Als Misanthrop hat man es ja nicht so mit anderen Menschen. So auch Claudia. Dumm, dass sie nach nur zwei Monaten Bekanntschaft mit einem Mann schwanger wird. Nun muss Claudia wohl oder übel entscheiden zwischen Studium und Mutterschaft, Berlin und Bonn und vor allem mit oder ohne Mann.
„Der Mann hat fünf Geschwister – vermutlich ist Fortpflanzung eines der wenigen möglichen Hobbys, wenn man in einer Kleinstadt mit dem Charme Tschernobyls aufwächst und lebt. Was sonst sollte man hier auch machen, außer sich beim Kaufland, dem hiesigen kulturellen und intellektuellen Zentrum, mit Hochprozentigem zu versorgen und sich anschließend betrunken durchs Leben zu kopulieren?“ Zitat Seite 54
Es ist ein ziemlicher Schock für Claudia als der Schwangerschaftstest positiv ausfällt. Kann und will sie mit anderen Menschen doch möglichst wenig zu tun haben. Und den Verursacher dieses positiven Testergebnisses kennt sie auch erst seit zwei Monaten. Und sie steckt doch auch mitten in ihrer Diplomarbeit. Überhaupt wollte sie doch gar keine Kinder.
Trotz allem Gegenwind entscheidet sich Claudia für das Kind. Das hat zur Folge, dass der Mann – also der Kindsvater – wenig begeistert ist, um nicht zu sagen entsetzt. Irgendwie muss er da aber mit durch. Außerdem zieht Claudia von Berlin zurück nach Bonn, die Tristesse himself, um in die helfenden Arme der Familie zurück zu kehren.
Ob das gut geht?
Bissige Unterhaltung
Ich war bisher noch nicht schwanger, aber auch ich habe mir trotz all der weichgespülten Beteuerungen wie schön die Schwangerschaft doch ist, schon gedacht, dass es auch Schattenseiten geben muss. Claudia Haessy bestätigt mir das auf äußerst amüsante Weise.
Vom ersten Schockzustand bis hin zu den ersten Lebensweisheiten, die Claudia ihrem Kind mit auf den Weg gibt, berichtet sie erfrischend ehrlich über diese äußerst turbulente Zeit in ihrem Leben. Mit spitzer Zunge kriegt da so gut wie jeder sein Fett weg. Die verklärte Sicht mit der alle Schwangerschaften als toll und glücklich und ohne jeden Zweifel normalerweise dargestellt werden, die gibt es hier nicht. Claudia spricht die nackte Wahrheit aus, die oft nicht schön ist. Sei das die Suche nach einer Hebamme, das Trauma der Geburt oder später das Stillen.
Ich habe mich bei der Lektüre köstlich amüsiert und viel gelacht. Aber ich habe auch mit ihr gefühlt, wenn alles scheisse war, konnte das Bedürfnis sich zu verstecken nachvollziehen.
Schnappt Euch das Buch und lasst Euch bissig unterhalten. Es lohnt sich.
Autorenporträt
Claudia Haessy, geboren 1982, studierte Geschichte und Philosophie in Bonn, Warschau und Beer Sheva. Sie war als freiberufliche Texterin tätig und arbeitet nun als Social-Media-Redakteurin für die Men’s Health-Redaktion. Sie bloggt und twittert seit vielen Jahren.
Buchinfo
„Wenn ich die Wahl habe zwischen Kind und Karriere wähle ich das Sofa“ von Claudia Haessy, erschienen bei rororo
Taschenbuch: 256 Seiten, € 9,99, ISBN: 978-3-499-27256-1
eBook: 256 Seiten, € 9,99, ISBN: 978-3-644-57231-7
Quellen
Bild/Autorenporträt: www.rowohlt.de / Text (außer Autorenporträt): Susanne
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