Freitag, 28. April 2017
Die Kurzfassung:
Wir kriegen einen neuen Guide: Tom. Sehr nett und witziger als Marco. Bei schönstem Sonnenschein und heißen Temperaturen fahren wir mit dem Boot aufs Meer. Wir fahren im Kreis, um Irrawaddy-Delphine zu sehen. In einem Fluss-Seitenarm entdecken wir ein großes Krokodil. Auf der einsamen Insel Satang erfahren wir mehr über ein Schildkrötenrettungsprojekt hier. Ich bin versucht eine der kleinen Kokosnusspalmen mitzunehmen – weiß nur nicht wie ich das dem Zoll erklären soll. Wir baden im Südchinesischen Meer, was überhaupt nicht erfrischend ist.
In Permai geben meine FlipFlops den Geist auf und ich muss Ersatz besorgen. Bei der abendlichen Tiersuche auf eigene Faust entdecke ich immerhin eine kleine Agame, die ich Enrico taufe.
Und jetzt ausführlich:
Die Nacht im Baumhaus war unruhig. Es hat auf meinem Dach geraschelt und gescharrt und ich konnte nicht erkennen, wer das verursacht. Außerdem hatte ich die Balkontür offen, um ein bisschen Luft rein zu lassen. Und ich hatte wohl ein bisschen Schiss, dass irgendwelche Affen mich besuchen, obwohl die nachts ja eher schlafen. Pünktlich zur Dämmerung halb 6 bin ich wach.
Entsprechend früh bin ich im Restaurant, wo wir auch frühstücken, ich jedoch erstmal ein paar Postkarten schreiben will. Uwe ist auch schon wach. Er wischt auf seinem Handy rum. Hier hat es nämlich Wifi. Ich bin nicht online, aber bekomme Besuch von einem Eichhörnchen und dann gibt’s auch schon was zu essen.
Wie angekündigt trudeln kurz vor 8 Uhr Marco und unser neuer Reiseleiter Tom ein. Entgegen meinen Erwartungen ist Tom kein Europäer, wie ich dem Namen nach irgendwie erwartet habe. Er ist gebürtige Malaysier, wuchs aber in der Schweiz auf und kann daher sehr gut Deutsch. Er ist schätzungsweise um die 40, macht einen sympathischen Eindruck, nicht unbedingt sportlich, aber fröhlich. Mit ihm werden wir die restliche Reise absolvieren und das kann ich mir sehr gut vorstellen.
Delphine-jagen-und-im-Kreis-fahren die Erste
Wir beginnen mit einer erneuten Bootstour. Auch heute wieder ein nasser Einstieg, wenn auch aufgrund der Ebbe weiter draußen am Strand. In der großzügigen Mündung vom Südchinesischem Meer zum Fluss Keineahnungwiederheisst begeben wir uns auf Delphinjagd. Natürlich nicht mit Netz oder Harpune sondern nur zum Gucken und – wers schafft – fotografieren. Hier gibt es Irrawaddy-Delphine, von denen wir auch einige sehen können. Meistens allerdings mehr als 50 Meter weiter weg und auch nur, wenn sie mal eben zum Luft holen aus dem Wasser tauchen. Also schätzungsweise zwei Sekunden.
Unbeirrt steuert unser Bootsführer immer auf den Punkt zu, wo der letzte Delphin gesichtet wurde, obwohl das gar keinen Sinn macht. Schließlich schwimmen die ja weiter und warten nicht auf uns.
Nachdem wir oft genug im Kreis gefahren sind, geht’s wieder zu dem Fluss bzw. in dessen Seitenarm vom Vorabend. Auch heute steht wieder die Suche nach einem Krokodil auf dem Programm. Und tatsächlich am Ufer etwas verborgen hinter einem Baum macht Tom ein durchaus stattliches Tier aus. Den Kopf versteckt es hinter den Wurzeln, aber der Körper ist gut vom Boot aus zu sehen. Wir und ein weiteres Boot mit Ausflüglern fahren bis ans Ufer, um aus nächster Nähe Fotos machen zu können. Wir dürfen uns weit vorn an den Bug stellen und auch rauslehnen, nur Aussteigen ist verboten. Das erschließt sich mir nicht, denn im (zugegeben unwahrscheinlichen) Falle eines Angriffs hätte das Krokodil eine leichte Beute. Vorallem weil die anderen ein Kind dabei haben, das wir als Puffer rausschubsen könnten. *g* Aber es hat keine Lust und liegt nur faul rum. Es sei ihm gegönnt.
