Am Dienstag werde ich wie schon erwähnt gegen 5 Uhr vom Lärm der Müllautos geweckt. Also bemühe ich mich noch vor dem Frühstück um ein neues Zimmer. Das Personal ist freundlich und entgegenkommend und bittet mich nach dem Frühstück gegen 9.00 Uhr wieder zu kommen. Das ist etwa eine Stunde in der ich gemütlich essen und überlegen kann, was ich heute treibe. Mir wird schließlich für den nächsten Tag ein anderes Zimmer zum gleichen Preis im gleichen Gebäudeteil angeboten oder für einen Mehrpreis ein anderes Zimmer noch heute und in einem anderen Hotelteil. Ich entscheide mich wie bereits erwähnt für das teurere Zimmer – man hat ja nur einmal im Jahr Urlaub. Und ich glaube, das preisgleiche Zimmer wird nicht viel besser gelegen oder heimeliger sein. Für die Umsiedlung meiner Urlaubsgarderobe fühlt das Hotel sich zuständig. Ich bekomme lediglich die neue Schlüsselkarte.
Als das geregelt ist, mache ich einen Ausflug in die nächste größere Stadt, nach Los Christianos. Vom Hotel fährt ein Shuttle-Bus, weil es zu Fuß zu lange dauert. Da ich kein Shopping-Fan bin, gehe ich gleich zum Hafen. Eine Whale-Watching-Tour soll es sein. Die buche ich bei Jesus. Ich denke, das ist passend von wegen übers Wasser gehen und so… kann ich schon mal nicht absaufen.
Die Amis finden es zum Kotzen
Mein Schiff heißt „Peter Pan“ – auch das klingt irgendwie verheißungsvoll – und ich find es richtig schick. Keine Ahnung wie ich das beschreiben soll, aber es erinnert mich schon ein wenig an ein Piratenschiff. Ich suche mir gleich einen Platz am Ende des Schiffes, in der Nähe vom Kapitän. Das ist eine Frau, Isabell, und sehr sympathisch. Die Sonne knallt aufs Deck und ich bin froh, um meinen neuen rosa Strohhut. Den Rest meiner nackten Arme und Beine versuche ich notdürftig mit einem Tuch zu bedecken. Der Fahrtwind bringt dann zwar temperaturmäßig Linderung, aber ich habe nicht viel Hoffnung einen Sonnenbrand zu vermeiden. Trotz Sonnenschutzcreme. Die Sonne brennt einfach zu stark. Und überdacht, also schattig, ist nur Kapitän Isabells Platz.
Ich habe vorsorglich eine Pille gegen Seekrankheit und Reiseübelkeit eingeworfen. Ob sie tatsächlich notwendig war weiß ich nicht, jedenfalls wird mir nicht schlecht. Während drei Mitglieder der 5köpfigen Ami-Familie neben mir, sich den Magen aus dem Leib reihern, genieße ich das Schaukeln auf den Wellen und den Fahrtwind. Wir werden etwa vier Stunden unterwegs sein. Werden erst zu einer Stelle fahren, wo sich bekanntermaßen Wale aufhalten. Dann weiter fahren, in einer Bucht halten, um etwas zu essen und anschließend an anderer Stelle im Meer baden können. Danach ginge es wieder zurück.
Realität vs. überzogene Vorstellung
Natürlich halte ich die Augen offen nach Walen und Delphinen. Ständig in der Erwartung einer riesigen Schwanzflosse die sich aus dem Meer hebt oder einer Wasserfontäne. Was ich zu sehen bekomme, sind … nun ja… es sind schon Wale. Grindwale. Die sind nicht ganz so beeindruckend wie ein ausgewachsener Orca. Ich hätte sie vermutlich sogar eher mit Delphinen verwechselt.
Grindwale werden „nur“ etwa 3m lang. Fünf oder sechs sehen wir – wer kann das schon zählen in der Aufregung und wenn man eigentlich immer nur den Rücken sieht. Und man sieht ja auch nie alle auf einmal. Wir sind trotzdem aus dem Häuschen und drängen uns alle an … Backbord?…Steuerbord??? … halt in Fahrtrichtung links an der Reling. Wundert mich immer noch, dass wir nicht gekentert sind. Viele „Ohhh“s und viele „Ahhhh“s und noch mehr Fotos. Sogar die kotzenden Amerikaner. Dafür reichts noch.
Klar, war es was Besonderes. Ich fahre ja nicht jeden Tag aufs Meer raus und schaue mir große Fische an. Und dennoch kann ich eine gewisse Enttäuschung nicht verhehlen. Das ist, wie wenn man sich auf 1 Millionen Euro freut und dann kriegt man „nur“ 10.000 Öcken. Man ist trotzdem reicher und gleichzeitig enttäuscht. Irgendwie so. Eigentlich hätte ich es auch wissen können. Da kommt dann das, was ich bei anderen hin und wieder bemängele – zu wenig informiert vorher. Dann hätte ich gewusst, dass dort keine so Wale rumschwimmen, wie ich mir das vorstelle. So what.
Wir bleiben nicht lange bei den Walen. Es sind, glaube ich, nicht einmal 10 Minuten. Auch darüber bin ich nicht begeistert, habe ich doch eine 4stündige Whale-Watching-Tour gebucht. So richtig ätzend Touri-mäßig: „Ich hab dafür bezahlt, dann will ich das auch sehen!“ Abgesehen davon, dass an dieser Stelle ich der Eindringling bin, geht mir erst etwas später ein Licht auf. Zum einen macht „mein“ Schiff diese Tour 2 Mal am Tag. Zum anderen gibt es noch viele andere Anbieter und Schiffe, die Whale-Watching-Touren machen. Die Wale werden also quasi den ganzen Tag belagert und von Touris beobachtet. So gesehen eine ziemliche Tortur für die Tiere. Ich schäme mich ein wenig.
Bäume in Flammen
Ich genieße die nächsten Stunden dennoch die Meeresbrise, die mir um die Nase weht, betrachte die Küste, die an mir vorbei zieht. Das Mittagessen ist einfach aber gut: Hühnchen mit Reis, dazu ein Getränk. Anschließend heißt es ab ins Wasser. Ich bin ein Feigling und stürze mich nicht kopfüber von der Reling ins Meer. Ich nehme die Leiter und schwimme in Schiffnähe ein wenig hin und her. Obwohl das Wasser ruhig und das Schiff nicht weit weg ist, bleibt ein mulmiges Gefühl. Ich kann die Abkühlung nicht richtig genießen. Es geht mir besser, als ich wieder die Schiffsplanken unter den Füssen habe.
Wenig später und zurück an Land bummele ich noch ein wenig durch die Stadt. Vorbei an Geschäften, Lokalen und allerlei schönen Pflanzen. Besonders faszinieren mich die Flammenbäume. Die gelb-roten Blüten im Übermaß auf den Bäumen erwecken tatsächlich den Eindruck als würde es brennen. Auch die wunderschönen Hibiskusblüten überall ziehen mich und meine Kamera an. Dazwischen entdecke ich immer wieder kleine Eidechsen und Salamander. Die werden natürlich auch fotografiert.
Der Abend im Hotel ist ruhig. Es gibt ab 21 Uhr eine Erwachsenen-Animation, die täglich wechselt. Wirklich spannend finde ich das alles aber nicht.
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