Einen äußerst kniffligen Fall hat Detective Inspector Richard Poole da zu lösen. Mit Feuereifer macht er sich an die Arbeit, um mit der Aufklärung des Mordes wieder das Gleichgewicht und die Ordnung der Welt herzustellen. Aber alles wäre viel einfacher, wenn es nicht so schrecklich heiß wäre auf Sainte-Marie, wenn seine Mitarbeiter nicht diese karibische Lässigkeit an den Tag legten und wenn er nicht sein aktuelles Heim mit einem Gecko teilen müsste.
Der zutiefst britische Detective Inspector Richard Poole lebt bereits seit einigen Monaten auf der Karibikinsel Sainte-Marie. Das heißt aber nicht, dass er sich inzwischen an das tropische Klima gewöhnt hätte. Es bedeutet auch nicht, dass die örtliche Lässigkeit auf ihn abgefärbt hätte. Und es bedeutet schon gar nicht, dass er sich den karibischen Kleidungsgewohnheiten angepasst hätte und auf seinen Schurwollanzug verzichten würde.
Seine Ernsthaftigkeit und seine Akribie sorgen dafür, dass er belächelt wird. Seine hervorragenden Ergebnisse aber und auch seine Schrulligkeit machen ihn bei der Inselbevölkerung durchaus beliebt. Wovon Richard mit seiner britischen Steifheit aber nichts mitbekommt. Beharrlich weicht er allen Angeboten seiner Mitarbeiter für Freizeitaktivitäten aus.
Obwohl er einen Mord als persönlichen Affront sieht, ist er genau dann in seinem Element. So macht er sich mit Feuereifer daran, den Mord an dem Guru Aslan aus dem örtlichen Wellness-Hotel aufzuklären. Wobei … vielleicht muss er gar nicht viel aufklären. Denn die Täterin wurde von gleich vier Zeugen mit der Mordwaffe in der Hand und blutbeschmiert erwischt. Zudem ist sie auch sofort geständig.
Dumm aber, dass sie Linkshänderin ist und die tödlichen Stiche von einem Rechtshänder vollführt wurden. Wer also, so fragt sich Richard Poole, wer hat Aslan getötet? In diesem freistehenden Teehaus aus Papier, welches von außen nicht zugänglich war, in dem sich niemand verstecken konnte und das gleich mit vier Zeugen. Und was hat diese Reiszwecke auf dem Boden im Papierhaus zu suchen?
Das Buch lebt von der TV-Serie
Ich war ziemlich skeptisch als ich das Buch zur Hand nahm. Denn „Mord im Paradies“ ist mir bereits als britische-französische Fernsehserie „Death in Paradise“ ein Begriff. Eine Krimiserie die ich ob ihrer eigenwilligen Charaktere und raffinierten Mordfälle sehr mag. Lässt sich dieses Karibikflair mit den teils schrulligen Protagonisten so einfach in ein Buch übertragen? Auch wenn der Autor für die Drehbücher verantwortlich zeichnet?
Für mich, das muss ich ganz klar sagen, lebt das Buch von meiner Kenntnis der TV-Serie. Ich hatte immer Richard, Camille, Dwayne und Fidel vor Augen, wie sie im Fernsehen agieren. Dadurch habe ich mich köstlich amüsiert und hatte Spaß. Würde ich die Serie nicht kennen, hätte ich vermutlich weniger gelacht beim Lesen.
Der Mordfall an sich ist überaus knifflig. Was habe ich gerätselt mit Richard und seiner Polizeitruppe! Wunderbar. Aber, die Wendungen und falschen Fährten und dass im Grunde jeder Dreck am Stecken hat, war mir zum Ende hin doch etwas viel. Ich fand es mitunter auch sehr viel Rekapitulation, wenn Richard alles noch einmal in Gedanken durchgeht.
Da hätte Thorogood sich etwas kürzer fassen können. 20-40 Seiten weniger hätten der Geschichte nicht geschadet.
Alles in allem ist es ein unterhaltsames Buch. Besonders Richard mit seinen Eigenheiten und seiner Steifheit ist immer wieder unfreiwillig komisch, wenn er es mit der karibischen Mentalität zu tun bekommt. Dazu kommt die Spannung was denn nun tatsächlich im Teehaus geschah.
Bevor Ihr Euch das Buch zulegt, lest vielleicht noch eine Rezension von einem Leser, der die Serie nicht kennt.
Zusatz-Geblubber
Die Serie „Death in Paradise“ kommt immer mal wieder auf ZDFneo. Leider ist sie in der dortigen Mediathek momentag nicht abrufbar. In den ersten Staffeln ist Richard Poole der britisch-steife Ermittler, der unfreiwillig in der Karibik landet. Zunächst soll er den Mord an seinem Vorgänger aufklären – dass er auch dessen Posten übernehmen soll, ist eher eine Überraschung für ihn.
Nach Richards Tod wird der Posten besetzt durch den jüngeren Humphrey Goodman. Dieser ist nicht so steif im Wesen und seinen Ansichten und fühlt sich auf der Karibikinsel durchaus wohl. Dafür ist er ziemlich schusselig, braucht immer jemanden der ihm Stift und Zettel leiht. Nichtsdestotrotz steht er in Genialität seinem Vorgänger in nichts nach.
Wie ich gelesen habe, wird auch Goodman ab der 6. Staffel nicht mehr dabei sein und durch einen weiteren Ermittler ersetzt.
Dreh- und Angelpunkt ist die Insel Sainte-Marie, die es in Wirklichkeit nicht gibt. Der tatsächliche Drehort befindet sich auf der Insel Guadeloupe. Die Serie ist eine britisch-französische Produktion. Und der Drehbuchautor Thorogood wurde bei einem Drehbuch-Wettbewerb entdeckt.
Mehr Spannendes und/oder Witziges von der Insel:
Val McDermid: Der lange Atem der Vergangenheit
Ben Aaronovitch: Fingerhut-Sommer
Die DI-Helen-Grace-Reihe von Matthew J. Arlidge
Stuart MacBride: Die Stimmen der Toten
Autorenporträt
Robert Thorogood, geboren in Colchester, hat Geschichte in Cambridge studiert und war Präsident des Cambridge Theaterclubs Footlight. Um sich seinen Traum des Drehbuchschreibens verwirklichen zu können, schlug er sich lange Zeit mit Gelegenheitsjobs durch. 2011 gelang ihm mit der erfolgreichen BBC-Serie «Death in Paradise» um Inspektor Poole der Durchbruch. Der Autor lebt mit seiner Frau und seinen Kindern in Marlow in Buckinghamshire.
Buchinfo
„Mord im Paradies“ von Robert Thorogood, erschienen bei rororo
Taschenbuch: 384 Seiten, € 9,99, ISBN: 978-3-499-27275-2
eBook: 384 Seiten, € 9,99, ISBN: 978-3-644-57401-4
Quellen
Bild/Autorenporträt: www.rowohlt.de / Text (außer Autorenporträt): Susanne