Paradiesisch: Satang, die Schildkröteninsel
Dank des niedrigen Wasserstandes können wir viele kleine Schlammspringer sehen. Und natürlich auch wieder die wichtigen Mangroven und Nipapalmen. Doch bald kehren wir um und es geht wieder hinaus aufs Südchinesische Meer. Wir eiern erneut eine Weile den Delphinsichtungen hinterher, bevor wir nach Satang düsen.
Satang ist eine kleine Insel in Privatbesitz. Die Insel gehört zu einem Schutzprojekt für Meeresschildkröten und es leben die meiste Zeit nur zwei Ranger da. Die kümmern sich darum, dass an dem kleinen Strand die von den Schildkröten des Nachts gelegten Eier, wieder ausgegraben und sicher verwahrt werden. Blieben alle Eier im Sandstrand liegen, würde wegen des Platzmangels unweigerlich eine andere Schildkröte die wieder unbewusst ausbuddeln und ihre Eier drauf legen.
Der Strand an dem wir landen und das dichte Grün des Regenwaldes einige Meter weiter muten tatsächlich wie ein kleines Paradies an. Viele Kokospalmen gibt es hier. Vor allem aber – was mir besonders gefällt – liegen viele Kokosnüsse herum, aus denen schon weitere Palmen sprießen. Manche Triebe noch ganz klein, andere schon einen Meter hoch. Die meisten sind noch nicht verwurzelt und ich wünschte, ich könnte eine mitnehmen für Zuhause.
In dieser kleinen Idylle nehmen wir unser Mittagessen ein. Ein kleines Picknick bestehend aus Sandwiches und Obst und Wasser. Ich könnte hier definitiv länger bleiben. *seufz*
Mehr zur Arbeit der Ranger
Nach der Mahlzeit erzählt uns Tom von der Arbeit der Ranger hier. Er hat ein großes Buch dabei in dem alle Daten eingetragen werden. Wann welche Schildkröte (die Art, nicht namentlich benannt) wie viele Eier abgelegt hat und wie viele Babyschildkröten man später ins große weite Meer entlassen hat. Es sind durchaus beachtliche Zahlen. Und die Ranger haben vor allem Nachts zu tun. Alle zwei Stunden müssen sie den Strand der Insel entlang patrouillieren, um zu sehen, ob und wo gerade eine Schildkröte ihre Eier ablegt. Naja und dann eben die Eier einsammeln. Und die Tiere sprechen sich auch nicht direkt ab. Es gibt Nächte, da ist gar nichts los, aber eben auch Nächte, wo mehrere Tiere ihren Nachwuchs ablegen wollen.
Am Strand ist ziemlich gut ein Loch zu erkennen, das eine Schildkröte vor zwei Nächten gebuddelt hat. Auf dem Sand hat sie charakteristische Spuren hinterlassen auf dem Weg zurück zum Meer. Ich hätte gern mal wieder eine große Schildkröte gesehen, aber die kommen ja nur nachts an Land. Und zum Schnorcheln ist das Wasser heute zu trübe.
Trotzdem nutzen wir die Möglichkeit und gehen baden. Es an diesem Strand nicht zu tun wäre eine Sünde! Das Meer ist Badewannenwasserwarm, also nicht direkt eine Erfrischung. Trotzdem tut es gut.
