Sonntag, 30. April 2017
Die Kurzfassung:
Kultur pur im Sarawak Cultural Village. Das Wetter ist super, die Sonne brennt und es ist heiß. Wir sehen uns in nachgebauten Häusern an, wie die Ureinwohner Borneos einst lebten. Es gibt auch eine Tanzvorführung. Tom gibt uns Pfefferkörner zum Essen. Arsch! Anschließend geht’s zurück nach Kuching. Wir machen einen Abstecher zum Orchideengarten, wo ich 40 Minuten Zeit habe, so viele Orchideen zu knipsen wie möglich. Zum Mittag führt Tom uns in einen örtlichen Imbiss, wo wir das traditionelle Gericht, eine Sarawak-Laksha essen. Das macht die Pfeffer-Geschichte wieder wett, obwohl die Laksha auch scharf ist.
Gudrun beschwert sich und ich habe kein Verständnis. Nach einer Pause am Pool genehmige ich mir erneut ein Abendessen mit Meeresfrüchten im TopSpot nebenan.
Und jetzt ausführlich:
Heute heißt es Ade Permai Rainforest Resort und hübsches Baumhaus. Ich verabschiede mich von Horst und Enrico und auch – in gebührendem Abstand – von Karlheinz. Nach dem Frühstück fahren wir zum Sarawak Cultural Village – dem Museumsdorf um die Ecke. Keine Ahnung warum wir nicht laufen. Egal.
Am Eingang ist schon die Hölle los. Ausgerechnet heute findet hier ein großes Fest statt, das World Harvest Festival. Kleine asiatische Kinder in gelben T-Shirts und mit großen gelben Blumen im Haar laufen an uns vorbei. Wie putzig. Leider wird das Fest den Eindruck dieses Museumsdorfes etwas schmälern, da uns bald moderne Popmusik in die Ohren dröhnt. Das passt für mich nicht zu dem Eindruck der mir hier eigentlich vermittelt werden soll. Nämlich der einer ursprünglichen Lebensweise der Dayak, der Ureinwohner und verschiedenen Stämme Borneos. Da passt Justin Bieber mit seinem Gequäcke halt nicht rein.
Tradition und Zuschauerbelustigung
Es gibt 7 Stämme, die hier vorgestellt werden: die Melanau, Bidayuh, Penan, Orang Ulu, Iban, Chinesen, Malaien. Die meisten lebten früher in den traditionellen Langhäusern, haben jedoch jeweils ihre eigene Version davon entwickelt. Einzige Ausnahme sind die Penan, deren Unterkünfte vergleichsweise klein waren. In den Langhäusern lebte der ganze Stamm, der mehrere Familien umfassen kann. Einfache Behausungen auf Stelzen mit einer großen Veranda, die als „Wohnzimmer“ gelten kann. Dort findet der Großteil des Lebens statt. Familienweise wird in abgetrennten Räumen geschlafen. So ein Langhaus kann mehr als 50 Meter lang sein und jeder Stamm hat seine eigene Bauweise.
Im Cultural Village sind diese Langhäuser nachgebaut worden. Auch die Inneneinrichtung ist nachgestellt. Man kann sie von außen und innen ansehen. Überall sind auch Menschen/Darsteller, die etwas aus der traditionellen Lebensweise zeigen. Es werden beispielsweise Snacks zubereitet wie frittierte Tapiokastreifen (Lecker, aber fettig.) oder dünne Waffeln mit alten Eisenzangen (Auch sehr lecker!). Eine Frau zeigt wie Kleidung aus Baumrinde gefertigt und verziert wird. In manchen Häusern wird musiziert, wir wurden sogar zum Tanzen aufgefordert. Wir konnten auch unser Glück beim Blasrohrschießen versuchen.
In zwei Häusern waren (angeblich) echte Stammesangehörige anwesend in entsprechender Kleidung. Glücklich schienen beide nicht zu sein. Wäre ich wohl auch nicht, wenn mich täglich tausende Leute angaffen und Fotos machen. Dabei fühlte ich mich etwas unwohl.
Tanzaufführung vs. Maggi-Kochstudio
11 Uhr gibt es im Veranstaltungszentrum eine Tanzaufführung. Darsteller zeigen uns und vielen vielen weiteren Zuschauern jeweils einen traditionellen Tanz der verschiedenen Stämme. Eine schöne Sache. Weniger schön finde ich den Trubel vor der Halle, wo gerade von Maggi ein Kochwettbewerb stattfindet. Das ist dem Museumsgedanken hier etwas abträglich wie ich meine.
Überhaupt bin ich zwar interessiert, aber ich kann mich nicht richtig darauf einlassen. Ich behaupte ja immer, ich möchte fremde Kulturen kennenlernen. Hier habe ich die Chance, aber mir ist es zu stressig. Klar macht es Spaß die abenteuerlich schmalen Treppen aus einem Baumstamm hinaufzuklettern. Und ich finde es schön, dass man sich die verschiedenen Lebensweisen ansehen kann. Wir können auch Fragen stellen und uns mit den Darstellern/Mitarbeitern hier unterhalten. Auch die Idee den Besuchern einen Pass zu übergeben in den sie sich in jedem besuchten Haus einen Stempel drücken können, finde ich nett. Aber irgendwie hinterlässt das alles einen schalen Beigeschmack bei mir.
Vielleicht liegt es daran, dass wir als Gruppe das Programm abspulen. Vielleicht hätte es mir in meinem eigenen Tempo und ohne dieses Getöse von dem Fest besser gefallen. Ich hätte mir dann auch die Schwertwerkstatt angesehen und wäre etwas im Park herum gelaufen und hätte nicht nur die Häuser abgeklappert. Denn es gibt viel mehr zu sehen.
