Mittwoch, 26. April 2017
Die Kurzfassung:
Am Vormittag Besuch im Semenggoh Orang Utan Rehabilitationszentrum. Die Affen leben hier frei im Regenwald, werden aber zugefüttert. Während die anderen Zuschauer an der Fütterungsplattform warten, entdeckt unser Fahrer einen Orang Utan beim Aufstehen. Während der nächsten 30 Minuten zeigt sich: die Affen sind gestresst und Menschen können so scheisse sein. Ich bin genervt, angeekelt und heule. Und ich fühle mich beschenkt, dass ich die Affen in den Bäumen sehen darf.
Anschließend Besuch im Sarawak-Museum und Stadtbesichtigung per Bus und zu Fuß. Zwischendurch Mittagessen. Vielzuviele Erklärungen mit Daten und Fakten und überhaupt. Mir schwirrt der Kopf. Das alles bei strahlendem Sonnenschein und um die 30 Grad. Abends regnets endlich mal und ich stopfe mich im TopSpot mit Seafood voll für wenig Geld.
Und jetzt ausführlich:
Nach einem Frühstück mit giftgrünem Brot und verdammt leckerer geräucherter Entenbrust starten wir den ersten Ausflug. Wir fahren ins Semenggoh Nature Resort in ein weiteren Orang Utan Rehabilitationszentrum. Dort kann man zweimal täglich für jeweils eine Stunde zu den Fütterungsplattformen im Regenwald gehen und sehen ob, die Orang Utans sich ihr Obst abholen.
Die Affen leben hier quasi halb-wild in dem geschützten Regenwald. Das Gebiet ist nicht besonders groß. Theoretisch ist es sogar viel zu klein für die hier lebenden Orang Utans, die eigentlich Einzelgänger sind. Aber sie leben immerhin nicht in einem Käfig. Ein Führer des Zentrums schwört uns zunächst auf das kommende ein. Es dürfen keine Taschen oder Rucksäcke mit genommen werden. Auch nichts Essbares, und Getränke nur in den Hosentaschen, wenn es sein muss. Kameras und Handys sind erlaubt. Außerdem ist Abstand zu halten zu den Tieren.
Gespanntes Warten auf die Affen
Neben meiner Reisegruppe treffe ich hier auch Regina und Oliver wieder, die gekommen sind, um Ritchie zu sehen – einen wohl sehr beeindruckenden Orang Utan-Mann, der hier lebt. Geschlossen gehen wir in einem Pulk von ca. 30-40 Leuten zur ersten Fütterungsplattform. Während der örtliche Guide zur Plattform selbst geht, um die Tiere zu rufen, beziehen die Besucher Stellung in vermeintlich sicherer Entfernung. Vermeintlich, weil die Affen ja auch von hinten kommen könnten, direkt an den Zuschauern vorbei.
Gespannt schauen alle in die Bäume. Minutenlang tut sich gar nichts. Ich habe gemischte Gefühle. Plötzlich winkt unser Reiseleiter Marko unsere Truppe zusammen und führt uns ein Stück des Weges zurück. Unser Fahrer – gesegnet seien seine Adleraugen – hat im dichten Blätterdach das Nest eines Orang Utans ausgemacht. Und nicht nur das, nein, es liegt sogar einer drin und steht gerade auf. Nachdem wir mit Hilfe von Gesten und Erklärungen und Fernglas alle wissen wo wir hinsehen müssen ist es eine Freude zuzusehen. Erst recht als wir nur wenige Meter neben dem einen Nest ein weiteres entdecken, in dem ebenfalls ein Orang Utan schläft.
Stress für die Tiere
Als der erste Affe, übrigens eine Mutter mit Kind, sich langsam auf den Weg zur Fütterungsplattform macht, kehren auch wir zurück. Ich habe ein fettes Grinsen im Gesicht. Und ich gestehe, ich fühle mich etwas elitär gegenüber den anderen Besuchern, die noch immer auf den Anblick eines Affen warten.
