21. Oktober 2015 (Vormittag)
Die „Schonzeit“ ist vorbei – heute habe ich wieder Programm. Am Vormittag holt Ricardo mich zum Kajak-fahren ab. Schon am Vorabend gibt Caroline mir den Tipp, ich solle mich für ein 2er-Kajak entscheiden und hinten sitzen – dann könne Ricardo nicht sehen, ob ich mitpaddle und müsste nicht viel machen. *g*
Tatsächlich habe ich aber keine Wahl. Wir fahren zum Pier mit dem kleinen Strand. Leguane und Seelöwen liegen friedlich neben ein paar frühen Sonnenanbetern. Es warten bereits zwei 2er-Kajaks auf uns, denn ein Paar aus Australien wird uns Gesellschaft leisten.
Ricardo hat einen wasserdichten Seesack dabei in den alle technischen Geräte und andere Dinge kommen, die nicht nass werden dürfen. Ich habe in weiser Voraussicht ohnehin nicht viel mitgenommen. Außer dem Badeanzug und den Klamotten die ich darüber trage, habe ich nur meine Wasserflasche und meine Digitalkamera dabei. Letztere schon vorsorglich in einem kleinen wasserdichten Zipp-Off-Beutel, der in die Brusttasche meines Hemdes passt. Perfekt. So muss ich Ricardo nicht ständig fragen, ob ich meine Kamera haben kann.
Die Einweisung ist kurz und einfach. Vorsichtig mit den Paddeln sein, nicht zu nahe an die Felsen und Inseln kommen und auch nicht mit den Kajaks zu dicht auffahren. Jeder kriegt eine Schwimmweste. Wir stechen in See. Ahoi. Ich sitze hinten. 🙂
Auf zum … Banküberfall???
Ricardo hat sich mit Sonnenbrille, Basecap und so einem dünnen Schlauchschalmützestrumpf (Wie auch immer man das Ding nennt) bis zur Unkenntlichkeit vermummt. Man könnte meinen wir überfallen die nächste Bank. Sandbank vielleicht. Haha. Was ein Wortwitz! *g*
Wir paddeln nach Las Tintoreras. Das ist eine kleine vorgelagerte Inselgruppe vor Isabela, die ihren Namen vom Weißspitzenriffhai = Tintorera hat. Die Inselgruppe heißt logischerweise so, weil dieser Hai dort lebt.
Mir macht das Paddeln unheimlich viel Spaß und es ist auch relativ einfach. Ruhig gleiten wir durchs Wasser. Vorbei an den schwarzen, scharf gezackten Formationen aus erkalteter Lava. Auf einer davon sehen wir eine große Meerechse von 1,50-2,00m – so hatte ich mir diese Tiere vorgestellt. Dagegen wirken die kleinen Echsen die sonst an jeder Ecker übereinander liegen echt popelig.
Auf einem der hier ankernden Fischerboote liegt ein junger Seelöwe. Man sieht eigentlich nur den Kopf. Die Tiere schlafen oft und gern auf den Booten. Viele Fischer haben daher ein Netz gespannt übers Deck und erst recht über/vor den Innenraum. Damit sie nicht erstmal eine Runde putzen müssen, bevor sie fischen fahren können.
Unglaubliche Farbkombinationen und beschissene Felsen
In Strandnähe wird das Schwarz immer wieder aufgelockert mit dem saftigen Grün der Mangroven. Darüber ein strahlend hellblauer Himmel und darunter das klare Grünblau des Meeres. Eine unglaubliche Farbkombination von beeindruckender Intensität.
Wir paddeln ohne Stress an vollgekackten Felsen vorbei, die von Pinguinen bewohnt werden. Um die Ecke wohnen die putzigen Blue-Footed-Boobies – die Blaufusstölpel. Ihre Füsse leuchten regelrecht in einem grellen Hellblau. Auch sie haben ein ziemlich beschissenes Heim. Aber durch diesen … ähm … natürlichen Fußbodenbelag heizen sich die Felsen nicht so auf und die empfindlichen blauen Füße der Vögel werden geschützt.
In den angrenzenden Mangroven sitzen Pelikane, die in den Bäumen auch ihre Nester bauen. Im Wasser vor uns spielen ein paar junge Seelöwen. Idylle pur. Ich sehe auch den Kopf einer Meeresschildkröte. Aber er verschwindet gleich wieder. Ich fürchte mein freudiger Ausruf hat sie verscheucht. 😦
Ich sehe was, was du nicht siehst …
Im klaren Wasser unter uns sehen wir einen Rochen. Es ist leider ein kurzes Vergnügen, er verschwindet gleich wieder. Die Haie die wir ebenso im Wasser sehen, sind nicht so agil. Sie liegen am Boden und schlafen wie es so schön heißt.
Ich bin bei solchen Unterwasser-Entdeckungen leider ganz schlecht. Entweder halte ich jeden Stein für eine Schildkröte oder ein anderes Tier oder ich erkenne es gar nicht bzw. nur, wenn man es mir zeigt.
Das ist aber nicht schlimm. Denn es ist schön so gemächlich übers Wasser zu paddeln und sich in Ruhe umsehen zu können. Nur wenig ist zu hören: Manchmal leises Plätschern, wenn die Paddel ins Wasser tauchen, in der Ferne das Rauschen der Wellen hinter Las Tintoreras, wo es ins offene Meer geht und über uns ein paar Fregattvögel, die hin und wieder rufen. Alles so friedlich, so peaceful, wie ich wieder bemerke.
Wir wagen uns ein wenig aus der sicheren Deckung der Inseln, um einen der kleinen Felsen zu umrunden und paddeln ein Stück aufs Meer. Der Pazifik meint es gut mit uns, denn die Wellen sind nicht sonderlich hoch. Es wackelt ein wenig und schaukelt – genau was ich mag. Aber nicht lange und wir gleiten wieder in den Windschatten der Inseln.
Viel zu schnell geht es wieder zurück zum Strand.
Am nächsten Tag werde ich Las Tintoreras erneut besuchen. Zu Fuß und per Schnorchel.
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