Nun bin ich endlich dazu gekommen das Buch von Val McDermid zu lesen, das bei der Lesung am 09.11.2015 schon so interessant klang. Ein Skelett auf einem alten Dach, ganz offensichtlich ermordet. DCI Karen Pieri vom Dezernat für Altfälle muss sich mit ihrem Kollegen DC Jason Murray um den Fall kümmern. Die Identität des Toten können sie rasch klären, doch den Mörder zu finden, bedarf größerer Anstrengungen.
Auf dem Dach der baufälligen John Drummond School in Edinburgh wird ein Skelett gefunden. Der Schädel weist ein Einschussloch auf, was auf Mord hindeutet und DCI Karen Pieri vom Dezernat für Altfälle auf den Plan ruft. Ihr zur Seite steht ihr DC Jason Murray, den sie immer nur den „Minzdrops“ nennt.
Die Identität des Toten ist verhältnismäßig rasch geklärt. Es handelt sich um Dimitar Petrovic. Ein kroatischer General der in den 90ern aktiv war im Krieg der Serben gegen die Kroaten. Und der anschließend nach Oxford umsiedelte, um dort mit seiner Freundin Professor Maggie Blake zu leben. Bis zu seinem Verschwinden vor acht Jahren war er hin und wieder für die NATO und die UN tätig und hielt auch Vorträge.
Für Maggie ist es ein Schock, als sie erfährt, dass ihr Geliebter sie nicht freiwillig verließ um zurück nach Kroatien zu gehen, sondern dass er getötet wurde. Karen ist sie jedoch keine große Hilfe, wenn es darum geht, mehr über das Opfer zu erfahren. Denn Maggie weiß praktisch nichts über Dimitar bevor sie ihn kennenlernte.
Also muss die Ermittlerin andere Wege finden, um ihrem Opfer und damit hoffentlich auch dem Täter näher zu kommen. Dabei kreuzt sie auch den Weg von zwei Anwälten aus dem Kriegsverbrechertribunal. Die haben Dimitar Petrovic im Visier wegen einer ganzen Reihe von Morden an Kriegsverbrechern. Und sie müssen genau wie Karen ihrem Chef Ergebnisse vorweisen.
Spannender Krimi mit zeitgeschichtlicher Komponente
Mich haben an dem Buch drei Dinge neugierig gemacht. Zum Ersten natürlich der Schauplatz Schottland. Zum Zweiten die Aufklärung eines so alten Mordfalls. Und zum Dritten die Verbindung zum Kriegsgeschehen in den 90ern in Jugoslawien. Dass es sich dabei nicht um eine Ermittlerreihe sondern um ein allein-stehendes Buch handelt, war dann noch der Bonus.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Geschichte und Charaktere sind liebevoll gestaltet und verständlich beschrieben. Insbesondere die zeitgeschichtliche Komponente zum Krieg in Jugoslawien sowie die Beschreibung der Arbeit des Kriegsverbrechertribunals fand ich äußerst interessant. Normalerweise hab ich es ja nicht so mit internationalen Verwicklungen, aber hier nahm es gottseidank keine Überhand und hat meinen Lesefluss nicht gestört.
Die Story an sich ist spannend, dramatisch und tragisch. Genau das Richtige um gemütlich auf dem Sofa zu sitzen und sich Schauer über den Rücken jagen zu lassen. Wenn man auch den realen Hintergrund des Krieges nicht vergessen sollte.
McDermids Schreibstil empfand ich als sehr angenehm. Flüssig, leicht zu lesen, eingängig. Und die Überraschung am Ende tut ihr Übriges, um mich für sie einzunehmen.
Ich empfehle also das Buch sehr gern weiter.
Mehr Lesestoff rund um Schottland:
Stuart MacBride: Das 13. Opfer
Stuart MacBride: Die Stimmen der Toten
Reiner Luyken: Schotten dicht. Nachrichten aus Schottland und Achiltibuie
Roger Hutchison: Eine Straße in Schottland
Autorenporträt
Val McDermid, geboren 1955, arbeitete lange als Dozentin für Englische Literatur und als Journalistin bei namhaften britischen Tageszeitungen. Heute ist sie eine der erfolgreichsten britischen Autorinnen von Thrillern und Kriminalromanen. Ihre Bücher erscheinen weltweit in mehr als vierzig Sprachen. 2010 erhielt sie für ihr Lebenswerk den Diamond Dagger der britischen Crime Writers’ Association, die höchste Auszeichnung für britische Kriminalliteratur.
Mehr über die Autorin unter www.val-mcdermid.de
Buchinfo
„Der lange Atem der Vergangenheit“ von Val McDermid, erschienen Oktober 2015 bei Droemer HC
Hardcover: 448 Seiten, 19,99 Euro, ISBN 978-3-426-28134-5
eBook: 480 Seiten, 17,99 Euro, ISBN 978-3-426-43567-0
Quellen
Bild+Autorenporträt: www.droemer-knaur.de / Text (außer Autorenporträt): Susanne
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