Geschwisterrivalität vor der Kulisse Islands. Jahrelang haben sich die Schwestern Salbjörg und Jorun nicht gesehen. Doch sogleich flammt die alte Abneigung wieder auf. Erst recht, als sich beide Frauen für den gleichen Mann interessieren: den gesuchten Mörder Erlendur. Wird dieser Unfrieden dem Geliebten schaden und ihn dem Sysselmann ausliefern?
Erlendur erwacht schwer verletzt und findet sich neben drei Toten wieder: Zwei Nachbarssöhne und sein geliebtes Pferd. Was ist passiert? Der geschwächte junge Mann kann sich an nichts erinnern. So gut er es vermag verwischt er die Spuren und sucht ein sicheres Versteck.
Als Salbjörg wenig später den verletzten Mann findet, hilft sie ihm. In einer abgelegenen Hütte bringt sie ihn unter und versorgt ihn immer wieder mit Arznei und Nahrung. Dabei muss sie achtgeben, dass sie sich nicht bei ihrem gewalttätigen Mann verrät. Dieser lässt sie nur ungern aus den Augen und lässt Frust und Ärger ungehemmt an ihr aus. Ganz anders als der sanfte Erlendur. Mit jedem Besuch wächst Salbjörgs Zuneigung zu dem Fremden. Obwohl sie weiß, dass er wegen Mordes an zwei Brüdern gesucht wird.
Zu genau dieser Zeit trifft Salbjörgs jüngere Schwester Jorun auf dem heimatlichen Steinurshof ein. Sie wurde im schlimmsten Monat des Jahres entlassen und muss um Obdach ersuchen, obwohl sie weiß, dass sie nicht gern gesehen ist. Das Willkommen ist denn alles andere als freundlich.
Schnell, wenn auch durch Zufall, kommt Jorun hinter das Geheimnis ihrer Schwester. Bald verliebt auch sie sich in den jungen Mann, der erst mit seinen Erinnerungen und dann mit seinem Gewissen kämpft.
Salbjörg entgeht nicht, was zwischen Erlendur und Jorun vorgeht. Die Eifersucht nagt an ihr und sie ist unschlüssig, wie sie mit Erlendurs Zurückweisung umgehen soll.
Seicht, aber unterhaltsam
Von Rebecca Maly habe ich schon „Tausend Wellen fern“ gelesen. Obwohl das in Neuseeland spielt und dieses Buch in Island, gibt es durchaus Parallelen.
Auch diese Geschichte ist irgendwie seicht und ohne größere Höhen und Tiefen. Müsste ich den Verlauf des Buches in einer Linie darstellen, wäre es eine sanfte Wellenlinie. Nicht zu vergleichen mit einer zackigen Linie ähnlich einem schwankenden Börsenkursverlauf.
Alle Schwierigkeiten die auftreten, lösen sich relativ rasch wieder auf. Es gibt keine größeren Verwicklungen, die einen längeren Spannungsbogen halten. Am ehesten steht hier am Anfang noch die Frage, ob Erlendur wirklich der Mörder ist und im zweiten Teil des Buches, ob/wie er der Gerechtigkeit entgehen kann.
Einerseits ist es schön, mal ein Buch zu lesen, in dem nicht ständig neue Verwicklungen und Intrigen und Probleme aufkommen, die sich ewig hinziehen und Verwirrung stiften. Andererseits denke ich, man hätte das Buch dennoch spannender gestalten können. Es plätschert halt irgendwie so vor sich hin. Ich habe mich dennoch nicht gelangweilt und fühlte mich auch durchaus unterhalten.
Was mir aber sehr gut gefallen hat, ist die Schilderung von Island. Von der Natur, den alten Sagen und den Bräuchen, dem Leben der Menschen. Ich weiß natürlich nicht wie wahr dies alles ist, aber es wirkt sehr gut recherchiert und authentisch.
Alles in allem ist es ein gutes Buch mit Drama, Tragik und Romantik. Wer aber viel Spannung braucht, der sollte die Finger davon lassen.
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Autorenporträt
Rebecca Maly, geboren 1978, studierte Skandinavistik und Archäologie und arbeitete zunächst als Lektorin, bevor sie selbst zu schreiben begann. Sie liebt Reisen und ist fasziniert von der Kultur nordischer Völker, von ihrer Geschichte, ihren Lebensweisen und Landschaften. Dieser Leidenschaft geht sie im Sommer bei verschiedensten archäologischen Ausgrabungen nach – und im Winter beim Schreiben ihrer atmosphärischen Romane. In ihrer Freizeit genießt sie es, lange Ausritte in die Natur zu unternehmen, zu klettern oder gemütlich mit ihren Katzen zu Hause zu lesen.
Buchinfo
„Die Schwestern vom Eisfluss“ von Rebecca Maly, erschienen bei rororo
Taschebuch: 416 Seiten, € 9,99, ISBN: 978-3-499-27254-7
eBook: 416 Seiten, € 9,99, ISBN: 978-3-644-57211-9
Quellen
Bild+Autorenporträt: www.rowohlt.de / Text (außer Autorenporträt): Susanne