Familienfeiern sind nicht jedermanns Sache. Gerade wenn es um die runden Geburtstage im Rentenalter geht. In manchen Familien sind die Feiern langweilig. Man sitzt nur um den Tisch, schweigt sich an oder erzählt sich die ewig gleichen ollen Kamellen. Man hat mitunter Rede und Antwort zu stehen über die eigene Lebensweise (Warum bist du denn noch Single? Warum bist du denn mit dem zusammen, der passt doch gar nicht zu dir! Wollt ihr nicht endlich mal heiraten!? Du hast ganz schön zugelegt – bist du schwanger? Bist du endlich mit dem Studium fertig? Etc.pp.) Manchmal ist es peinlich, weil zuverlässig Onkel Heinz zu viel trinkt, dann geschmacklose Witze erzählt und jedem weiblichen Wesen an den Hintern greift. Oder man versteht sich einfach nicht mit den Eltern, dem Bruder, der Schwester, der Tante oder wer sonst noch so da ist. Vielleicht hat man auch einfach keinen Bock auf das ewig gleiche Essen, die Lobhudelei auf den Jubilar, der eigentlich engstirnig ist und einen ständig seine Verachtung spüren lässt. Familienfeiern nicht zu mögen, dafür gibt es viele Gründe.
Ich dagegen finde Familienfeiern toll. Schon immer und auch jetzt noch/wieder. Da ich weiter weg wohne von meiner Familie und Heimat, freue ich mich bei diesen Gelegenheiten all die Menschen zu sehen, die ich sonst eben nicht sehe und mich mit ihnen zu unterhalten. Langweilig ist es auch nie, weil – gerade bei runden Geburtstagen – immer irgendwer für den Jubliar etwas nettes vorbereitet hat. Und Rede und Antwort stehen muss ich dabei auch keinem. Familienfeiern bei uns sind eine erfreuliche und schöne Angelegenheit.
Aber selbst wenn meine Familie langweilig wäre, wir verstritten wären oder ich irgendwen davon nicht leiden könnte. Wenn das Essen mies wäre, ich nur in die Luft starren würde, weil niemand mit mir redet. Wenn das Lokal eine miese Kaschemme wäre, mein Geschenk nieder gemacht würde und ich hunderte Kilometerweit fahren müsste … ich würde einiges darum geben, heute an so einer Familienfeier teilnehmen zu dürfen.
Alles Gute zum 70., Vati.