Seine Hochzeit steht kurz bevor. Nun muss er seine Geliebte loswerden. Die ist nicht irgendwer, sondern eine Hure und könnte sowohl seiner familiären als auch beruflichen Zukunft im Wege stehen. Kurzerhand tötet er die Frau. Er wird nie gefasst, der Mord nicht aufgeklärt. 26 Jahre vergehen. Eine Hure wird auf die gleiche Weise getötet, die er damals anwandte. Er und seine Familie werden zum Spielball eines Erpressers.
Es ist Lenas Larcher erster Arbeitstag nach einer mehrmonatigen Auszeit. Bei einem Unfall, den sie verschuldete, starben ihr Mann und ihr Sohn. Nun ist sie wieder im Polizeidienst. Und sofort wird sie mit ihrem Kollegen Henning Mahn zu einem Todesfall gerufen: Eine Prostituierte wurde in ihrer Wohnung getötet und angezündet.
Kaum am Tatort stellt Lena einen Bezug zu einem 26Jahre alten Fall her. Der ist bisher ungeklärt und wurde seinerzeit von ihrem Vater bearbeitet. Auch damals eine tote Hure, im Bett erdrosselt und anschließend die Wohnung in Brand gesteckt.
Tagelang können Lena und Henning dennoch keine Ermittlungsergebnisse vorweisen. Vielmehr kommt beiden ihr Privatleben in die Quere. Nach etwa einer Woche werden die beiden vom Fall abgezogen. Lena ermittelt trotzdem weiter. Mit etwas Drängen von Seiten ihres Vaters recherchiert sie allerdings eher die Spuren des alten Mordes.
Dazwischen immer wieder der Mörder, der seine Geschichte erzählt. Der sich nun nach einem Viertel-Jahrhundert mit einer Erpressung auseinander setzen muss. Mit einem Gegner der nichts weniger will als ihn und seine Familie zu vernichten.
Dilettantisch und Nerv tötend
Das ist ein Krimi von dem ich lieber die Finger gelassen hätte. Sowohl Ermittlerin Lena Larcher als auch ihr Kollege Henning Mahn fand ich ziemlich nervtötend und unqualifiziert.
- Keine Ahnung, ob die Polizei eine Kommissarin nach 9 Monaten Pause und einer persönlichen Tragödie tatsächlich gleich wieder an einen Mordfall schickt, sobald sie das Gebäude betritt. Ich persönlich halte das nicht für glaubwürdig. (Vielleicht gibt es ja einen Kommissar unter den Followern hier, der mich hier eines besseren belehrt.)
- Es ist nicht erkennbar, wie gut Lena und ihr Kollege Henning sich bereits kennen. Dennoch platzt der Kollege bei der erstbesten Gelegenheit mit seinen privaten Problemen heraus und steht schon nach 2 Tagen gemeinsamer Arbeit abends mit Wein vor ihrer Wohnungstür.
- Die Kommissarin kann/will nicht selbst Auto fahren. Daher lässt sie sich ständig chauffieren – entweder von Kollegen oder vom Taxi. Gibt es in Köln keine öffentlichen Verkehrsmittel? Ist sie finanziell so gut gestellt? Sind die Taxis so billig?
- Ist von der Putzfrau die Rede, wird in der Regel auch erwähnt, dass es sich um eine „polnische Putzfrau“ handelt. Was soll das? Welche Rolle spielt das? Für die Geschichte hat das überhaupt keine Relevanz!
- Ob am Telefon, persönlich oder per SMS: In 90% der Fälle gibt es keine Begrüßung oder einen Abschied. Das macht das Buch und seine Protagonisten äußerst unhöflich. Klar, Dialoge sollen kurz gehalten werden, aber dass man sich begrüßt oder verabschiedet, kann im Nebensatz erwähnt werden. Und wenn jemand von einem Krankenhaus anruft, wird der sich in der Regel ja wohl auch erstmal vorstellen und nicht einfach mit der Frage nach dem Verwandtschaftsgrad rausplatzen.
- Welche Beweise gibt es dafür, dass Helga Doras Mutter ist? Bis kurz vor Ende KEINE! Die setzen das tagelang (seitenlang) einfach voraus. Andere Möglichkeiten werden gar nicht ernsthaft in Erwägung gezogen, sondern nur halbherzig überprüft.
Hach … ich hätte noch ein paar Kleinigkeiten, die mich ziemlich aufgeregt haben. Es fehlen immer wieder so kleine erklärende Sätze. Hat er jetzt die Hose noch zugemacht oder liegt er entblößt rum? Hält man es wirklich 24h aus ohne zu pinkeln? Was veranlasst Lena, ihrem Kollegen so viel Geld zu leihen? Warum ist der offenbar unzuverlässige Kollege sowieso nicht schon längst gefeuert worden?!
Alles was mir einfällt dazu ist: dilettantisch. Dass am Ende der Fall gelöst wird und die Mörder gefunden werden, hat mehr mit künstlerischer Freiheit und zusammen-reimen zu tun als mit ernsthafter Ermittlungsarbeit der Protagonisten.
Ich bedaure diese harsche Kritik, denn der Autor hat sich ja Mühe gemacht und viel Zeit investiert (vermute ich mal). Die Story an sich hat auch Potential und der Schreibstil ist im Großen und Ganzen gut. Aber diese Ermittler?! Die gehen gar nicht. Bleibt zu hoffen, dass er daraus keine Reihe machen will.
Autorenporträt
Reinhard Rohn, 1959 in Osnabrück geboren, lebt in Köln und Berlin und arbeitet als Verlagsleiter. Er hat zahlreiche Kriminalromane ins Deutsche übersetzt, bevor er selber mit dem Schreiben von Spannungsromanen begann. Unter dem Pseudonym Arne Blum hat er außerdem drei Romane mit Kim, dem Detektivschwein, veröffentlicht.
Buchinfo
„Leise, stirb leise“ von Reinhard Rohn, erschienen im Juli 2015 bei dtv
Taschenbuch: 320 Seiten, € 9,95, ISBN 978-3-423-21600-5
eBook: 304 Seiten, € 7,99, ISBN 978-3-423-42647-3
Quellen
Bild: www.dtv.de / Text (außer Autorenporträt): Susanne