Nicole Steyer: Das Pestkind

In Rosenheim ist die junge Marianne als Pestkind verschrien und geächtet. Nach dem Tod der Stiefmutter wird sie als Pfand den brutalen Schweden übergeben und muss mit ihnen durchs Land ziehen, damit Rosenheim vor der Verwüstung bewahrt wird. Damit muss sie auch ihren geliebten Stiefbruder Anderl verlassen, der unrechtmäßig für den Mord an seiner Mutter hinter Gittern sitzt. Trotz ihrer Entführung findet Marianne aber bald im Tross der Schweden auch ein wenig Glück.

_Das PestkindMitte des 17. Jahrhunderts lebt die junge Marianne in Rosenheim. Sie ist als Pestkind verschrien, da sie als kleines Mädchen allein die Pest in Kieling überlebte. Ihre Zuhause ist das Stockhammer Bräu, wo ihre lieblose Stiefmutter Hedwig sie als Magd missbraucht. Einzige Lichtblicke sind ihr etwas zurück gebliebener Stiefbruder Anderl, der sie abgöttisch liebt und Pater Franz, dessen Mündel Marianne ist.
Nach dem Tode Hedwigs, wird Anderl des Mordes bezichtigt. Marianne weiß, dass dies nicht stimmt und kennt sogar die wahren Täter. Doch sie wird zunächst aus ihrem Zuhause verjagt und schließlich wird sie als Pfand gegen den Frieden eingetauscht. Denn Rosenheim steht kurz vor der Belagerung und Vernichtung durch die Schweden. Diese ziehen raubend und mordend durch das bayerische Land. Leutnant Albert Wrangel allerdings findet an der hübschen Marianne gefallen. Sein Bruder General Wrangel fordert daher neben anderen Schätzen und Schmuckstücken das Mädchen als Pfand. Im Gegenzug bleibt Rosenheim verschont. Ausgerechnet Pater Franz muss dem Handel zustimmen.
Obwohl sie regelrecht entführt wird, findet Marianne im riesigen Tross der Schweden bald eine neue Heimat. Niemand sieht hier in ihr das Pestkind, sie kann einen Neuanfang wagen. Und auch an Albert findet sie mehr und mehr Gefallen. Immer wieder erfährt sie Freundschaft von unerwarteter Seite.
Doch die Sorge um Anderl lässt sie nicht los. Weiß sie doch, dass der Junge unschuldig ist. Sie hofft, dass Pater Franz sich um die Belange des Jungen kümmert. Was diesem reichlich schwer fällt angesichts der machtvollen Gegner.
Als Albert in einen Hinterhalt gerät und nicht mehr zum Tross zurück kehrt, sieht Marianne auch für sich keine Zukunft mehr bei ihren neuen Freunden. Es zieht sie zurück nach Rosenheim, zu Anderl und Pater Franz.

Leider etwas enttäuschend

Ich habe mich auf die Lektüre wegen der Hintergründe sehr gefreut. Denn der Ursprung für diesen Roman liegt in einer Gedenktafel nahe Kieling, die an die Pesttoten von 1632 erinnert und an das einzige, damals überlebende Mädchen.
Ich bedauere sehr zu sagen, dass ich vom Buch etwas enttäuscht bin. Grundsätzlich sind Idee, Plot und Schreibstil klasse. Die Figur der Marianne bleibt aber unerwartet blass und trotz des immer wieder betonten Kummers, halten sich die Schicksalsschläge in Grenzen. Ich will nicht zu viel verraten, aber die permanent glimpflich ausgehenden kritischen Situationen sind irgendwann öde. Das lässt das Buch in gewisser Hinsicht sehr naiv und auch bemüht wirken.
„Das Pestkind“ hat durchaus Unterhaltungswert, ist aber leider hinter meinen Erwartungen zurück geblieben.

Autorenporträt
Nicole Steyer wurde 1978 in Bad Aibling geboren und wuchs in Rosenheim auf. Doch dann ging sie der Liebe wegen nach Idstein im Taunus. Nach der Geburt ihrer beiden Kinder begann sie zu schreiben, beschäftigte sich mit der Idsteiner Stadtgeschichte und begann zu recherchieren. Das Ergebnis dieser Recherchen war ihr erster historischer Roman, DIE HEXE VON NASSAU, der sich mit den Hexenverfolgungen in Idstein und Umgebung befasst und ein großer Erfolg wurde. Für DAS PESTKIND hat sie umfangreiche Recherchen in Rosenheim und Umgebung unternommen.

Buchinfo
„Das Pestkind“ von Nicole Steyer, erschienen März 2014 bei Knaur TB, Taschenbuch, 592 Seiten, € 9,99, ISBN: 978-3-426-51439-9
eBook: € 9,99, ISBN: 978-3-426-42125-3

Quellen
Bild: www.droemer-knaur.de / Text: Susanne

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