Als auch Minuten später noch immer kein Orang Utan da ist, will der örtliche Führer zur zweiten Plattform wechseln. Doch unser Reiseleiter weist ihn auf die von unserem Fahrer entdeckten Affen hin. Jetzt pilgern alle zu der Stelle an der wir gerade waren. Der Lärmpegel schwillt an und die Menschen drängeln sich, um Fotos zu machen und so nahe wie möglich dran zu sein. Auch als ein zweiter Orang Utan sich nähert. Dem ist deutlich anzumerken, dass ihm die vielen Menschen nicht geheuer sind. Aber er will auch unbedingt das Futter und muss dafür immer tiefer vom Baum runter. Auch hier handelt es sich um ein Weibchen mit Kind.
Wir werden wieder alle zur Fütterungsplattform dirigiert, wo wir dann nach einander mehrere Orang Utans sehen. Mir steigen schon wieder Tränen in die Augen. Freude und Trauer mischen sich, wie schon vorher und wie auch später noch. Es ist ein einziges Emotionsknäuel in mir. Ich fühle mich gesegnet, dass ich diese Tiere überhaupt sehen darf, aber bin auch unglücklich, dass sie ihr Leben nicht in Freiheit verbringen können und hier für ein bisschen Obst zur Belustigung vorgeführt werden.
Lauter Affenmamas mit Nachwuchs
Es taucht noch ein weiteres Orang Utan-Weibchen mit Kind auf. Inzwischen kennen die Besucher keine Grenzen mehr und scharren sich um den Baum mit dem Tier. Ich habe immer noch Tränen in den Augen und mir ist ein wenig schlecht. All das Geschrei und wilde Gefuchtel mit Handys und Kameras, setzt mir ziemlich zu. Dabei steht es mir nicht zu, mich überlegen zu fühlen oder auf jemanden mit dem Finger zu zeigen. Auch ich habe fotografiert. Denn ja, auch ich möchte zu Hause zeigen, dass ich einen Orang Utan im Regenwald gesehen habe. Das macht mich nicht besser. Aber ich will eben auch den Moment genießen. Diese wunderschönen Tiere ansehen – nicht nur durch eine Kamera – und fühlen was da alles an Emotionen hochkommt.
Die Geschichte Sarawaks
Nach einer Stunde werden wir alle wieder zurück zum Eingang gebracht. Anschließend kehren wir zurück nach Kuching. Jetzt geht es mit Kultur weiter. Ein Besuch steht an im Sarawak-Museum. Dort finden sich Unmengen ausgestopfter Tiere, die seinerzeit Alfred Russel Wallace auch im Rahmen seiner Evolutionstheorie hier auf Borneo fing. Entsprechend alt und verstaubt wirken die Exponate.
Marko geht mit uns von Vitrine zu Vitrine und erklärt uns etwas dazu. Im 1. OG geht es um die Menschen auf Borneo. Die vielen verschiedenen Eingeborenen-Stämme, die inzwischen nur noch selten so leben wie früher. Mir knurrt ein bisschen der Magen, aber ich versuche trotzdem konzentriert zuzuhören und mich für die Kultur zu interessieren. Trotzdem bin ich froh als wir durch sind und zum Mittagessen in ein kleines Lokal fahren. Wie in den nächsten Tagen immer wieder, gibt es Reis, Gemüse, Huhn und Fisch.
Angelika gesteht, dass sie vom Essen her im falschen Land ist. Sie mag weder Reis noch Fisch und Huhn steht auch nicht besonders hoch im Kurs. Aber sie wird sich ohne große Nörgeleien durch die vielen Varianten von Reis, Huhn und Fisch essen, die wir vorgesetzt bekommen. Sie nimmt es mit Humor. Das mag ich.
