Maaike Sips: Papa Monica

Wie reagiert man, wenn einem der Vater plötzlich mit Mitte 60 sagt, er lebe ab sofort als Frau? Maaike Sips fand sich in dieser Situation wieder. Bzw. sie ist es noch, denn diese Entscheidung ihres Vaters ist endgültig. Aus Cees wurde Monika. Wie Maaike damit umging und umgeht, wie sie Papa Monica auf deren Weg begleitet, darüber hat sie ein Buch geschrieben.

_papa-monicaAls Cees in Rente geht, verkündet er seiner Tochter Maaike, dass er fortan als Frau namens Monica leben wird. Dass er sogar sein Geschlecht per Operation angleichen lassen wird. Für Maaike, die ihren Vater als Macho kennt, ist diese Offenbarung eine Überraschung. Gelinde gesagt.
Intensiv setzt die Autorin sich mit dem Thema Gender-Disphorie auseinander: dem Phänomen, dass Menschen sich in und mit ihrem körperlichen Geschlecht nicht wohl fühlen. Sie begleitet Papa Monica – und ihre Ehefrau – auf dem langen Weg zur Geschlechtsangleichung.
Maaike Sips berichtet nicht nur über die aktuellen Geschehnisse. Sie blickt auch in die Vergangenheit ihres Vaters. Zeigte sich in dem Macho, der Cees war, seine Zerrissenheit? War früher schon zu erkennen, dass ihr Vater sich in Frauenkleidung wohler fühlte? Wusste er eigentlich selbst was ihm fehlte bzw. warum er sich nicht „richtig“ fühlte?
Neben der privaten Geschichte schreibt die Autorin auch über das Phänomen selbst. Wann und wie man es zuerst benannte. Welche Möglichkeiten es für Betroffene gab über ihr Empfinden zu sprechen. Wie schließlich die ersten Geschlechtsumwandlungen stattfanden.

Mutiges Buch über einen schwierigen Prozess

Ich finde das ein echt mutiges Buch. Maaike Sips setzt sich mit ihrer Familiengeschichte auseinander, hinterfragt Erlebtes und Erinnerungen. Dass allein ist ein unheimlich schwieriger Prozess, wenn plötzlich nichts mehr ist wie es schien. Und auch Monica bewundere ich. Natürlich für ihren Schritt ihrem Gefühl doch noch zu folgen und ein Leben als Frau zu führen. Aber auch dafür, dass sie mit diesem Buch noch mehr an die Öffentlichkeit geht damit. Dass ihre Geschichte über die Maßen verbreitet wird und sie sich den Fragen ihrer Tochter stellt.
Mir gefällt, dass es nicht nur um die private Geschichte geht, sondern man generell auch mehr über das Phänomen der Gender-Disphorie und diverse anverwandte Phänomene erfährt. Wie ich so gern sage, ist es ein äußerst interessantes Buch.
Maaike Sips schreibt verständlich und leicht. Ohne seicht zu sein. Sie nähert sich dem Thema mit dem nötigen Ernst und Feingefühl, aber ohne langweilig oder humorlos zu sein. Eine sehr schöne Art zu schreiben, die sehr angenehm zu lesen ist. Ich empfehle das Buch gern weiter.

 

Autorenporträt
Maaike Sips (*1971) ist Journalistin mit Vorliebe für das Erzählen persönlicher Geschichten. „Papa Monica“ ist ihr Debüt als Autorin. Sie lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Amsterdam.

Buchinfo
„Papa Monica – Als mein Vater plötzlich kein Mann mehr sein wollte und ich versuchte, cool zu bleiben“ von Maaike Sips, erschienen bei Knaur HC
Hardcover: 336 Seiten, € 19,99, ISBN: 978-3-426-21402-2
eBook: 336 Seiten, € 17,99, ISBN: 978-3-426-44077-3

Quellen
Bild+Autorenporträt: www.droemer-knaur.de / Text (außer Autorenporträt): Susanne

 

2 Gedanken zu “Maaike Sips: Papa Monica

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