecht rüber kommt, ist sie trotz allem liebenswert. Und ob ihrer Neugierde und Einmischung – besonders in die Einkaufsgewohnheiten der Nachbarin – kann man nur Schmunzeln. Ihre Beobachtungen sind treffend und das eine oder andere hat man selber schon erlebt.
Auch wenn Weihnachten erstmal vorbei ist, empfehle ich das Buch gerne weiter, denn für ein gutes Buch gibt es keine falsche Zeit. Und wie Renate Bergmann ja auch so treffend sagt: Nach dem Weihnachtsfest vor dem Weihnachtsfest.
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Autorenporträt
Renate Bergmann, geb. Strelemann, wohnhaft in Berlin. Trümmerfrau, Reichsbahnerin, Haushaltsprofi und vierfach verwitwet: Seit Anfang 2013 erobert sie Twitter mit ihren absolut treffsicheren An- und Einsichten – und mit ihren Büchern die ganze analoge Welt. Torsten Rohde, Jahrgang 1974, hat in Brandenburg/Havel Betriebswirtschaft studiert und als Controller gearbeitet. Sein Twitter-Account @RenateBergmann, der vom Leben einer online-Omi erzählt, entwickelte sich zum Internet-Phänomen.
«Ich bin nicht süß, ich hab bloß Zucker» unter dem Pseudonym Renate Bergmann war seine erste Buch-Veröffentlichung – und ein sensationeller Erfolg, auf die zahlreiche weitere, nicht minder erfolgreiche Bände und ausverkaufte Tourneen folgten.
Buchinfo
„Ich seh den Baum noch fallen“ von Renate Bergmann, erschienen bei rororo
Taschenbuch: 112 Seiten, € 8,00, ISBN: 978-3-499-27362-9
eBook: 112 Seiten, € 3,99, ISBN: 978-3-644-40262-1
Quellen
Bild/Autorenporträt: www.rowohlt.de / Text (außer Autorenporträt): Susanne
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