Ecu/Gal: Schwänzen im Urlaub

20. Oktober 2015

Heute nehme ich mir frei. Das klingt für einen Urlaubstag natürlich etwas komisch. Aber da jeden Tag Ausflüge und Unternehmungen geplant sind, muss man auch mal „schwänzen“. Heute ist nämlich der Tag der gefürchteten 21km-Wanderung. Ricardo wollte mich mit der Aussage beruhigen es seien nur 17km. Aber mal ehrlich: die 4km weniger reißen es nicht raus. Nicht bei den zu erwartenden Temperaturen und der zu erwartenden Sonneneinstrahlung. Außerdem wäre ich dieses Mal nicht alleine, sondern in einer größeren Gruppe. Und die könnten nicht ständig wegen mir pausieren. Also verkaufe ich es auch als Fairness gegenüber den anderen Wanderern.

Ich sitze am Vormittag also tatsächlich einfach nur rum. Mit meinem e-Reader mache ich es mir in einem der schicken Holzstühle auf der Hotelterrasse bequem. Agatha Christie unterhält mich gelänzend mit einem Krimi. Zwischendurch blicke ich auf den 5m hohen Ficus oder den ebenso hohen Kaktusbaum – keine Ahnung wie der wirklich heißt. Oder irgendwie in die Runde, denn überall sind grüne und rote und gelbe Blätter. Nicht etwa weil Herbst wäre, sondern weil die Pflanzen hier nun einmal immer bunt sind. Am liebsten würde ich sie alle mitnehmen und daheim stehen haben.

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Carolina, die Hotelkatze

Carolina will mein Essen

Meinen Lunch bekomme ich auf der Terrasse serviert. Das ist nett. Diesmal habe ich auch Gesellschaft. Aber die ist nicht sehr gesprächig und meistens rede ich. Es ist auch eigentlich keine richtige Unterhaltung. Carolina, die Hotelkatze, versucht vielmehr mir mein Essen abzuluchsen und ich weise sie immer wieder ab. Sie ist ziemlich hartnäckig, weil andere Gäste sie wohl füttern.

Nicht dass ich hartherzig wäre und mir nicht auch ein wenig das Wohlwollen von Carolina sichern wollen würde. Aber ich füttere fremde Tiere grundsätzlich nicht. Man weiß immer nie was sie vertragen oder nicht. Nachher kriegt sie Durchfall oder kotzt irgendwohin und ich bin schuld. Außerdem hat Hotelleiterin Caroline mich schon gewarnt.

Ein Hotelmitarbeiter greift schließlich ein als die Katze auf den Tisch springt – wohl um sich ihren vermeintlichen Anteil zu holen. Ich bin amüsiert.

Nach einer weiteren Ruhepause begleitet Caroline (nicht zu verwechseln mit Carolina!) mich zum Schnorcheln. Ich habe ihr schon gestanden, dass meine erste Erfahrung nicht so der Renner war und ich etwas ängstlich bin, weil ich zu wenig Luft bekomme durch den Schnorchel. Im Hotel suchen wir erst einmal passende Schwimmflossen, eine Brille und einen guten Schnorchel. Dann geht es nach Concha Perla.

Schnorcheln im ruhigen Concha Perla

Das ist eine kleine Bucht mit ruhigem, klarem Wasser und nicht übermäßig tief, weil gerade Ebbe ist. Auf dem Steinweg dorthin liegen lauter grau-schwarze Leguane. Wir laufen durch Mangroven in denen sich Seelöwen verstecken und kommen auf einer kleinen Holzplattform an. Dort schmeiße ich mich in die Schnorchelmontur.

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Für mache Fotos bin ich mir ja nicht zu blöde 🙂

Caroline erklärt mir die Bucht, wo Strömungen stärker sind, wo welche Tiere sein könnten (Rochen oder Meeresschildkröten zum Beispiel) und wenn ein Hai auftaucht pfeift sie, damit ich schnell aus dem Wasser komme. Sie lacht. Haha. War ein Scherz. Ich muss das Wasser nicht verlassen, wenn ein Hai rumschwimmt. Ähm … ja, wir werden sehen.

Ich atme mehrmals probe durch den Schnorchel. Einige andere Schnorchler sind auch da. Mehr oder weniger elegant rutsche ich ins Wasser. Schon von oben kann man dicht unter der Wasseroberfläche Felsen erkennen und einige Fische.

Mich an der Leiter festhaltend tauche ich vorsichtig das Gesicht ins Wasser und atme testend. Ich kriege Sauerstoff und vor mir öffnet sich eine neue Welt. Kleine und größere Fische umtanzen die Unterwasserfelsen. Sie fressen Algen von den Steinen und lassen sich in der leichten Strömung treiben. Ohne weiter nachzudenken lasse ich die Leiter los und schnorchle herum. Ein paar Züge schwimmen, um von den anderen Menschen wegzukommen und dann nur im Wasser liegen und gucken.

Wie ein alter Hase

Das Ganze ist so faszinierend, dass ich die Zeit vergesse. Ich hab keine Ahnung wie lange ich die Unterwasserwelt bestaune und beobachte. Ich weiß auch nicht wie die Fische alle heißen, die ich sehe, aber das ist völlig egal. Auch, dass ich weder eine Schildkröte noch einen Rochen oder einen Hai im Wasser sehe. Als hätte ich das schon dutzende Male gemacht, genieße ich, was sich mir an wunderschönen Anblicken bietet.

Nachdem ich wieder festen Boden unter den Füssen habe, bin ich total begeistert. Und platt, weil es so einfach ist. Caroline ist auch überrascht. Hatte ich doch anfangs Ängste geäußert und schwimme dann einfach drauf los.

Den frühen Abend bis zum Dinner verbringe ich wieder bei einem Strandspaziergang. Das ist mein abendliches Ritual solange ich auf Isabela bin. Ich werde Unmengen von den fein gemahlenen Muscheln und Korallen an meinen Füssen und Sandalen in mein Hotelzimmer schleppen, weil das Zeug so anhänglich ist. Das tut mir für die Putzfrau leid. Aber zurück in Deutschland werde ich entdecken, dass sich noch immer hartnäckig Sand in den Schuhen hält. Ordentlich ausgebürstet und von den Sandalen getrennt, füllt er nun ein winziges Gläschen und reiht sich somit in die kleine Sammlung von körnigen Urlaubserinnerungen ein.

Btw. mal noch eine Erklärung zu meinen Klamotten: Wer denkt „Die trägt ja ständig das Gleiche.“ der hat durchaus Recht. Ich habe der Einfachheit halber dreimal die gleiche bequeme Hose eingepackt und auch sehr ähnliche Oberteile. Naja, und den Hut habe ich ja sowieso immer auf dem Kopf. Spart schon mal das tägliche frisieren – zumal ohnehin in den Hotelzimmern kein Fön vorhanden ist.

Ich gebe zu, ich habe nicht sonderlich darauf geachtet mich modisch zu kleiden, stylish und/oder gut frisiert zu sein. Das ist ohnehin nicht mein Ding. Im Regenwald war es sowieso schnuppe, weil man entweder dreckig oder nass oder beides wurde. Und auf den Inseln ging es mir auch eher um praktische Belange – und den Tieren war sowieso schnuppe ob Hose oder Bluse zu meinem Teint oder meiner Augenfarbe passt.

Ein Gedanke zu “Ecu/Gal: Schwänzen im Urlaub

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