Gudrun wird nervös, während wir baden
Nachdem wir Satang verlassen haben, fahren wir ein paar Meter um die Insel herum und können dort vor einer Stein- und Regenwaldkulisse noch einmal ins Meer hüpfen. Ich habe zunächst Befürchtungen, ob bzw. wie ich wieder zurück ins Boot komme, bin aber trotzdem die erste im Wasser. Auch hier ist die Temperatur des Meeres nicht wirklich kühler als vorhin am Strand. Angelika und Ralf folgen mir und Tom stürzt sich ebenfalls beherzt ins Wasser. Auch unser Bootsführer lässt es sich nicht nehmen und taucht plötzlich mit einem frechen Grinsen neben mir aus den Fluten.
Gudrun im Boot wird etwas nervös. Aber unser Bad dauert ja nicht lange. Keine 15 Minuten später klettern wir alle zurück ins Boot. Dank der kleinen Leiter am Heck sehe ich nicht allzu würdelos aus, als ich mich aus dem Wasser hieve. Mit ordentlichem Tempo machen wir uns auf den Weg zurück ins Permai Rainforest Resort.
Traumstrand mit Müll
Da keine weiteren Termine heute anstehen, will ich baden gehen. Erst denke ich an den Dschungelpool, doch dann zieht es mich an den zweiten, etwas versteckten Strand am Ende des Resorts. Ich habe nur FlipFlops an und rechne nicht damit, dass ich auch hier über Wurzeln und Steine klettern muss.
Der Strand ist keine 50 Meter lang und vielleicht 15 Meter breit. Einige Felsen und große Steine liegen herum, von vorne das Meer und an drei Seiten grenzt der Regenwald an. Es ist ein hübsches Fleckchen Erde. Leider macht auch hiervor die Umweltverschmutzung nicht halt. Plastikmüll liegt herum, den ich kurzerhand einsammle und mitnehme, um ihn zu entsorgen.
Baden ist leider nicht, da sich mit einem Mal die Sonne verzieht und es nach Regen aussieht. Also kehre ich zurück in mein Baumhäuschen.
Unterwegs gibt einer meiner FlipFlops den Geist auf. Nun muss ich notgedrungen Ersatz beschaffen. Also trabe ich nach dem kleinen Regenschauer los. Etwa 10 Minuten Fußweg von „meinem“ Resort entfernt liegt sowas wie eine Unterhaltungsmeile. Dort gibt es Souvenirshops und für die interessierten Touristen lautstarke Bespaßung mit Musik und elektronischen Spielgeräten. Weil mir das alles zuwider ist, betrete ich den erstbesten Shop in dem es FlipFlops gibt und Wasser. Packe ein was ich brauche, zahle und verschwinde wieder. Ich lobe mir die Ruhe in Permai.
Tatsächlich: Unsere Gruppe kommt sich näher
Nach dem Abendessen ist Zeit tatsächlich im Kreise unserer Reisegruppe noch etwas zu plaudern. Es geht hauptsächlich um Sprache. Mit meiner Bemerkung ich könnte den bayerischen Dialekt nicht leiden, den fränkischen hingegen fände ich immer zum Schmunzeln, mache ich mich (unbeabsichtigt) vor allem bei Uwe aus Nürnberg beliebt.
Als ich zu meinem Baumhaus gehe, leuchte ich mit meiner Taschenlampe alles neben dem Weg ab. Zu meiner Freude entdecke eine kleine Agame auf einem Ast. Sie lässt sich auch anstandslos von mir fotografieren. Ich nenne sie Enrico. Mehr sehe ich leider nicht, aber am nächsten Abend gibt es wieder eine geführte Nachtwanderung, wo unser kundiger Reiseführer mit Adleraugen Insekten erspäht.
Ich bin ganz ganz angetan von Deinen Fotos und den Erzählungen! Da kriegt man ja Fernweh vom Feinsten!!!
Aber das mit dem Plastikmüll hab ich von so vielen schön gehört, dass es alles buchstäblich kaputt macht! Gerade noch ergeht man sich unsagbar traumhaften, paradiesischen Ausblicken und dann…mittendrin Müll… 😦
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Danke Dir 🙂
Ja, der Müll ist echt ein Problem. Ich würde gern ein Schiff chartern, damit übers Meer schippern und wann immer ich Müll sehe den einsammeln. Zwischendurch Inseln ansteuern und dort auch Müll einsammeln. Das wäre cool. 🙂
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