Ich komme doch noch in den Orchideengarten
Aber das ist 1. Spekulation und 2. wohl auch ungerecht, denn ich vermute im Nachhinein hat Tom den heutigen Plan auch wegen mir geändert. Das heißt eigentlich hätten wir wohl mehr Zeit gehabt im Museumsdorf. Aber Tom hat von meinem missglückten Versuch erfahren, den Orchideengarten in Kuching zu besuchen. Also hat er das kurzerhand noch mit auf den Tagesplan gesetzt. Und anschließend wollte er uns allen zeigen wo es eine gute Sarawak Laksha gibt, die traditionelle Nudelsuppe. Wir sind alle einverstanden, denn eigentlich müssten wir uns heute Mittag und am Abend selbst versorgen. Da ist es ja nett, wenn uns von einem Einheimischen gezeigt wird, wo man traditionelle Kost bekommt.
Also verlassen wir gegen 13 Uhr das Cultural Village und fahren zurück nach Kuching. Im Orchideengarten gibt Tom uns 40 Minuten Zeit. Mit der Kamera im Anschlag mache ich mich auf den Weg durch den Garten. Das Areal ist größer als ich dachte. Ich bin total aufgeregt, denn ich habe keine Chance mir alles anzusehen. Aber ich mache so viele Fotos von den verschiedenen Orchideen wie möglich. Ich möchte sie gern meiner Mama zeigen, die ebenso begeistert von Blumen ist wie ich.
Orchideen fernab der bekannten Phalaenopsis
In Ampeln hängen hier hunderte Orchideen von Metallgestängen über die teilweise noch Netze gespannt sind. Sie säumen die Wege wie eine Allee. Allein das zu sehen ist toll. Denn es blühen bei weitem nicht alle Pflanzen hier. Aber ich entdecke so viele verschiedene Arten, Formen und Farben. Da kommt einem die in Deutschland handelsübliche Phalaenopsis richtig langweilig vor.
Es gibt auch stehende Orchideenarten, die teilweise größer sind als ich. Man kann zwischen ihnen hindurch gehen. Ich komme mir vor wie in einem kleinen Paradies. Außerdem fällt mir auf, dass die Mülleimer die Form von den hier heimischen Kannenpflanzen haben. Eine hübsche Idee. Einmal mehr ärgere ich mich darüber, dass ich den Garten nicht von selbst gefunden habe. Hier hätte ich mehrere Stunden zubringen können. Zumal auch hier – wie bei vielen öffentlichen Einrichtungen in Kuching – der Eintritt kostenlos ist. Es wird lediglich erwartet, dass man den Garten nach dem Besuch bewertet.
Gudrun beschwert sich – echt jetzt???
Viel zu schnell sind die 40 Minuten um. Wir müssen zum Sarawak laufen, um mit einem der kleinen Boote zur anderen Seite überzusetzen. Dort führt Tom uns zur Indischen Einkaufsstraße, wo es mehrere Imbissstände mit Sitzplätzen gibt. Wir alle wollen die Laksha probieren. Diese ist deutlich schärfer als jene, die ich bei meinem ersten Aufenthalt in Kuching aß. Besser schmeckt mir hingegen der „Tea C Special“: kalter schwarzer Tee mit Milch und Palmsirup. (Wird nicht aus der Ölpalme gewonnen.) Das ist kalt und süss und genau mein Geschmack.
Anschließend laufen wir zum Hotel. Gudrun beschwert sich später bei mir über die Tagesplanung. Weil wir so spät gegessen haben. Und die Lauferei in der Hitze. Und überhaupt so anstrengend. Darüber kann ich nur den Kopf schütteln. Schließlich ist Gudrun nicht zum ersten Mal in Asien unterwegs und sie kannte auch den vollgepackten Reiseplan vorher. Zumal sich herausstellt, dass Gudrun jährlich 3-4 Fernreisen macht. Gerne in die Südsee, wo es nicht wesentlich kälter ist als hier.
Abendessen-Experiment: Seegurke
Im Hotel angekommen gönne ich mir eine Pause am Pool und einen ordentlichen Kaffee. Den Abend beschließe ich wieder im TopSpot-Seafood-Center nebenan. Ich probiere heute unter anderem Seegurke. Entgegen dem Namen ist es kein Gemüse und dummerweise habe ich dabei immer ein äußerst ekliges Bild im Kopf: von einem Abenteurer, der gerade eine Seegurke aus dem Wasser hebt und die dabei irgendwelchen Schleim (tatsächlich sind das ihre Eingeweide!) absondert. Wähhh. Das beeinflusst mein Geschmackserlebnis sicherlich auch. Andererseits ist die Seegurke verhältnismäßig geschmacklos. Die Konsistenz rangiert irgendwo zwischen Tintenfisch und Plastik. Wie ich inzwischen weiß, gilt die Seegurke durchaus als Delikatesse – aber ich war noch nie ein Gourmet. Es ist ganz sicher nichts, wonach ich mich in Deutschland sehnen werde. Dafür schmecken die anderen Meeresfrüchte umso besser.
Wieder ein echter Genuss, hier mitzulesen 🙂 Und der Orchideengarten war bestimmt in Natura noch viel viel zauberhafter!
LikeGefällt 1 Person
Hach, der Orchideengarten. Ein einziger Traum. Sobald ich meinen Speicherplatz bei WordPress aufgestockt habe, widme ich einen Post nur der wunderbaren Blütenpracht Borneos. 🙂
LikeGefällt 1 Person