Stadtrundfahrt mit Bus und zu Fuß
Nach dem Essen macht Marko mit uns eine Stadtführung. Schon im Bus – wir fahren immer mit einem Kleinbus rum – hat er uns Daten und Fakten rund um die Geschichte von Borneo im Allgemeinen und Kuching im Besonderen um die Ohren gehauen. Als wir aussteigen und einen Spaziergang durch Kuching machen, gibt es viele weitere Informationen. Aber so leid es mir tut, ich habe so gut wie gar nichts behalten.
Wir schlendern an der Gewürzstraße entlang, sehen uns diverse Moscheen an, bummeln durch die Indische Marktstraße und besuchen den größten und ältesten chinesischen Tempel in Kuching. Obwohl Gudrun am lautesten stöhnt, wünschen sich auch meine Füße eine Pause. Zurück im Hotel genehmige ich mir daher eine Auszeit am Pool.
Anschließend zieht es mich ein weiteres Mal in die Stadt zur Waterfront, um das nächtliche Kuching zu fotografieren. Dafür bin ich leider überhaupt nicht begnadet, denn so gut wie alle Bilder sind verwackelt. Außerdem überrascht mich ein heftiger Regenguss. Als es richtig losgeht, stehe ich gerade unter einem der vielen Pavillons die aufgebaut werden für ein Fest am Wochenende. Ich bin ohne Schirm losgezogen und ohne Regenponcho, also harre ich 20 Minuten unter dem Pavillon aus. Irgendwann regnet es nicht mehr so heftig. Zeit sich auf den Weg zum TopSpot zu machen, wo hoffentlich etwas zu essen auf mich wartet.
Im Seafood-Himmel
Während der Rest meiner Reisegruppe im Hotel speist, genehmige ich mir einen Teller voller unbekanntem Seafood. Die freundliche Dame am Stand erklärt mir geduldig was da alles in ihrer Auslage schwimmt. Ich picke mir raus, was ich haben möchte, dann wird der volle Teller gewogen. Keine 10 Minuten später habe ich die in Sojasoße zubereiteten Leckereien mit einer Schale Reis vor mir stehen. Ich bin begeistert! Tintenfisch, Muscheln, verschiedenster Fisch – alles möglich habe ich mir aufgeladen und bis auf eine Ausnahme schmeckt alles sehr gut. Als ich die Rechnung erhalte, falle ich fast um. Für den ganzen Teller mit frischen Meeresfrüchten wollen die umgerechnet gerade mal € 5 haben. Das ist ein Witz! Ich schwöre mir, dass ich bei der nächsten Gelegenheit noch einmal hier essen werde. Bei den Preisen werde ich es ausnutzen mich mit Seafood vollzustopfen.
Ich habe am Anfang echt den Atem angehalten 🙂 Ist ja doch eine sehr große Gruppe gewesen, die da an den Fütterungsplattformen war… Aber der Anblick ist bestimmt unsagbar gewesen!
Die Katzenstatue ist ja mal hübsch 🙂 Gut, wenn ich auch sagen muss, dass lebendige Katzen mir mehr zusagen…. Aber wenn das eher so ein Touri-Gag ist, ist das wiederum sehr traurig.
Hauptsache, Dir hats geschmeckt 😉
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Es waren ziemlich viele Menschen, wie ich finde. Bei der Nachmittagsfütterung sollen wohl noch mehr Menschen da sein. Da gibt es bestimmt auch noch mehr Lärm und Stress für die Affen.
Es war dennoch ein unglaubliches Erlebnis, die Orang Utans beim Aufwachen zu sehen. Und vor allem so viele Mamis mit ihrem Nachwuchs.
Über die Katzenstatuen kann man streiten. *g* Vieles ist hier mehr kitschig als schön. Dazu gehören auch die Katzenstatuen. Mir ist eine lebende Katze auch lieber. Wobei es in Kuching nicht mehr Katzen gibt als in anderen Städten.
*g* Geschmeckt? Ohja, und wie 🙂
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